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Strahlen im Flockenwirbel. Gregor Schlierenzauer feiert mit 26 000 Zuschauern in Bischofshofen seinen ersten Gesamtsieg der Vierschanzentournee. Foto: dpa

© dpa

Sport: 3,5-Schanzentournee

In Bischofshofen kann nur ein Durchgang gestartet werden – Schlierenzauer gewinnt Gesamtwertung.

Bischofshofen - Ein etwas merkwürdiges Finale war es, auf jeden Fall eines mit abruptem Ende. Das letzte Springen der Vierschanzentournee war auf einmal vorbei, beendet von einem starken Flockenwirbel. Ein Durchgang konnte noch auf der Schanze von Bischofshofen durchgeführt werden, dann war Schluss – und Gregor Schlierenzauer stand als Gesamtsieger fest. Das Zustandekommen seines Erfolgs konnte der Österreicher schnell vergessen. „Einer meiner größten Träume geht in Erfüllung. Das hat ganz schon Nerven gekostet, aber jetzt habe ich es endlich geschafft“, sagte Schlierenzauer. Er erfuhr im Springerlager nach einiger Wartezeit vom Abbruch des Finalspringens nach dem ersten Durchgang und fiel seinen Teamkollegen in die Arme. Dann lief er den Hang mit Faust in der Luft herunter und machte die Welle mit den feiernden Austria-Anhängern.

Es war Schlierenzauers erster Gesamtsieg bei der Tournee, und während er den einen Tag vor seinem 22. Geburtstag vor 26 000 Zuschauern feierte, beendeten die deutschen Athleten einen für sie enttäuschenden Skisprung-Grand-Slam mit Gesamtplatz sieben für Severin Freund und Rang zehn für Richard Freitag in der Tageswertung. Schlierenzauer reichte in Bischofshofen Platz drei, um die Gesamtwertung souverän vor Tagessieger Thomas Morgenstern und Andreas Kofler zu gewinnen. Damit gewann mit Österreich erstmals in der Geschichte eine Nation zum vierten Mal in Folge die Tournee.

Severin Freund fiel nach einem enttäuschenden 30. Platz im Finalspringen auf Rang sieben der Gesamtwertung zurück. „Ich muss aus meinen Fehlern bei dieser Tournee lernen. In Deutschland war ich voll auf Kurs, dann ist mir die Puste ausgegangen“, sagte er. „Wir wollten natürlich um den Sieg mitspringen, aber unsere zwei Spitzenleute sind im Moment nicht konstant genug“, räumte Bundestrainer Werner Schuster ein. Sein Chef, Sportdirektor Thomas Pfüller, sieht das Ergebnis dagegen gelassen: „Wir vertrauen Werner Schuster. Er ist ein hervorragender Mann und wird uns bis zu Olympia 2014 wieder zur Nummer eins führen.“

Die hat momentan klar Österreich inne. Die Entscheidung um den Gesamtsieg fiel, als Herausforderer Kofler nach einem völlig verpatzten Sprung bei 122 Metern notgelandet war. Dann wurde zwar der zweite Durchgang gestartet, aber nach zwei Unterbrechungen wegen Schneefalls beendet. „Das war die einzig richtig Entscheidung“, sagte Schuster.

Dass es überhaupt zu einem Springen kam, war vor allem Skisprung-Chef Walter Hofer zu verdanken. Nach zwei Qualifikations-Abbrüchen ritzte er eigenhändig mit einer Kettensäge Rillen in die Anlaufspur. Nachdem schon in der Qualifikation mehrere Springer fast vor dem Absprung zu Fall gekommen waren, stürzte der Tscheche Lukas Hlava im Springen durch einen eigenen Fehler schwer.

Nach der sicheren Landung überkreuzte er die Ski, krachte mit dem Gesicht heftig in den Schnee und musste auf dem Schlitten Richtung Hospital abtransportiert werden. In Garmisch-Partenkirchen hatte sich der Norweger Tom Hilde bei einem Crash einen Rückenwirbel gebrochen. Es war der Tiefpunkt zweier dramatischer Tage mit Orkan Andrea in Bischofshofen. Am Donnerstag war der erste Versuch einer extra nach vorn verlegten Qualifikation nach einem Trainerstreik abgebrochen worden. Am Wettkampftag setzten sich im Dauerschneefall die Probleme mit der Anlaufspur fort, weil Österreichs Organisatoren im Gegensatz zu denen in Deutschland nicht in eine Spurkühlung investiert hatten. So reichte es auch nur zu einem etwas merkwürdigen Finale. dapd

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