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Rekord für die Ewigkeit. Kein Rennfahrer hat die berüchtigte Nordschleife je schneller umrundet als Stefan Bellof. Im Porsche 956 fuhr er 1983 im Training eine Rundenzeit von 6:11, 13 Minuten.

© Imago/Simon

30. Todestag der deutschen Formel-1-Hoffnung: Stefan Bellof: Einer wie Ayrton Senna

Heute vor 30 Jahren starb Stefan Bellof. Er hätte der erste deutsche Formel-1-Weltmeister werden können. Doch die berüchtigte Senke von Eau Rouge in Spa wurde ihm zum Verhängnis.

Er war der kommende deutsche Superstar in der Formel 1. Der dreimalige Weltmeister Jackie Stewart sagte einmal über ihn: „Er ist das größte Talent, das mir je begegnet ist.“ Stefan Bellof hatte alles, um schon in den achtziger Jahren zu schaffen, was später Michael Schumacher und Sebastian Vettel erreichten: Weltmeister zu werden – und das nicht nur einmal. Er hatte etwas von beiden, das Talent sowieso, den Ehrgeiz und den Arbeitswillen von Schumacher, dazu aber auch noch die lockere, zugängliche Persönlichkeit, die auch Vettel auszeichnet. Doch das Schicksal wollte es anders. Vor 30 Jahren, am 1. September 1985, verunglückte Bellof bei einem Lauf zur Sportwagen-Weltmeisterschaft im belgischen Spa tödlich, mit nur 27 Jahren.

Die Sportwagen-WM war eigentlich nur die Nebenbeschäftigung des blonden Gießeners. Aber eine, in der er sein Talent noch öfter zeigen konnte als in den Anfangsjahren in der Formel 1. Denn der Werks-Porsche war ein Siegerauto, Bellofs Tyrrell in der Formel 1 dagegen nicht unbedingt. Mit einem Sportwagen wurde Bellof denn auch endgültig zum Idol der deutschen Rennsportfans: Im Porsche umrundete er 1983 die berüchtigte Nordschleife in 6:11,13 Minuten. Diese Zahl kennt jeder Ringfan bis heute auswendig – niemand ist je schneller auf der wohl schwierigsten Strecke der Welt gefahren.

Trotz seines unterlegenen Autos zeigte Bellof auch in der Formel 1, dass er ein kommender Champion war. Etwa beim völlig verregneten Rennen in Monaco 1984, als er von ganz hinten durchs Feld pflügte. Die meisten erinnern sich heute zwar nur noch an dieses Rennen, weil der vorzeitige Abbruch damals Ayrton Sennas ersten Sieg verhinderte und Alain Prost sich gerade so als Erster ins Ziel rettete. Doch Stefan Bellof lag zum Zeitpunkt des Abbruchs auf Platz drei und machte sogar auf Senna Zeit gut.

Über die Schuldfrage bei Bellofs Unfall wurde und wird immer noch diskutiert

Der für den Abbruch in Monaco verantwortliche Rennleiter war damals Jacky Ickx. Jener Belgier, der an Bellofs tödlichem Unfall später entscheidend mitbeteiligt war. Beide fuhren in Spa Seite an Seite in die berühmt-berüchtigte Senke von Eau Rouge, aus der Bellof nicht mehr lebend hinauskam. Über die Schuldfrage wurde und wird immer noch diskutiert. Klar ist einerseits: Ein Überholmanöver in der ultraschnellen Eau Rouge ist gewagt. Andererseits hatte Ickx seinen deutlich schnelleren Porsche-Teamkollegen zunächst rundenlang blockiert - und manche sind bis heute der Ansicht, dass der Belgier den ungeliebten Stallrivalen regelrecht in eine Falle lockte, als er nach der Spitzkehre von La Source in der Anfahrt zur Eau Rouge plötzlich nach rechts zog.

Bellof startete den Überholversuch, doch obwohl ihm das durch Blaue Flaggen signalisiert wurde, ging Ickx nicht vom Gas. In der Senke berührten sich die Autos, als Ickx wieder leicht nach links zog. Bellof schoss geradeaus mit Tempo 300 in die Leitplanken. Weil genau an der Einschlagstelle ein Betonpfeiler stand, hatte er keine Chance. Der frühere Formel-1-Pilot Christian Danner gehört zu denen, die noch heute ein gewisses Problem mit Ickx haben, „weil der Unfall damals in seiner Verantwortung lag“.

1986 hätte er für Ferrari fahren sollen

Tragisch war das Unglück auch, weil das Rennen zu Bellofs letzten in der Sportwagen-WM gehörte. 1986 hätte es in der Formel 1 endlich ganz an die Spitze gehen sollen. Enzo Ferrari hatte ihn nach dem fulminanten Monaco-Auftritt 1984 persönlich als Fahrer auserkoren. Kurz vor seinem Tod hatte Bellof den Vertrag in Maranello unterschrieben. Als Ersatz holte Ferrari dann Gerhard Berger. "Heute würde ich sagen, dass Bellof damals auf einem Level mit Senna war", sagte der Österreicher einmal. "Das siehst du gleich, wenn du hinter so einem herfährst.“ Und Michael Schumacher sagte noch 2010: „Wenn Stefan nicht verunglückt wäre, hätte es meine Karriere vielleicht nie gegeben. Weil sich dann im Motorsport alles um Bellof gedreht hätte, weil er der Formel-1-Weltmeister und PS-Superstar geworden wäre."

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