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4:1 gegen Cottbus: Ohne Makel geht es bei Bayern nicht

Nach einem Rückstand im eigenen Stadion gewinnt Bayern München doch noch 4:1 gegen den Tabellenletzten Energie Cottbus.

Von allen Bundesliga-Stadien hat die Münchner Arena bisher die meisten Tore gesehen. Vor der Partie des FC Bayern gegen Energie Cottbus waren es bereits 32, genau 5,3 pro Spiel. Diesmal wurde der Schnitt nicht ganz erreicht, es fielen nur fünf Tore – denn den Bayern gelangen trotz 33 Torschüssen nur vier Treffer. Auch Bayerns Trainer Jürgen Klinsmann zeigte sich mit dem 4:1 (2:1)-Sieg nicht ganz zufrieden: „Wir hätten uns noch ein paar Tore mehr gewünscht. Es hätte gut und gerne 8:1 oder 9:1 ausgehen können.“

Chancen dafür hatte es zuvor genug gegeben. Vor allem, weil die Spieler den Appell von Jürgen Klinsmann befolgt hatten, den Gegner tunlichst ernst zu nehmen – immer wieder kamen sie zu guten Gelegenheiten, weil schon im Mittelfeld Bälle erobert und schnell in die Spitzen gespielt wurden. Nachdem Miroslav Klose und Luca Toni zu Beginn beste Chancen ausgelassen hatten, fiel das Tor nach knapp 25 Minuten – allerdings auf der anderen Seite. Ervin Skela verwandelte die erste nennenswerte Cottbuser Möglichkeit, einen Freistoß aus 25 Metern, direkt. Es war allerdings ein fraglicher Freistoß gewesen, weshalb sich der mutmaßliche Übeltäter Bastian Schweinsteiger vor und nach dem Tor gehörig bei Schiedsrichter Michael Kempter beschwerte. „Das war ein Foul von ihm, nicht von mir. Dass Cottbus dadurch in Führung geht, das war ein bisschen verkehrte Welt“, sagte Schweinsteiger später. Die Bayern ergriff daraufhin eine kurze Schockstarre – vermutlich erinnerten sie sich daran, dass sie vergangene Saison überraschend mit 0:2 in der Lausitz verloren hatten.

Doch diesmal kam es anders. Keine fünf Minuten nach dem Rückstand holte Franck Ribéry direkt vor dem gegnerischen Strafraum einen Freistoß heraus. Der Franzose trat selbst an, setzte den Ball zum 1:1 in den linken Torwinkel und lief jubelnd zur Bank, wo er sich vermutlich dafür bedankte, dass er kurz zuvor endlich ein Paar Handschuhe bekommen hatte. Bis dahin hatte er auch schon das Angriffsspiel der Bayern bestimmt, hatte aber oft auch nur am Spielfeldrand gestanden, händeringend wartend.

Wenig später schoss Martin Demichelis die Bayern in Führung. Nach einem bereits geklärten Eckball für die Bayern lief der Abwehrspieler nicht zurück, sondern wartete auf die zweite Flanke und verwandelte per Kopf zum 2:1. Normalerweise hätte man sagen müssen: Nach der Führung der Bayern war der Cottbuser Widerstand gebrochen – doch dieser Widerstand war davor auch schon nicht zu sehen gewesen. Die Bayern ließen sich lediglich nicht mehr so viel Zeit, ihre Chancen zu nutzen. Klose traf per Kopf nach einer Ribéry-Flanke, Toni nach einer Ecke halbvolley und völlig ungedeckt aus rund fünf Metern. „Das war ein Klassenunterschied“, sagte Energies Torhüter Gerhard Tremmel, der eine noch höhere Niederlage der Gäste verhinderte.

Nachdem die Bayern in der Vergangenheit schon öfter eine Führung verspielt hatten – wie zuletzt beim 2:2 in Mönchengladbach – gerieten sie gegen den Tabellenletzten nicht mehr in Gefahr. „Das Gladbach- Spiel hatten wir noch in den Köpfen. Es ist gut, dass wir diese Reaktion gezeigt haben“, sagt Philipp Lahm. Auch Uli Hoeneß war trotz der vielen vergebenen Chancen zufrieden. „Es kommen jetzt Wochen der Wahrheit“, sagte der Manager, „da muss man sich auch ein bisschen schonen.“ Zum Beispiel für das Spiel in zwei Wochen. Da kommt Hoffenheim in das Stadion, in dem die meisten Tore der Liga fallen.

Christoph Leischwitz[München]

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