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Am Ziel: Wilson Kipsang.

© AFP

Update

40. Berlin-Marathon: Kenianer Wilson Kipsang läuft neuen Marathon-Weltrekord

15 Sekunden reichten aus für den Kenianer Wilson Kipsang Kiprotich, um beim 40. Berlin-Marathon einen neuen Weltrekord aufzustellen. Ein Flitzer sorgte für eine Schrecksekunde - und brachte Kipsang um seinen Zieleinlauf. Am Mittag musste der Marathon sogar kurzzeitig unterbrochen werden.

Berlin bleibt das schnellste Pflaster der Welt. Wilson Kipsang Kiprotich aus Kenia unterbot beim 40. Berlin-Marathon die bisherige Weltrekordzeit um 15 Sekunden und kam nach 2:03:23 Stunden ins Ziel. Der 31 Jahre alte Kipsang hatte bisher schon die zweitbeste Zeit der Welt gehalten. Der Zweitplatzierte Eliud Kipchoge, ebenfalls aus Kenia, brauchte auch nur 2:04:05 Stunden. „Es war mein erster Marathon in Berlin, ein toller Kurs, viele Leute feuern an, ich liebe Berlin“, sagte Wilson Kipsang. Für ihn sei ein Traum in Erfüllung gegangen.

Schon der Weltrekord zuvor war in Berlin aufgestellt worden, Kipsangs Landsmann Patrick Makau hatte ihn vor zwei Jahren aufgestellt. Diesmal konnte er in Berlin wegen eines entzündeten Knies nicht mitlaufen. „Er hat den Zieleinlauf bei uns im Vip-Zelt verfolgt und war nicht ganz so glücklich“, erzählte Renndirektor Mark Milde hinterher.

 Irina Mikitenko: 41-jährige Deutsche läuft Weltrekord in der Masterklasse

Irina Mikitenko lieferte dazu noch einen Altersklassenweltrekord.. Die 41 Jahre alte deutsche Rekordhalterin unterbot in 2:24:54 Stunden die bisherige Bestzeit der Mastersklasse um fast eine Minute. „Ich fühle mich supergut. Fast eine Minute den Weltrekord unterboten, dritter Platz – was will man mehr?“, sagte sie glücklich im Ziel. „Ich bin schon 41, aber das sagt nix. Ich fühle mich wie 20.“ Auch den deutschen Rekord hatte Mikitenko in Berlin aufgestellt. Die Zuschauer haben sie diesmal wieder ins Ziel getragen: „Sie rufen Irina, Irina, Irina, ich wusste nicht wo ich langsamer laufen sollte.“ Nach 2011 gewann die Kenianerin Florence Kiplagat zum zweiten Mal den Berlin-Marathon, 2:21:13 Stunden betrug ihrer Siegeszeit.

Berlin-Marathon: Wilson Kipsang Kiprotich, Geoffrey Kipsang und Eliud Kipchoge setzten sich nach 30 Kilometern ab

29:16 Minuten brauchte die Spitzengruppe für zehn Kilometer, 1:01:31 Stunden für den Halbmarathon. Die Spitzengruppe, das waren bei der Hälfte des Rennens noch neun Läufer, zwei von ihnen Tempomacher. Nach 25 Kilometern verkleinerte sich der Führungszirkel, erst auf sechs Läufer, und nach 30 Kilometern dann schließlich auf ein kenianisches Trio: Wilson Kipsang, Geoffrey Kipsang und Eliud Kipchoge. Die Tempomacher hatten zu diesem Zeitpunkt ihre Aufgabe erledigt und ließen die Spitzenläufer alleine weiterlaufen.

Kilometer 35: Wilson Kipsang Kiprotich versuchte auszureißen und erarbeitete sich einen kleinen Vorsprung

Zu diesem Zeitpunkt war das Tempo wieder eine Nuance langsamer geworden. Doch das sollte sich noch einmal ändern. Zu dritt zogen die Kenianer die Geschwindigkeit noch einmal an, bei Kilometer 34 hatten sie wieder das Rekordtempo erreicht. Doch es ging den dreien nicht in erster Linie um die Zeit. Der Sieg zählt, und da fiel eine Vorentscheidung bei Kilometer 35. Wilson Kipsang versuchte auszureißen und erarbeitete sich einen kleinen Vorsprung, Kipchoge nahm die Verfolgung auf, Geoffrey Kipsang musste etwas abreißen lassen. Kipchoge rannte in einer Lauerposition, er schien sich noch einmal an Wilson Kipsang heranarbeiten zu können. 

Aber Wilson Kipsang fand den perfekten Rhythmus und konnte seinem Verfolger entkommen. Auf den letzten Kilometern lag er wieder auf Rekordkurs – und vollendete seine Weltrekordmission am Ende erfolgreich.

Ein Provokateur hat beim Berlin-Marathon für Ärger beim Sieger Wilson Kipsang und einen Schock bei den Rennorganisatoren gesorgt. Ein Mann stürmte wenige Meter vor dem Ziel auf die Strecke und überquerte vor dem neuen Weltrekordmann aus Kenia die Ziellinie. „Wir haben ihn der Polizei übergeben und haben ihm Hausverbot erteilt“, erklärte Renndirektor Mark Milde zu dem Vorfall. Dass der Mann schon am vergangenen Wochenende beim Bundesligaspiel Hannover gegen Augsburg den Rasen betreten hatte, war Milde nicht bekannt.

Der Störenfried trug beim Zieldurchlauf des Berlin-Marathons eine Startnummer F7527, die für eine Läuferin aus Niedersachsen in der Altersklasse W35 ausgestellt war. Zwischenzeiten wurden am Sonntag für diese Startnummer nicht registriert. Männer-Sieger Kipsang wurde durch die Aktion auch die traditionelle Durchquerung des Zielbandes verwehrt. Erst hinter dem Ziel konnten Ordnungskräfte den Mann stoppen. Nach Informationen der Zeitung „Die Welt“ soll es sich um einen 35-Jährigen handeln. Alles Weitere übernehme jetzt die Polizei, sagte Renndirektor Milde.

Erschreckend ist der Vorfall vor allem unter dem Sicherheitsaspekt. Die Veranstalter des Berlin-Rennens hatten nach dem Bombenattentat im April beim Boston-Marathon, bei dem drei Menschen starben, die Sicherheitsvorkehrungen erhöht. Erstmals war der Tiergarten komplett eingezäunt worden, die Zuschauer des Start- und Zielbereichs wurden stichprobenartig kontrolliert. „Wir wollen keinen Hochsicherheitstrakt, aber alle sollen sich sicher fühlen“, hatte Geschäftsführer Jürgen Lock vom Veranstalter SCC-Events angekündigt.

Am Mittag gab es auch am Potsdamer Platz eine Schrecksekunde: Polizeispezialistenfuhren in einem dunklen Bus von Kreuzberg her kommend vorsichtig auf die Menge der Zuschauenden zu. Dann liefen Männer mitten auf die Marathonstrecke, baten mit erhobenen Armen die Menge der Läufer, kurzfristig abzustoppen, machten den Weg für die Durchfahrt frei. Alle Athleten konnten dann nur noch auf der Stelle treten, und die Polizei fuhr unter Blaulichtwarnung hindurch.

An einer Tribüne war zuvor ein herrenloser Kinderwagen aufgefallen - und wegen der Anschlags-Erfahrungen beim Bostoner Marathon wollte auch Berlin auf Nummer sicher gehen. So checkten die Polizeispezialisten sofort den Kinderwagen. Doch statt gefährlicher Güter fanden sich darin zum Glück nur Kochtöpfe, offensichtlich die Utensilien einer Trommelgruppe. Die einen waren erleichtert, die anderen verärgert, weil sie nun mit einer unfreiwillig schlechteren Zeit ins Ziel kamen.

Alle Ergebnisse des 40. Berlin-Marathons finden Sie hier.

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