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Mann für schlechte Nachrichten. Ingo Schiller verantwortet Herthas Finanzen – und ringt regelmäßig vergeblich um einen ausgeglichenen Hauhalt.

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42 Millionen Euro Schulden: Herthas bittere Bilanz

Die Schulden von Hertha BSC belaufen sich offiziell auf 42 Millionen Euro – Höchststand seit sechs Jahren. Und eigentlich sind die Zahlen sogar noch dramatischer.

Tage, an denen Ingo Schiller in Erscheinung tritt, sind meist keine besonders guten Tage für Hertha BSC. Schiller ist neben Michael Preetz der zweite Geschäftsführer des Fußball-Zweitligisten, der sich weitgehend im Hintergrund aufhält – Schiller verantwortet den Bereich Finanzen, und auf diesem Gebiet sieht es traditionell trüb aus bei den Berlinern. Am Montag verkündete Schiller die Zahlen für das abgelaufene Geschäftsjahr, es umfasst die vergangene Saison 2011/12, die Hertha als Bundesligist mit dem Abstieg in die Zweite Liga abschloss. Zum Stichtag 30. Juni 2012 weist die Hertha BSC GmbH & Co Kommanditgesellschaft auf Aktien, kurz KGaA, einen neuen Schuldenstand von 42,02 Millionen Euro Schulden aus.

Die Schulden sind im Geschäftsjahr 2011/12 um knapp 7,3 Millionen Euro gewachsen. Der Fehlbetrag, den Hertha in der vergangenen Bundesligasaison erwirtschaftete, beträgt knapp sechs Millionen Euro. In diesem Zeitraum stehen Umsatzerlöse von 72,5 Millionen Euro Aufwendungen in Höhe von 79,8 Millionen Euro gegenüber. Der Aufwand für Personalkosten betrug 32,4 Millionen Euro. „Diese Zahlen sind Ausdruck der Herausforderungen, denen wir uns gegenüber gestellt gesehen haben“, sagte Schiller. Der 47-Jährige spricht von „finanzieller Stabilität“, gleichfalls gelte es, „diese Zahlen zu verbessern“. Eine interessantere Bemerkung machte Schiller eher beiläufig, als er sagte, dass Hertha zu keinen gravierend anderen Ergebnis gekommen wäre, selbst wenn die Mannschaft den Abstieg hätte verhindern können.

Genau genommen belaufen sich die Verbindlichkeiten Herthas zum 30. Juni 2012 auf 65,7 Millionen Euro. Neben den Schulden von 42,02 gehören neben Rückstellungen (9,2) noch in der Bilanz ausgewiesenen Rechnungsabgrenzungsposten (13,1), die man gemeinhin als Leistungsschulden bezeichnet. Die Berliner haben bereits Geld bekommen (und ausgegeben), für das sie die entsprechenden Leistungen erst noch erbringen müssen.

Hertha gelingt es seit Jahren nicht, einen ausgeglichen Haushalt hinzubekommen

Wie ernst die wirtschaftliche Lage ist, beweist auch die Tatsache, dass Hertha in der Bilanz sehr einfallsreich ist. So wurden im Geschäftszeitraum die kommerziellen Rechte am Vereinslogo an die Hertha BSC Rechte GmbH & Co. KG in Höhe von 20 Millionen Euro ausgelagert. Bei der Rechte GmbH handelt es sich um eine 100-prozentige Tochter der Hertha GmbH & Co. KGaA. Diese Markenrechte verbleiben also faktisch bei Hertha. Es handelt es sich hierbei um ein Buchungsmanöver, das in der Bilanz dem Ziel dient, das negative Eigenkapital zu verringern. Geld ist keines geflossen. Durch diesen „außerordentlichen Ertrag“ steht bei Abzug des Fehlbetrages im operativen Geschäft vor Sondereffekten und Steuern von 5,9 Millionen Euro bilanziell ein Gewinn von 12,7 Millionen Euro. Schiller sagte dazu, dass er nicht wirklich sagen könne, Hertha hätte einen Gewinn von 12,7 Millionen Euro vorzuweisen.

Die tatsächlichen Zahlen, die Hertha am Montag vorgelegt hat, sind nicht gut. Wenn man es positiv wenden will, dann kann man sagen, dass der Verein zumindest hierin eine gewisse Übung hat. Hertha gelingt es seit Jahren nicht, einen ausgeglichen Haushalt hinzubekommen. Im Gegenteil. Die 42,02 Millionen Schulden sind der Höchststand seit sechs Jahren. Das historische Hoch datiert vom 30. Juni 2006, als Hertha 54 Millionen Euro Schulden auswies.

Hauptverantwortlich für den aktuellen Fehlbetrag sind gestiegene Personalkosten. In der Planung war Hertha von rund 25 Millionen Euro ausgegangen, tatsächlich wurden es aber 32,4 Millionen. Wie sich die Differenz genau aufteilt, wollte Schiller nicht sagen. Die Abfindungen für verschlissene Cheftrainer im betreffenden Geschäftsjahr sollen nur einen kleinen Teil ausgemacht haben.

Von den aktuellen 42 Millionen Schulden entfallen rund 20 Millionen auf Verbindlichkeiten gegenüber Banken. Mit 3,5 Millionen Euro steht die Fan-Anleihe zu Buche sowie vier Millionen für Lieferungen und Leistungen, wie Schiller sagte. Ein Drittel der Schulden, nämlich 14 Millionen Euro, entfallen auf Sonstiges, wie Schiller sagte.

Noch nicht berücksichtigt sind in der Bilanz beispielsweise die Transfereinnahmen aus dem Verkauf von Raffael. Im Juli hatte der Spielmacher aus Brasilien Hertha verlassen und war für rund zehn Millionen Euro zu Dynamo Kiew gewechselt. Diese Einnahmen werden sich erst im laufenden Geschäftsjahr bemerkbar machen, allerdings nicht in voller Höhe. Bekanntermaßen kassiert ein geheimer Investor kräftig mit, der im Frühjahr 2011 unter anderem einen großen Teil der Transferrechte an Raffael erworben hatte. Diese Einlage des Investors hatte neben den Transfereinnahmen aus dem Verkauf von Arne Friedrich und Gojko Kacar (zusammen 8,5 Millionen Euro) maßgeblich dazu beigetragen, dass das Minus im Geschäftsjahr 2010/11, also der Zweitligasaison, bei nur 6,7 Millionen Euro lag. Auch wenn nur ein Teil der Erlöse aus dem Raffael-Transfer bei Hertha verbleiben, wird sich der für die laufende Zweitligasaison veranschlagte Fehlbetrag von rund 13 Millionen Euro deutlich verkleinern, wie Herthas Finanzgeschäftsführer erklärte. „Den ursprünglichen Plan können wir etwas positiver gestalten“, sagte Schiller.

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