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Dauerjubel. Joshua Kimmich und Thomas Müller bejubeln das erste der zahlreichen deutschen Tore.

© Federico Gambarini/dpa

5:2 gegen den Europameister: DFB-Team spielt Italien phasenweise an die Wand

Die deutsche Nationalmannschaft zeigt nach einigen durchwachsenen Spielen eine überzeugende Leistung und gewinnt 5:2 gegen Europameister Italien.

Als die Sonne verschwand, die anfangs noch die oberen Sitzreihen beschienen hatte, färbte sich der Himmel langsam von Blau zu Rosa. Ein mildes Licht lag über dem Borussia-Park in Mönchengladbach an diesem lauen Frühsommerabend. Es passte perfekt zur Stimmung dieses Abends. Nachdem die deutsche Fußball-Nationalmannschaft zuletzt viermal hintereinander nur 1:1 gespielt hat, wurde am Dienstagabend alles wieder in ein mildes Licht getaucht – durch einen berauschenden 5:2 (2:0)-Erfolg gegen Europameister Italien.

Streng genommen war es sogar der erste Pflichtspielsieg der Deutschen überhaupt gegen die Italiener. Der Erfolg im EM-Viertelfinale 2016 wird offiziell als Unentschieden gewertet, weil er erst im Elfmeterschießen zustande kam. Trotzdem war er ungleich wichtiger als dieses 5:2, auch wenn die Welt für die Nationalmannschaft nach einigen Zweifeln in den vergangenen Tagen nun wieder rosarot aussieht.

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Bundestrainer Hansi Flick hatte seine Startelf nach dem 1:1 gegen Ungarn nicht nur auf fünf Positionen verändert, sondern sein Team vor allem mit einer anderen Haltung in das Duell mit den Italienern geschickt. Nicht mal 30 Sekunden vergingen bis zur ersten ansehnlichen Offensivaktion der Deutschen. Thomas Müller spielte mit einer guten Verlagerung Timo Werner frei, doch der ließ die Gelegenheit verstreichen, nahm den Ball nicht gut an und spielte dann einen Fehlpass.

Es war ein bisschen typisch für den kriselnden Stürmer, dem Flick erneut das Vertrauen geschenkt hatte. Werner war eifrig, aber ihm gelang lange nicht viel – auch weil ihm erkennbar Selbstvertrauen und Selbstverständnis fehlten. Noch ärger sah es bei Leroy Sané aus, dem immer wieder allzu leichte Fehler unterliefen und dem es ebenfalls an der Überzeugung mangelte, die für einen Stürmer unerlässlich ist. Als er einmal aus bester Position 15 Meter vor dem Tor frei zum Abschluss kam, schoss er den Ball genau in die Arme von Gianluigi Donnarumma.

Italiens Torhüter bekam auch sonst einiges zu tun. Er parierte Schüsse von Jonas Hofmann, einmal auch Werner und hatte Glück, als ein Rechtsschuss von Sané knapp am Pfosten vorbeiging. Nach knapp zehn Minuten aber war Donnarumma, einer der besten Torhüter der Welt, machtlos. Joshua Kimmich wurde perfekt von David Raum bedient, konnte den Ball in aller Ruhe annehmen und vollendete dann aus gut zehn Metern zum 1:0. Schon beim Hinspiel vor elf Tagen hatte Kimmich den Treffer für die Deutschen erzielt.

Aushilfstorjäger. Wie schon im Hinspiel gegen die Italiener erzielte Mittelfeldorganisator Joshua Kimmich einen Treffer.
Aushilfstorjäger. Wie schon im Hinspiel gegen die Italiener erzielte Mittelfeldorganisator Joshua Kimmich einen Treffer.

© Federico Gambarini/dpa

Es war der flotte Anfang eines flotten und unterhaltsamen Spiels, bei dem die Italiener sogar die Gelegenheit zur Führung gehabt hatten. Kurz vor Kimmichs Tor scheiterte Giacomo Raspadori aus kurzer Distanz am glänzend reagierenden Manuel Neuer. Deutschlands Torhüter hatte in der zweiten Hälfte eine noch spektakulärere Aktion, als er den Ball nach einem Pfostentreffer von Nicolò Barella noch von der Linie kratzte. Vermutlich wäre dem Tor die Anerkennung verweigert worden, da Barella knapp im Abseits gestanden hatte.

Und wenn nicht, dann wäre es wohl auch nicht weiter schlimm gewesen. Zu diesem Zeitpunkt, kurz nach Beginn der zweiten Hälfte, führten die Deutschen bereits mit 3:0. Kurz vor der Pause hatte Ilkay Gündogan einen Foulelfmeter (Bastoni gegen Hofmann) zum 2:0 verwandelt, zu Beginn der zweiten Hälfte erhöhte Müller dann mit einem wuchtigen Schuss aus dem Rückraum zum 3:0. Im 14. Nations-League-Spiel kassierten die Italiener erstmals mehr als einen Gegentreffer.

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Die Spannung war nun raus, zumindest was das Ergebnis betrifft. Aber spannend blieb die Frage, ob Sané und/oder Werner sich mit einem persönlichen Erfolgserlebnis noch den Frust von der Seele würden schießen können. Beide mühten sich, beide mühten sich lange vergeblich, aber in der 68. Minute war es dann tatsächlich so weit. Nach Vorarbeit des eingewechselten Serge Gnabry traf Werner zum 4:0 – und nur eine Minute darauf sogar noch zum 5:0. Timo Werner schien selbst ein bisschen überrascht zu sein. Richtig jubeln konnte oder wollte er jedenfalls nicht.

Im Unterschied zu den meisten der 44.144 Zuschauer in der ausverkauften Gladbacher Arena. Sie feierten den fast schon surreal hohen Sieg mit der Welle durch das Stadion und ließen sich ihre Festtagslaune auch durch die späten Tore der italienischen Mannschaft durch Wilfried Gnonto und Alessandro Bastoni nicht mehr verleiden.

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