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Thiago eröffnet den Torreigen gegen Porto mit diesem Kopfballtreffer.

© AFP

6:1-Gala gegen Porto in der Champions League: FC Bayern München gewinnt den Charaktertest

Es sind schon viele Hymnen auf Bayern München gesungen worden, aber diesem 6:1 gegen Porto gebührt eine eigene Symphonie. Denn es stand mehr auf dem Spiel als nur das Verpassen des Halbfinales in der Champions League.

Pep Guardiola hat dieses Viertelfinale nicht ganz unbeschädigt überstanden. War ja in allen Kameraeinstellungen zu sehen, der dramatische Riss in seiner Hose, „was trägt er sie auch so eng“, mäkelte Thomas Müller und ließ seinen Trainer wissen, „dass der italienische Stil sicherlich einiges dazu beigetragen hat“.

Ach ja, der italienische Stil. Er steht für Kreativität in der Welt der Mode, in der des Fußballs aber eher für die bodenständige Kunst des Maurerhandwerks, für das Verbarrikadieren des eigenen Tores und die Hoffnung auf Gottes Eingebung ganz weit vorn. Also ungefähr für das Gegenteil dessen, was Guardiolas FC Bayern am Mittwochabend vorführte. Es sind schon viele Hymnen auf die Münchner gesungen worden, aber diesem 6:1-Sieg gegen den FC Porto im Viertelfinal-Rückspiel der Champions League gebührt eine eigene Symphonie. Das war mehr als ein Fußballspiel, es war ein Charaktertest, verbunden mit der Frage, wie sie der moderne Faust an ein modernes Gretchen stellen würde: Nun sagt, ihr Bayern, wie habt ihr’s mit dem Trainer? 

Diese Mannschaft steht fest zu ihrem Trainer Pep Guardiola

Die Antwort ist bekannt, sie fiel so eindeutig aus, wie die Herren Sammer, Rummenigge undsoweiter das vielleicht erträumt, aber gewiss nicht ernsthaft erwartet hatten. Diese Mannschaft steht so fest zu ihrem Trainer, dass sie ihm zum wichtigsten und dramatischsten Zeitpunkt seines Münchner Schaffens ihren besten und schönsten Fußball widmete.

Es fügte sich schön in die Symbolik der Münchner Ballnacht, dass in der Absenz der Weltstars Arjen Robben, Franck Ribéry und Bastian Schweinsteiger der erklärte Guardiola-Liebling Thiago für die glanzvollsten Momente dieses glanzvollen Abends verantwortete. Der Mann, mit dessen langer Verletzungspause der unheilvolle Streit mit dem Mannschaftsarzt Hans-Wilhelm Müller-Wohlfahrt seinen Anfang genommen hatte. Thiagos phantasievolles Spiel war ein Versprechen für die Zukunft des FC Bayern, und diese Zukunft wird natürlich von Pep Guardiola ausgestaltet werden. Das erscheint heute so logisch und war es doch bis gestern Abend nicht. Im Falle eines Scheiterns gegen Porto hätte er ähnlich schwereren Schaden genommen wie seine Hose.

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