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Sport: 6000 Euro für ein Trainingslager Union verdankt dem Trainer eine günstige Reise nach Mallorca

Berlin. Wer nach Mallorca fliegt, den begleiten mitunter gewisse Vorurteile seiner Mitmenschen, die daheim zurückgeblieben sind.

Von Karsten Doneck, dpa

Berlin. Wer nach Mallorca fliegt, den begleiten mitunter gewisse Vorurteile seiner Mitmenschen, die daheim zurückgeblieben sind. Dem 1. FC Union geht es da nicht anders. „Wir werden uns ein paar schöne Tage machen, mit Ballermann und so, und ich hoffe, dass ich schön braungebrannt zurückkomme“, sagt Trainer Mirko Votava. Diese Sätze triefen nur so vor Sarkasmus. Votava versucht, alle Klischees zu bedienen, mit denen Unions Reise auf die Ferieninsel in ein einwöchiges Trainingslager bedacht worden ist. Dabei gibt es für den Berliner Fußball-Zweitligisten handfeste Gründe, sich aus Berlin vorübergehend zu verabschieden. Seit dem Trainingsstart am 4. Januar rannten die Union-Profis überwiegend über vereiste Flächen. Zuletzt wich Votava zum Üben auf den Kunstrasen an der Wendenschloßstraße aus, aber auch das ist nicht das Wahre – wegen der Verletzungsgefahr. „Man kann nicht drei Wochen lang immer nur auf Kunstrasen trainieren. Dann fahre ich zum Rückrundenstart nach Mainz am Ende nur noch mit acht gesunden Leuten“, sagt der Trainer.

Kerngesund ist derzeit Steffen Menze, der Kapitän. Aber als die Mannschaft gestern mit Air Berlin vom Flughafen Tegel in Richtung Palma abhob, blieb er zurück. Grund: Seine Ehefrau Yvonne liegt seit Sonntagmittag im Krankenhaus. Die Ärzte rätseln noch: Hat sie sich eine Virusinfektion eingehandelt? Oder leidet sie unter einer Nervenentzündung? Um das zu klären, soll Yvonne Menze mindestens eine Woche lang im Krankenhaus bleiben. Trainer Votava zeigt Verständnis für Steffen Menzes Haltung. „Die beiden haben einen Sohn, und Steffen weiß doch gar nicht, wo er den lassen sollte. Das Kind braucht ihn jetzt.“ Menze trainiert ab sofort in Berlin unter Coach Henry Häusler bei Unions Amateuren. „Er wird nicht ins Trainingslager nachkommen“, sagt Lars Töffling, Unions Pressesprecher.

Zwölf Grad und nur leicht bewölkter Himmel empfingen Union auf Mallorca. Dass in Berlin seit Wochenbeginn die Temperaturen steigen, mithin auch die Trainingsbedingungen besser werden könnten, ist Votava egal. „Den lieben Gott kann man nicht beeinflussen“, sagt er zu den Unbilden des Wetters. Union hatte das Trainingslager auf Mallorca innerhalb weniger Tage organisiert. Nicht zuletzt dank Mirko Votava. Der Trainer ist Teilhaber am Reiseunternehmen „Voss & Votava“, das unter anderem für Union auch schon die Reisen zu den Uefa-Pokalspielen nach Valkeakoski (Finnland) und Lowetsch (Bulgarien) organisiert hat. Über diese Schiene kam Votavas erster Kontakt zum 1.FC Union zustande, lange ehe er die Nachfolge von Trainer Georgi Wassilew antrat. Votavas „Nebenjob“ wirkt sich für Union jetzt kostendämpfend aus. Präsident Heiner Bertram freut sich. „Der Preis für das Trainingslager – da fragt man sich unwillkürlich: Gibt’s das überhaupt noch?“, sagt Bertram. Angeblich kommt Union mit rund 6000 Euro aus.

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