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Das tut weh. München mit Devin Booker (links) verteidigte deutlich physischer gegen Alba und hatte auch Marius Grigonis gut im Griff.

© Jens Büttner/dpa-Zentralbild/dpa

69:96 gegen Bayern München: Alba Berlin ohne Chance im zweiten Finale

Nach dem Auswärtssieg im ersten Spiel der Finalserie verliert Alba Berlin in eigener Halle deutlich. Vor allem die Defensive der Münchner agiert extrem verbessert.

Für das Fest war alles vorbereitet. Das Maskottchen des Basketball-Bundesligisten Alba Berlin, ein Albatros natürlich, wackelte mit seinem Schwänzchen und gab sich viel Mühe beim Hüftschwung. Die Kulisse, vor der der gefiederte Vogel seine Tänzchen aufführte: rund 13.300 Zuschauer. Fast alle waren sie in Gelb gekleidet, weil insgesamt 10.000 T-Shirts auf ihren Plätzen umsonst auslagen mit der Aufschrift des Alba-Mottos: „Mit Leib und Seele.“ Bei schönstem Wetter waren die Besucher am Donnerstagabend in die Arena am Berliner Ostbahnhof gekommen, um – so der Wunsch der meisten – Alba siegen zu sehen im zweiten Finalspiel der Play-off-Serie gegen Bayern München. Das erste Spiel in der bayerischen Landeshauptstadt hatte Alba am Sonntag 106:95 nach Verlängerung gewonnen. Am Donnerstagabend half kein Maskottchen, halfen keine vermutlich 13.000 Alba-Unterstützer. Die Berliner verloren dieses zweite Finalspiel der „Best-of-five“-Serie 69:96 (29:44). Damit steht es 1:1 nach Spielen. Das nächste Duell findet an diesem Sonntag wieder in München statt.

Vielleicht war der ganze Pomp vor Beginn des Spiels am Donnerstag ein bisschen zu viel des Guten für die junge Mannschaft von Alba Berlin. Vielleicht waren die Gedanken vieler Berliner Spieler noch beim ersten Duell, als ihnen vieles ungemein leicht von der Hand ging. Oder vielleicht waren die Bayern einfach besser als am vergangenen Sonntag. Sicher jedenfalls war: Nach zehn Minuten lag der Gastgeber mit 9:26 zurück. Ein für Basketballverhältnisse brutal hoher Rückstand nach dem ersten Viertel. Die Berliner verlegten einfache Korbleger und spätestens als der sonst so zielgenaue Berliner Nationalspieler Joshiko Saibou beim Stand von 9:24 einen Airball fabrizierte, war klar, dass aus Alba-Sicht an diesem Abend etwas ernsthaft nicht stimmte.

Alba und Bayern verbindet eine große Rivalität

Alba Berlin und Bayern München, die beiden Klubs verbindet seit jeher mehr Hass als Liebe. Als die Münchner vor rund sieben Jahren begannen, in den Basketball zu investieren, freuten sich zunächst die Alba-Verantwortlichen um Manager Marco Baldi. Ein neuer Player mit viel Strahlkraft könne dem deutschen Basketball doch nur guttun, so dachten sie. Doch was sie bei Alba nicht so gut fanden, war der Umstand, dass die finanzstärkeren Bayern sich gerne am Personal der Berliner bedienten. Hinzu kamen ein paar hitzige Duelle und generell die Haltung, dass man den im Sport erfolgsverwöhnten Münchnern nicht so wahnsinnig viel gönnt. Dies alles ist ursächlich dafür, dass die Emotionen der Alba-Fans in diesen Duellen wilde Purzelbäume schlagen.

Am Donnerstag tobte und schrie der Anhang. Sehr lange aus Verzweiflung. Denn auch das zweite Viertel ließ sich aus Sicht der Berliner nicht besser an. Saibou vergab einen weiteren Dreierversuch und im Gegenzug machte es der ehemalige Alba-Spieler Nihad Djedovic aus der Distanz besser. Kurz darauf, Alba verdaddelte im Aufbau ein paar Bälle, stand es schon 31:9 für die Münchner.

München kontert Albas Lauf

Die Situation war derart verheerend, dass einer der treuesten Alba-Anhänger schon eine halbe Runde durch die Halle drehte und die Fans dazu aufforderte, etwas mehr Leib und Seele zu zeigen. Die Play-offs haben gezeigt, dass so ein Publikum eine Mannschaft tragen kann. Und tatsächlich lief es plötzlich besser bei dem Team von Trainer Aito Garcia Reneses. Spencer Butterfield und der im ersten Spiel überragende Marius Grigonis versenkten ihre Dreier, auch Luke Sikma wuchtete seinen kräftigen Körper ein paar Mal Erfolg bringend in Richtung Korb. Und schwupps stand es nur noch 22:31. Nun tobte das Publikum aus Begeisterung.

Aber die Wende, die die Zuschauer mit all ihrer Stimmgewalt herbeischreien wollten, sie kam nicht. Die Bayern verloren nicht die Nerven. Sie berappelten sich um ihren intelligenten Spielmacher Stefan Jovic und machten sich daran, den Vorsprung wieder auszubauen. Jovic streute seine Anspiele sehr geschickt, sodass sich Alba nicht auf das Offensivspiel des Gegners einstellen konnte. Mal gingen sie über Danilo Barthel, mal über Djedovic, Jared Cunningham oder Vladimir Lucic. Ganz egal, sie alle trafen verlässlich. Nach dem dritten Viertel lag Alba mit 52:70 zurück und schon da war den meisten Zuschauern klar, dass wohl nichts mehr gehen würde. Dass dann auch noch der Albatros während einer Auszeit von seinem Segway flog und auf dem Boden liegend sein Gefieder streckte, passte nur zu gut zu diesem Abend.

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