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Reggie Redding von Alba Berlin gegen Daniel Theis aus Ulm.

© dpa

86:80 gegen Ulm: Alba holt erneut Basketball-Pokal

Die Basketballer von Alba Berlin haben ihren Titel verteidigt: Beim 86:80-Sieg gegen Gastgeber Ulm gewinnt die Mannschaft von Sasa Obradovic erneut den BBL-Pokal.

Levon Kendall konnte sich ein ungläubiges Grinsen nicht verkneifen. Gerade hallte die Schlusssirene durch die Ulmer Arena, Alba Berlins Basketballer hatten in diesem Augenblick den BBL-Pokal gewonnen und ihren Titel aus dem Vorjahr verteidigt. Kendalls Trainer Sasa Obradovic war aber überhaupt nicht nach Feiern zu Mut, der Serbe wollte seinen Center Leon Radosevic am liebsten wegen irgendeiner nichtigen Konzentrationsschwäche kurz vor Schluss erwürgen. Aller Groll des Überzeugungstrainers ging dann aber doch im Konfettiregen unter, am Ende eines in jeder Hinsicht hochklassigen Endspiels gegen Gastgeber Ulm stand ein 86:80 (45:41)-Sieg der Berliner und der achte Pokalsieg in der Vereinsgeschichte von Alba. „Es freut mich so sehr für die Jungs“, sagte Geschäftsführer Marco Baldi. „Beide Mannschaften waren stehend k.o., bei uns war unendlich viel Herz dabei.“

Im unterhaltsamen aber bedeutungslosen Spiel um Platz drei hatte sich zuvor Meister Bamberg mit 79:73 (35:34) gegen den FC Bayern durchgesetzt. Die Fanlager beider Klubs waren in der Halle geblieben, die vollbesetzten Ränge gaben dem packenden Endspiel einen würdigen Rahmen. Zunächst spielt allerdings nicht Ulm gegen Berlin, sondern nur Per Günther gegen Cliff Hammonds. Der nur 1,84 Meter große Ulmer Kapitän riss das Publikum mit Treffern aus der Distanz immer wieder von den Sitzen, im ersten Viertel kam der Nationalspieler auf 14 Punkte, am Ende war er mit 23 Zählern bester Werfer der Partie. Auch sein Gegenüber Hammonds, bei Alba sonst für humorlose Defensive und schnörkellosen Spielaufbau zuständig, traf in der Anfangsphase nach Belieben, für ihn standen nach den ersten zehn Minuten 13 Zähler auf der Anzeigetafel.

Mitte des zweiten Viertels setzte sich Ulm auf sechs Punkte ab

Die Berliner hatten sich vorgenommen, das Tempo, die Dreipunktewürfe der Ulmer und die Rebounds zu kontrollieren. Bei den Rebounds gelang das Alba gut, die anderen beiden Bereiche bereiteten Trainer Sasa Obradovic viel Ärger. Mitte des zweiten Viertels setzte sich Ulm auf sechs Punkte ab, diesmal hatte Günther auf Daniel Theis gepasst, der per Alley-oop-Dunking abschloss und die Ulmer Fans zum Rasen brachte. Für Jubel bei den Berliner Anhängern sorgte dann ein Alba-Spieler, mit dem wohl keiner der 6000 Zuschauer gerechnet hatte: Kapitän Sven Schultze kam zu einem unverhofften Einsatz und brachte seine Mannschaft mit zwei Sprungwürfen wieder heran. Reggie Redding traf per Dreier zum 45:41-Halbzeitstand, die Berliner joggten unter dem Applaus ihrer Fans in die Kabine.

Die am Vortag noch verbrüderten Ulmer und Berliner Fanblöcke lieferten sich in der zweiten Hälfte ein fulminantes Kräftemessen, das dem auf dem Feld in nichts nachstand. Allerdings war aus dem offensiven Schlagabtausch nun ein defensiver Engtanzwettbewerb geworden. Die Berliner schafften es, sich aus der liebevollen Umklammerung zu befreien: Mit einer 18:4-Serie, in der Jan Jagla zehn Punkte erzielte, zog Alba davon. Ulms Trainer Thorsten Leibenath, der sein Team zuvor wie ein tollwütiger Derwisch nach vorne gepeitscht hatte, tigerte angesichts eines Rückstands von 16 Punkten nur noch mit verschränkten Armen und versteinerter Miene an der Seitenlinie auf und ab. Neben Jagla punkteten bei den Berlinern auch Levon Kendall (10), Reggie Redding (13), Topscorer Cliff Hammonds (19) und Leon Radosevic (15) zweistellig.

Den Gastgebern ging immer mehr die Kraft aus

Leibenaths Spieler kämpften weiter, die ganz große Begeisterung und der Glaube an den zweiten Pokalsieg der Vereinsgeschichte nach 1996 waren aber aus ihren Gesichtern gewichen. Nach drei mitreißenden Halbzeiten innerhalb von nicht einmal 20 Stunden – zwei im Semifinale gegen Bayern, eine im Finale gegen Alba – ging den Gastgebern auch immer mehr die Kraft aus. Als Per Günther eineinhalb Minuten vor Schluss mit hochrotem Kopf und schweißverklebten Locken auf die Anzeigetafel blickte, war beim Stand von 84:73 für Alba alles längst entschieden. Ein paar wilde Dreipunktwürfe der Ulmer und unnötige Ballverluste der Berliner gestalteten das Ergebnis noch einmal knapper – und ließen den ewig brodelnden Obradovic noch einmal explodieren. Am Pokalsieg von Alba änderten sie nichts mehr.

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