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Sport: 90 MINUTEN MIT Frank Rost

Wie Schalkes Torhüter das Spiel gegen die Bayern erlebte

Kurz vor dem Anpfiff gab Tomasz Waldoch, der Kapitän des FC Schalke 04, Torhüter Frank Rost (Foto: ddp) zur Aufmunterung einen Klaps auf den Po, als wollte er sagen: Mach’ dir keine Sorgen, alles wird gut. Rost hatte vor dem Spiel gegen den FC Bayern München in der Tat Sorgen. Die sieben Gegentreffer aus dem Pokalspiel am Mittwoch in Freiburg waren nicht spurlos an dem ehrgeizigen Torhüter vorbeigegangen. „Ich stehe in der Schießbude der Liga“, hatte er geschimpft und sich mit seinen Tiraden in Widerspruch zu Trainer Jupp Heynckes und Manager Rudi Assauer gestellt, die trotz des Debakels in der Pokal-Verlängerung viel Zuversicht verbreitet hatten. Nach der angeblich „schwärzesten Stunde“ seiner Karriere graute Rost vor dem Treffen mit dem deutschen Rekordmeister. Die Bayern seien schließlich „noch drei Klassen stärker als Freiburg“. Doch davon war nichts zu spüren. Es kam alles anders, als Rost gedacht hatte.

Die Schalker schüttelten den Frust der vergangenen Wochen mit einer Leichtigkeit ab, die Rost, und nicht nur ihn, verblüffte. Seine Schießbude blieb geschlossen. So hatte nicht einmal der impulsive Torwart etwas zu mäkeln, ja er musste seine Vorderleute, die ihm diesmal wirkliche Mitstreiter waren, sogar loben. „Wir haben den Fight angenommen“, sagte Rost, dessen Kollegen sich von der Härte des Gegners nicht einschüchtern ließen. Wenn er sich überhaupt beklagen konnte an diesem nur vom Wetter her trüben Novembertag, dann über den Mangel an Gelegenheiten, sich auszuzeichnen. In Rosts Revier ging es so beschaulich zu wie noch nie in der aktuellen Spielzeit. Die Bayern wagten es nur ein einziges Mal, die Ruhe im Schalker Strafraum zu stören. Aber auch der Schuss des Münchner Stürmers Santa Cruz, der sein Ziel knapp verfehlte, zwang den Torhüter nicht zum Eingreifen.

Rost hatte viel Zeit, sich im Strafraum die Füße zu vertreten. Manchmal rückte er bei seinen Spaziergängen zwanzig Meter vor ins Mittelfeld, um besser sehen zu können, wie seine Mitstreiter voller Eifer in die Offensive gingen. Nachdem er zuletzt ständig den Ball hatte aus dem Netz holen müssen, bot ihm das Spiel gegen den FC Bayern eine nette Abwechslung: Er konnte seinem Gegenüber Oliver Kahn unbehelligt bei der Arbeit zuschauen. Auf die Dauer dürfte Rost sich aber gelangweilt haben in seiner ungewohnten Beobachterrolle, zumal in der zweiten Hälfte, in der auch im gegnerischen Strafraum nicht mehr viel geschah. Da die Schalker das Geschehen sicher kontrollierten und die Bayern mit zehn Mann keinen ernsthaften Widerstand leisteten, bot sich dem impulsiven Torwart partout keine Chance, sich aufzuregen.

Einmal machte Rost aber doch eine typische Armbewegung. Als er glaubte, den Ball fernab seines Tores vor der Grundlinie abgewehrt und einen Eckstoß verhindert zu haben, der Schiedsrichter aber gegen ihn entschied, ruderte der Torwart wild mit den Armen. Mehr gab es nicht zu gestikulieren, geschweige denn zu nörgeln. Also blieb Rost nichts anderes übrig, als den Augenblick zu genießen, so gut es ging. Jeder seiner Mitspieler habe die richtige Einstellung gezeigt, sagte er hinterher. „Ich wünschte, dass es immer so wäre.“ Bundesligafußball kann ja so entspannend sein, selbst in der Schießbude des Frank Rost.

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