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Sport: 90 MINUTEN MIT Naohiro Takahara

Wie Hamburgs Japaner gegen Wolfsburg spielte

Von Karsten Doneck, dpa

Ein Grad Celsius zeigte die Anzeigetafel in der AOL-Arena an. Naohiro Takahara (Foto: dpa) hat sich gegen die Kälte gewappnet. Als einziger Feldspieler des Hamburger SV kommt der Japaner mit Handschuhen auf den Rasen. Notwendig oder nicht? Nach 20 Minuten wischt sich Takahara bereits die ersten Schweißtropfen von der Stirn. Bis dahin hat der 23-Jährige gegen den VfL Wolfsburg schon mehr geleistet, als manch anderer in 90 Minuten.

Zweimal ist er dem Wolfsburger Tor in dieser Anfangsphase schon bedrohlich nahe gekommen. Beide Chancen sind nach demselben Muster entstanden. Vorlage von rechts, einmal von Collin Benjamin, das andere Mal von Mehdi Mahdavikia, und in der Mitte rutscht Takahara, hart bedrängt von Wolfsburger Widersachern, in den Ball, der jeweils rechts am VfL-Tor vorbeifliegt. Die Wolfsburger Fans scheinen zu ahnen, dass von dem Mann mit der Nummer 32 einige Gefahr ausgeht. Ihn ein bisschen zu verunsichern, kann nicht schaden. „Scheiß Takahra!“ brüllen sie. Ob Takaharas deutsches Vokabular schon ausreicht, um derlei Worte auch wirklich als Schmähungen und nicht als Anfeuerung zu verstehen? Japaner gelten als sehr höfliche Menschen. Naohiro Takahara macht da seinen Landsleuten alle Ehre. Wenn er gefoult wird, und das kommt gegen den VfL Wolfsburg nicht gerade selten vor, steht er sofort wieder auf, zurrt sich das Trikot zurecht, zieht die Stutzen hoch – und weiter geht’s. Den Gegenspieler beschimpfen? Nichts scheint Takahara ferner zu liegen. Als er nach einer halben Stunde selbst mal allzu ungestüm zum Kopfball hochsteigt, rudert er dabei derart mit den Armen, dass Schiedsrichter Thorsten Kinhöfer auf Foul entscheidet. Der gefoulte Wolfsburger Maik Franz will es dabei nicht bewenden lassen. Er beschimpft Takahara – doch der hat sich längst abgedreht. Bloß kein unnötiger Stress.

Takahara rennt und ackert, weicht oft auf die linke Seite aus. Sein Tor gegen Oliver Kahn am vorigen Sonntag hat ihm Selbstvertrauen gegeben. Das Spielverständnis mit den Kollegen ist gewachsen. Barbarez, Mahdavikia, Cardoso – etablierte HSV-Profis suchen Takahara immer wieder als Anspielstation. Jedenfalls solange die Physis mitmacht. Als der HSV mit Fortdauer des Spiels die Linie verliert, taucht auch Takahara unter. Seine Handschuhe verhindern immerhin, dass er allzu sehr friert. Die auf der Anzeigetafel beim Schlusspfiff angezeigte Temperatur: null Grad Celsius.

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