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Sport: 90 Minuten und ein Abschiedsgruß

Jens Lehmann stand bei Arsenal wieder mal im Tor

Für Jens Lehmann wurde die englische Premier League doch noch zum EM-Trainingslager unter Wettkampfbedingungen. Zum zweiten Mal in Folge stand der Torwart der deutschen Nationalmannschaft gestern in der Startelf des FC Arsenal. Im Emirates-Stadion in London gewann Lehmann mit seinem Team 2:0 (2:0) gegen den FC Reading. Und das, obwohl das Spiel für das abstiegsgefährdete Gästeteam noch von großer Bedeutung war. Für Arsenal dagegen geht es nach dem Aus in der Champions League und im englischen Pokal sowie einem großen Rückstand auf Tabellenführer Manchester United – der gestern 1:1 in Blackburn spielte – um kaum noch etwas. Nach unten hat das Team von Trainer Arsène Wenger als Tabellendritter einen komfortablen Vorsprung vor dem FC Liverpool und damit die direkte Qualifikation für die Champions League fast sicher.

Es war erst Lehmanns sechstes Premier-League-Spiel in dieser Saison. Nach zwei schweren Fehlern zu Beginn der Spielzeit hatte ihn Trainer Wenger auf die Bank gesetzt und nur in die Startelf berufen, weil sein spanischer Konkurrent Manuel Almunia verletzt war. Mehrfach beschwerte sich Lehmann öffentlich über seine Nichtberücksichtigung. Wenger sah seine Berufung gestern auch als Geste. „Ich habe ihn aufgestellt, weil es ein Heimspiel war, und weil er ein großartiger Torhüter ist“, sagte Wenger. Bekommt der 38-Jährige noch weitere Chancen vor seinem Abschied am Saisonende? „Das weiß ich noch nicht“, sagte Wenger. Er wolle auf jeden Fall auch noch den Polen Lukasz Fabianski, Arsenals jungen dritten Torwart, spielen lassen. Und Almunia ist nach seiner Handverletzung offenbar wieder so fit, dass er eigentlich schon gestern hätte spielen können.

Es könnte also Lehmanns letzter Auftritt im Emirates-Stadion gewesen sein. Noch einmal durchläuft er das Ritual vor dem Anpfiff: Im Kabinengang klopft er seinem Gegenüber Marcus Hahnemann, dem Amerikaner im Tor des FC Reading, freundlich auf die Schulter. Lehmann umarmt seine Mitspieler, klatscht das Dinosaurier-Maskottchen ab und hebt den kleinen Fan, der mit den Spielern auflaufen durfte, kurz in die Luft. Der zehnjährige Junge schießt Lehmann noch ein bisschen ein – und trifft flach ins Toreck. Es sollte der letzte Treffer gegen Lehmann an diesem Tag sein. Und womöglich der letzte gegen ihn in Arsenals Stadion.

Lehmann blieb im Spiel fehlerfrei, hatte aber auch nicht allzu viel zu tun. Mal fing er sicher, mal klärte er mit dem Fuß, mal begrub er den Ball unter seinem Körper, als ein Freistoß aus dem linken Halbfeld gefährlich in den Strafraum trudelte. Immer dirigierte er seine Abwehr souverän.

Arsenal spielte und gewann locker. Das 1:0 erzielte Emmanuel Adebayor nach einer halben Stunde. Ein weiterer verärgerter Arsenal-Spieler, Gilberto (nicht zu verwechseln mit dem Ex-Herthaner, der jetzt bei Tottenham spielt), traf noch in der ersten Halbzeit zum 2:0. Auch Gilberto war in dieser Saison selten berücksichtigt worden. Im zweiten Spielabschnitt schoss Arsenal noch zweimal an die Latte. Außerdem verhinderte Marcus Hahnemann mit mehreren Paraden Schlimmeres für sein Team.

Für Jens Lehmann gab es immer wieder wohlwollenden Applaus der Arsenal- Fans. Nach Spielende winkte er den Zuschauern ausgiebig zu, es könnte ja ein Abschiedsgruß gewesen sein. Dabei mehren sich auf der Insel die Stimmen, die es ganz im Sinne Lehmanns für falsch halten, dass Wenger auf Almunia setzte. Zwar sei der Spanier ein guter Torwart, aber eben nicht überragend. Lehmann dagegen sei in der Lage, auch mal einen unhaltbar scheinenden Ball abzuwehren oder durch einen überraschenden Vorstoß einen Konter zu entschärfen. Ein Experte des Sportsenders Setanta wollte deshalb sogar gleich einen Klub gründen: die „Jens-Lehmann-Anerkennungs-Gesellschaft“.

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