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Sport: 90 Schläge bis zum Gold

Der Berliner Rauhe reist als Favorit zur Kanu-WM

Von Jörg Petrasch

Berlin. „Die Kraft kommt aus dem Rücken“, sagt Ronald Rauhe. Und das sieht man dem Rücken auch an. Rauhe ist gerade 20 Jahre alt und bereits der beste deutsche Kanute: fünffacher Europameister, zweifacher Weltmeister und Dritter bei den Olympischen Spielen 2000. Der Berliner gilt als das größte deutsche Talent im Kanurennsport weit und breit. „Ich weiß, aber das schiebe ich immer weg“, sagt er. Bei den heute beginnenden Weltmeisterschaften in Sevilla zählt er zu den ganz großen Favoriten.

Kanufahren ist bei Ronald Rauhe eine Familienangelegenheit. Schon sein Vater war Deutscher Meister, auch die Mutter ist früher gepaddelt. So ist er als Kind in den Sport reingewachsen, „bevor ich Schwimmflügel hatte, habe ich schon im Kanu gesessen“. Mit zwölf ist er seine erste Regatta gefahren. Vorher ist es nicht erlaubt.

Seit frühester Kindheit fasziniert ihn die Ästhetik des Kanufahrens, „man spürt, wenn das Boot optimal durch das Wasser gleitet“, die Bewegungsabläufe sind „ästhetisch und dynamisch“. Das ist wichtig, denn die Fortbewegung mit dem Doppelpaddel ist eine komplexe Angelegenheit. Und im Gegensatz zum Rudern gibt es hier keine kurzen Entspannungsphasen nach den einzelnen Paddelschlägen. Die Bewegung ist vielmehr zyklisch, abwechselnd rechts und links mit der Schaufelfläche ins Wasser – bei stetiger Kraftübertragung. Über 200 m im Einer benötigt Rauhe rund 35 Sekunden – oder 90 Schläge.

Rauhe trainiert wöchentlich 16 bis 18 Stunden, vor Wettkämpfen bis zu 22 Stunden. Bisher hat er das alles neben der Schule bewältigt. Im Sommer hat er das Abitur gemacht, im Oktober tritt er in die Sportfördergruppe der Bundeswehr ein. Den bisher wichtigsten Leistungsschub hat Rauhe beim Sprung von den Junioren zu den Herren. „Da hatte ich aber Glück“, sagt Rauhe. Das Glück kam in Form seines Partners im Kanu-Zweier, Tim Wieskötter. Mit dem paddelt er jetzt seit zweieinhalb Jahren im selben Boot. Von der Größe her sind sie ein eher ungleiches Paar. Der mit 1,80 m für einen Kanuten eher kleine Rauhe sitzt vorn, der um 15 Zentimeter größere Potsdamer Wieskötter hinten. Der Größenunterschied macht aber nichts, „man muss ein gemeinsames Feeling haben“, sagt Rauhe. Und das haben sie. Auf der olympischen Strecke über 500 m sind sie seit ihrem EM-Titel 2001 unbesiegt. Über 200 m kamen sie bei der letzten EM und WM jeweils als Zweite ins Ziel. Zudem hat sich der Berliner noch im Kajak-Einer etabliert. Als Welt- und Europameister über 200 m. „Zweier macht aber mehr Spaß“, findet Ronald Rauhe, „ich bin eher ein Mannschaftstyp.“

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