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Sport: A2-Nationalmannschaft: Null Bock auf die Grundschule (Glosse)

Da schreibe noch mal einer, in Deutschland spiele die Nationalelf nur Rumpelfußball. Wie, bitte schön, passen denn die folgenden Ergebnisse dazu?

Von Karsten Doneck, dpa

Da schreibe noch mal einer, in Deutschland spiele die Nationalelf nur Rumpelfußball. Wie, bitte schön, passen denn die folgenden Ergebnisse dazu? Deutschland gegen Spanien 3:1. Nicht schlecht, oder? Es kommt aber noch besser: Portugal gegen Deutschland 0:2. Das lässt das schwarz-rot-goldene Herz doch höher schlagen, oder?

An beiden Ergebnissen haftet jedoch ein kleiner Schönheitsfehler. Sie wurden nämlich nicht jüngst beim Ernstfall, der Europameisterschaft 2000, erzielt. Auch die Tore schossen keine Bierhoffs oder Kirstens. Als Torschützen traten vielmehr Spieler wie Yilmaz und Rahn - nein, nicht der alte Helmut, sondern Christian - oder auch Neuendorf in Erscheinung. Gegen Spanien siegte eben "nur" die deutsche Junioren-Auswahl der Unter 21-Jährigen, und in Portugal gegen die dortige B-Elf behaupteten sich auch "nur" Deutschlands Second-Hand-Fußballer, die sogenannte A 2-Auswahl.

A 2 - das klingt schon so nach öder Autobahnfahrt: Berlin - Helmstedt und weiter Richtung Dortmund. Da fehlt die Attraktivität, die Akzeptanz. Der für die A 2-Mannschaft zuständige Trainer Horst Hrubesch bekam aus dem von ihm geladenen Spielerkreis zehn Absagen. Die U 21 - das hört sich nach einer Stau-Umgehung an - litt unter fünf Absagen. 15 Nein-Stimmen zum dringend notwendigen Neuaufbau im deutschen Fußball - ein Jammer.

Bei Vereinen und Spielern scheint schon vergessen, dass Deutschlands Fußball bei der EM elendig Schiffbruch erlitten hat. Nicht jeder Spieler, der einen Ball über 20 Meter geradeaus schießt, kann auf Anhieb in der A-Nationalmannschaft auftauchen. Internationale Erfahrung will erst einmal gesammelt werden. Und da bieten sich A 2 und - für die Jüngeren - die U 21 als gute Basis an. Das ist die Grundschule, der Übergang aufs Gymnasium folgt später.

Aber wer kapiert das noch? Schnelle Kohle, schneller Erfolg, alles sofort und jetzt und alles auf einmal - das ist das Gebot der Stunde. Geduld gilt nur als ein den Ruhm aufhaltender Faktor. Wer mag sich noch quälen für A 2 oder U 21? Ein paar haben es dann doch getan. Und sich gut geschlagen. Wenigstens das macht Hoffnung.

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