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Sport: Ab jetzt weniger beschaulich

Dirk Dufner wechselt aus Freiburg nach Hannover.

Von Christian Otto

Hannover - Das beachtliche Tempo, mit dem sich die Hauptdarsteller der Fußball-Bundesliga verschleißen, verändern und verabschieden, hat durchaus auch Vorteile. Nur eine Woche nach der Demission von Geschäftsführer Jörg Schmadtke, der wegen eines hausinternen Kompetenzgerangels mit Trainer Mirko Slomka entnervt aufgegeben hatte, konnte Hannover 96 Einigung mit einem zuletzt sehr erfolgreichen Nachfolger erzielen. Dirk Dufner, das hat am Dienstag ein Abstimmungsgespräch mit Hannovers Präsident Martin Kind ergeben, wechselt mit sofortiger Wirkung als Sportdirektor zu den Niedersachsen. „Jetzt ist Zeit für etwas Neues“, findet der 45-Jährige, der seinen Vertrag beim SC Freiburg Anfang der Woche aufgelöst hat und deshalb so kurzfristig zur Verfügung steht. „Jetzt muss das Ganze nur noch in Vertragsform gegossen werden“, sagte Kind am Dienstag und ergänzte: „Ziel ist, dass wir den Vertrag am Mittwoch unterzeichnen.“

Das Beuteschema von Hannovers Boss Kind, der den Verein mit einer kurzen Unterbrechung schon seit 1997 anführt, hat sich im Laufe der Jahre nach so mancher Panne und Posse deutlich verändert. Kandidaten wie Franz Gerber und Ilja Kaenzig etwa, um nur zwei der sieben unter Kind gescheiterten Manager zu nennen, waren durchaus in der Lage, Talente zu entdecken. Sie hatten aber nicht für ein strukturiertes Arbeiten und nachhaltigen Erfolg gestanden, sondern in der Not einfach zu tiefe Griffe in die Vereinskasse gefordert. Weil es in der Wirtschaftsregion Hannover nicht genügend Unternehmen gibt, die Hannover 96 im Vergleich zu den großen Klubs der Bundesliga wettbewerbsfähig machen könnten, bleibt nur der Weg einer klugen Personalpolitik. In Hannover gibt es noch kein Nachwuchsleistungszentrum, das den Anforderungen an den modernen Profifußball entspricht. Wer keine eigenen Talente adäquat ausbilden kann, muss sie sich eben von der nationalen Konkurrenz besorgen oder Schnäppchen im Ausland entdecken. Mehr gute Ideen als Geld: Dufner darf nach sechs Jahren im Breisgau für sich in Anspruch nehmen, dass er den SC Freiburg mit eben diesem Schema ganz schön weit nach oben geführt hat.

Assistent der Geschäftsführung beim VfB Stuttgart, Sportdirektor bei 1860 München, dann Freiburg: Die Vita des Juristen Dufner dürfte ganz nach dem Geschmack von Kind sein. Der Präsident von Hannover 96 mag diese Manager und Sportdirektoren, denen der Schweißgeruch in einer Fußball-Umkleidekabine nicht fremd ist, die aber das nötige Format für konzeptionelle Schreibtischarbeit mitbringen. In Hannover steht nach zwei erfolgreichen Jahren und der Entscheidung, dass Slomka gegen den Willen von Schmadtke bis 2016 weiterbeschäftigt worden ist, ein Umbruch im Kader an. Soll man einen Routinier wie Sergio da Silva Pinto wirklich weiter halten? Wie kann es gelingen, Torjäger Mame Diouf zu einem längeren Verbleib zu bewegen? Dufner soll einen Vertrag bis 2016 erhalten und die entsprechenden Antworten finden.Christian Otto

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