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Vancouver 2010 - Ski alpin

© dpa

Abfahrt der Herren: Defago fährt zu Gold - Miller Dritter

UPDATE Didier Defago hat das erste olympische Abfahrts-Gold für die Schweiz seit 22 Jahren gewonnen. Der einzige deutsche Starter Stephan Keppler verpasste die erhoffte Platzierung unter den besten Zehn deutlich.

Auch Simon Ammann dürfte sich gewundert haben. Der Schweizer Skispringer, der sich seit Samstag dreifacher Olympiasieger nennen darf, saß auf der Haupttribüne an der Abfahrtspiste in Whistler Creekside inmitten seiner Landsleute, hörte die riesigen Kuhglocken um ihn herum dröhnen und jubelte. Unten im Auslaufraum stand ein Schweizer Abfahrtsläufer, der alle Zuschauer auf der Tribüne mit beiden Händen zum Feiern animierte. Doch es war weder Didier Cuche noch Carlo Janka, die im Weltcup in dieser Saison für Furore gesorgt hatten. Dort unten stand Didier Defago.

Die Abfahrt der Männer bei den Olympischen Winterspielen von Vancouver hat einen Überraschungssieger bekommen. Der 32 Jahre alte Didier Defago hat die Weltspitze auf der vereisten, schnellen Piste hinter sich gelassen. „Olympiasieger klingt sehr, sehr gut“, sagte Defago, „es ist nicht einfach, wenn man immer bei einem Großereignis hohe Ziele hat und sie nicht erreicht – heute hat es endlich geklappt.“ Nur sieben Hundertstelsekunden hinter ihm landete im Norweger Aksel Lund Svindal einer der Favoriten, der wiederum den US-Amerikaner Bode Miller nur um weitere zwei Hundertstelsekunden hinter sich ließ. „Es war hart, aber es hat Spaß gemacht“, sagte Miller über den Kurs. Der exzentrische Fahrer hatte unter dem Jubel der zahlreichen amerikanischen Fans als achter Starter eine beeindruckende Zeit vorgelegt. „Wenn ich noch einmal fahren könnte, würde ich die beiden auch noch schlagen“, sagte Miller.

Doch ein Abfahrtslauf wird immer noch in einem Lauf entschieden – weshalb Defago die erste Medaille seiner Karriere gewann. Er hatte im Mittelabschnitt zwischen Super-G- und Riesenslalom-Start die entscheidenden Hundertstelsekunden herausgefahren. „Die Piste war sehr unruhig“, sagte er, „aber ich habe von oben bis unten gekämpft.“ Es half ihm auch, dass die Aufmerksamkeit den anderen beiden Fahrern seines Team galt. Beinahe jedoch hätte er nicht starten dürfen.

Defago hatte bislang nur drei Weltcupsiege zu verzeichnen

Sechs Abfahrtsläufer besitzt das Schweizer Team, von denen Didier Cuche und Carlo Janka gesetzt waren. Der dritte Platz ging an Ambrosi Hoffmann, der im Training die beste Zeit fuhr. Den vierten und letzten Platz vergaben die Trainer aufgrund der Saison- und der Trainingseindrücke. Sie wählten Didier Defago.

Der Schweizer hatte bis Montag lediglich drei Weltcupsiege zu verzeichnen. Darunter allerdings auch Siege in Kitzbühel und Wengen. In dieser Saison war ein zweiter Platz in Bormio sein bestes Ergebnis. Nun aber kehrt er als Olympiasieger aus Vancouver zurück. Kurz hatte es sogar nach einem Schweizer Doppelsieg ausgesehen, weil Cuche in den oberen Teilabschnitten Bestzeiten gefahren war. Doch im Ziel lag er 36 Hundertstelsekunden zurück und landete nur auf Rang sechs. „Ich kann mir nicht erklären, wo ich die verloren habe“, sagte er enttäuscht, „ich bin gut gefahren und muss mir jetzt das Videomaterial noch einmal ansehen.“

Die größte Enttäuschung aber herrschte bei der Skination Österreich. Sechs Olympiasieger in der Abfahrt hat das Land bei Winterspielen hervorgebracht. Diesmal verfehlte Mario Schreiber als Vierter um 21 Hundertstelsekunden Bronze. „Blechsalat“, titelte der „Kurier“, die österreichischen Trainer wollten sich zu dem Ergebnis nicht äußern. Michael Walchhofer, der als Zehnter ebenfalls enttäuscht hatte, sagte: „Das war ein Spiegelbild der gesamten verkorksten Abfahrtssaison, für mich und für das gesamte Team.“ Der einzige deutsche Starter Stephan Keppler kam mit 1,80 Sekunden Rückstand auf den 24. Platz.

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