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Sport: Abhängig vom 49-Prozent-Mann

Man darf dem TSV 1860 München gratulieren. Nach wochenlanger Existenzangst hat der hoch verschuldete Fußball-Zweitligist offenbar einen Investor gefunden.

Man darf dem TSV 1860 München gratulieren. Nach wochenlanger Existenzangst hat der hoch verschuldete Fußball-Zweitligist offenbar einen Investor gefunden. Aller Voraussicht nach wird der jordanische Geschäftsmann Hasan Abdullah Ismaik für etwa 13 Millionen Euro 49 Prozent der 1860-Anteile übernehmen und den Verein retten.

Vor allem darf man 1860 München aber dazu gratulieren, anschaulich vorzuführen, wie unsinnig die 50+1-Regel in ihrer derzeitigen Form ist. Die deutschen Vereine rühmen sich gerne damit, dass sie – anders als etwa im Investorenpool England – stets 51 Prozent ihrer Anteile behalten und damit Herr im eigenen Hause bleiben. Aber ist dem wirklich so?

Die Absichten des Herrn Ismaik lassen sich nicht beurteilen, sie mögen höchst ehrenhaft sein, aber aus reiner Nächstenliebe wird er das Geld sicher nicht in München investieren. Und auch wenn er de jure keine Entscheidungsgewalt haben darf, dann hat 1860 de facto nur die Wahl, bei Entscheidungen entweder dem Geldgeber zuzustimmen oder insolvent zu gehen, wenn er sein Geld verärgert abzieht. Wie unabhängig ein Verein von einem 49-Prozent-Eigentümer tatsächlich ist, zeigt das Beispiel Hopp in Hoffenheim. Und Ausnahmen zur Regel gibt es ohnehin, siehe Leverkusen und Wolfsburg.

Aber in erster Linie ist es die Deutsche Fußball-Liga selbst, die ihre 50+1-Regel konterkariert. Bei ihren Lizenzvergaben verlangt sie keine Konzernabschlüsse und gibt den Klubs die Möglichkeit, Schulden in Tochtergesellschaften zu verstecken. Wer dann vor der Zahlungsunfähigkeit steht, das schreit das Beispiel 1860, hat keine andere Wahl, als sich dem 49-Prozent-Mann auszuliefern.

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