zum Hauptinhalt
Friedhelm Funkel wirkt, als sei er persönlich beleidigt vom Abstieg.

© dpa

Abschied aus Liga eins: Noch einmal bei den Großen

Am Samstag wird Hertha BSC erlöst werden vom verloren gegangenen Kampf gegen den Abstieg, der die Berliner so unendlich lange begleitet hat. Hertha tritt ab, wenn die Bayern die Schale kriegen.

Berlin - Michael Preetz und Friedhelm Funkel machen Gesichter, wie man sie für gewöhnlich bei Beerdigungen sieht. Vielleicht tragen sie die Betretenheit mit Absicht im Gesicht, vielleicht stehen die beiden Front-Herthaner immer noch unter dem Eindruck ihres Abstiegs aus der Bundesliga. Der steht seit vergangenem Wochenende fest, hat aber die wenigsten ernsthaft überrascht. Wenn doch, dann nur, dass es so lange gedauert hat, bis es auch rechnerisch keine Chance mehr gab für Hertha auf den Klassenerhalt. Preetz und Funkel blicken also drein, als seien sie persönlich beleidigt vom Abstieg, der es ihnen verbietet, noch weiterhin von Rettung zu reden. Das taten sie nämlich so lange, bis sie von den Realitäten völlig überrascht wurden. Am Ende hat sie der Abstieg wie ein Keulenschlag getroffen.

Es ist wieder so ein kleiner historischer Tag im Leben des Berliner Fußballklubs. Es wird die letzte Pressekonferenz als Erstligist abgehalten. Noch einmal kommen an die 30 Medienleute zusammen. Wie viele es wohl nach dem Sommer sein werden? Noch einmal darf Hertha am Samstag in der Bundesliga auflaufen. Der Spielplan meint es gut mit dem Vorjahresvierten aus der Hauptstadt. Er beschert ihm den FC Bayern und mithin ein ausverkauftes Haus – das erste und schon auch letzte Mal in dieser vergeigten Saison. „Ich hoffe, dass wir das bald wieder in der Bundesliga erleben werden“, sagt Preetz. Dann wirft der Manager sich verbal noch einmal den Fans an die Backe – in einer nachvollziehbaren wie vagen Hoffnung, nicht allzu viele von ihnen auf den Weg ins Unterhaus zu verlieren.

Nein, Preetz und Funkel unterlassen es an diesem Tag, wenigstens einmal ein halbwegs hoffnungsvolles Gesicht zu machen. Verstehe das, wer will. Jetzt, wo doch alles klar ist. Sie müssen sich nicht mehr verkrampft in Durchhalteparolen ergeben und die immer gleichen Sätze von der letzten und der allerletzten Chance referieren. Großer Gott, seit vorigem Spätsommer klebt ihr Verein am Tabellenende; sie haben den unteren Rand nicht ein einziges Mal zum Verschnaufen verlassen können. Und jetzt, wo beim Anhang die letzte Last gefallen ist, wo Preetz und Funkel hätten ein paar andere Worte finden können, an diesem Tag machen sie weiter im bisherigen Trott – in derselben Melodie und Tempo.

Am Samstag, wenn sich in Deutschland zum 65. Mal der Tag der Befreiung jährt, wird Hertha BSC erlöst werden vom verloren gegangenen Kampf gegen den Abstieg, der die Berliner so unendlich lange begleitet hat. Noch einmal darf Hertha bei den Großen auflaufen. Der FC Bayern wird am Ende dieser letzten 90 Minuten die Meisterschale überreicht bekommen. Es werden Fotos gemacht werden, es wird gejubelt und getanzt werden beim Anhang der Münchner. Und Hertha? „Wir freuen uns auf das Spiel gegen den kommenden Deutschen Meister“, sagt Funkel. Seine Tonlage und Mimik künden vom Gegenteil von Freude. Sei’s drum, bald wird es geschafft sein. Bald hat die liebe Berliner Fußballseele ruh. Hertha muss nicht weiter hoffnungslos anrennen, wird aber seine Fans auch nicht mehr enttäuschen können.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false