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Wer wird denn da gleich weinen? Na, der Uli Hoeneß. War doch klar!

© Reuters

Abschied beim FC Bayern: Uli Hoeneß tritt ab: „Sie haben mir das Leben schöner gemacht“

Uli Hoeneß geht mit großen Emotionen und wird von den Mitgliedern gefeiert. Von Nachfolger Herbert Hainer wird er zum Ehrenpräsidenten ernannt.

Uli Hoeneß kämpfte bei seiner großen Abschiedsshow immer wieder mit den Tränen und kostete die Ovationen seiner Fans nach einem halben Jahrhundert beim FC Bayern München aus. „Es war eine wunderschöne Zeit. Das war's! Ich habe fertig! Danke!“, rief der 67-Jährige vom Podium herab den tausenden Mitgliedern zu. Bei dem nicht enden wollenden Beifall lächelte der Ex-Präsident glückselig.

Punkt 22.00 Uhr räumte er vor der Wahl des früheren Adidas-Chef Herbert Hainer (65) zu seinem Nachfolger seinen Platz auf der Bühne und setzte sich unten in die erste Reihe. Hoeneß dankte an seinem Abend vor allem den Mitgliedern. „Sie haben mich 50 Jahre und mehr begleitet. Sie haben mir das Leben schöner gemacht“, sagte Hoeneß, der in der Olympiahalle mehrfach um Fassung bemüht war. Seine Ehefrau Susi küsste er auf der Bühne.

Herbert Hainer wurde mit großer Mehrheit zum Hoeneß-Nachfolger gewählt

Viel Beifall erhielt auch Hansi Flick, der von Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge als Nachfolger von Niko Kovac „mindestens bis Weihnachten und möglicherweise auch darüber hinaus“ die Verantwortung für das Münchner Starensemble übertragen bekam. „Ich sage voller Überzeugung: Wir vertrauen Hansi Flick“, verkündete Rummenigge.

Rummenigge würdigte einmal mehr die Verdienste von Hoeneß. „Du, lieber Uli, hast diese Mia-san-mia-Maschinerie am Laufen gehalten wie kein anderer“, sagte Rummenigge. Sein mit überwältigender Mehrheit der 6091 Mitglieder für drei Jahre gewählter Freund Hainer konnte mehrfach fühlen, welchen „riesigen Fußspuren“ er folgt. „Ich möchte mich vor dir, lieber Uli, für deine Lebensleistung verneigen“, sagte Hainer, der Hoeneß auch als Chef des Aufsichtsrats ablösen wird. Er wolle den Sachverstand aus 30 Jahren Adidas, sein großes Netzwerk und die „riesige Leidenschaft für den FC Bayern München“ einbringen, sagte Hainer.

In seiner ersten Amsthandlung ernannte Hainer seinen Vorgänger zum Ehrenpräsidenten. „Ich freue mich wahnsinnig über diese Auszeichnung“, kommentierte Hoeneß. Er ist der sechste Ehrenpräsident des FC Bayern. Vor ihm waren sein Vorgänger Franz Beckenbauer (74) sowie die verstorbenen Wilhelm Neudecker, Kurt Landauer, Siegfried Herrmann und Franz John ernannt worden.

Der neue Bayern-Präsident: Herbert Hainer wurde mit großer Mehrheit zum Hoeneß-Nachfolger gewählt.
Der neue Bayern-Präsident: Herbert Hainer wurde mit großer Mehrheit zum Hoeneß-Nachfolger gewählt.

© Reuters

Hoeneß rief die künftige Chef-Riege zur internen Geschlossenheit auf. „Die Gegner sitzen draußen, die dürfen nicht zu Hause sein. Ihr müsst ein starkes Team bilden, ihr müsst stark sein“, forderte der Vereinspatron. „Der Verein muss sozial sein, der Verein muss selbstbewusst sein, nicht arrogant“, formulierte Hoeneß.

Ohne die Mitglieder und deren überwältigende Unterstützung, das betonte Hoeneß gleich zu Beginn des Abends, wäre er nach seiner Zeit im Gefängnis nicht mehr an die Vereinsspitze zurückgekehrt. „Sie haben mir wunderbare Jahre geschenkt“, sagte der 67-Jährige.

"Uli Hoeneß, du bist der beste Mann", sangen die Mitglieder

„Uli Hoeneß, du bist der beste Mann“, schallte es durch die Halle. Bei pompösen Klängen trugen die Ex-Stars Franck Ribéry (AC Florenz) und Arjen Robben (Karriereende) Meisterschale und DFB-Pokal auf die Bühne. Basketball-Geschäftsführer Marko Pesic brachte deren Meistertrophäe mit. Es folgten herzliche Umarmungen mit Hoeneß.

In seiner 18 Minuten langen Rede blickte Hoeneß auf seine Spielerkarriere und die Anfänge als Manager zurück - und auf den FC Bayern der Zukunft. „Wenn ich vom FC Bayern träume, dann denke ich, da ist ein Tanker, der auf dem Weltmeer entlanggleitet“, umschrieb es Hoeneß. „Der Tanker muss geradeaus fahren und nicht nach links schauen - und schon gar nicht nach rechts“, appellierte er.

„Diese Jahreshauptversammlung bedeutet eine große Veränderung für den FC Bayern“, erklärte Rummenigge. „Nach 49 Jahren Herzblut für den Verein“ heiße es nun, Abschied von Hoeneß zu nehmen.

Auch Oliver Kahn wurde gefeiert

Frenetisch gefeiert wurde auch Oliver Kahn, der an der Seite von Sportdirektor Hasan Salihamidzic applaudierte. Der frühere Kapitän und Torhüter Kahn wird im kommenden Jahr Vorstandsmitglied und soll dann zum Nachfolger von Rummenigge (64) aufgebaut werden. Kahn genoss den Jubel. „Da hast du viel Arbeit, um diesen Vorschusslorbeeren gerecht zu werden“, erklärte Hoeneß.

Den „Bis-auf-Weiteres“-Coach Flick begrüßte Hoeneß schon als „Cheftrainer“. „Unsere Mannschaft hat Borussia Dortmund attackiert, dominiert und am Ende deklassiert“, erinnerte Hoeneß an das 4:0 im Liga-Topspiel. „Wenn wir immer so spielen würden, gibt es wenige Mannschaften auf dieser Welt, die uns schlagen können.“

In drei verschiedenen Positionen prägte Hoeneß den deutschen Fußball-Rekordmeister ein halbes Jahrhundert prägte: Erst als erfolgreicher Stürmer und Weltmeister von 1974, dann 30 Jahre als Manager und in den letzten zehn Jahren mit einer Unterbrechung wegen einer Haftstrafe als Präsident und Aufsichtsratschef. Sein Mandat im Aufsichtsrat will er bis ins Jahr 2023 weiter ausüben.

Mit zwölf Millionen Mark Umsatz und sieben Millionen Mark Schulden legte Hoeneß als 27-Jähriger am 1. Mai 1979 als Manager beim FC Bayern los. An seinem groß zelebrierten Abschiedsabend durfte er sich einmal mehr über imposante Wirtschaftsdaten freuen. Der Umsatz stieg auf den Rekordwert von 750,4 Millionen Euro in der abgelaufenen Spielzeit. Der Gewinn nach Steuern betrug 52,5 Millionen Euro.

Uli Hoeneß mit Frau Susi und einem Bild für das Wohnzimmer.
Uli Hoeneß mit Frau Susi und einem Bild für das Wohnzimmer.

© Reuters

Schon lange vor seinem großen Abschiedsabend saß im VIP-Bereich der Münchner Olympiahalle mit engen Vertrauten beisammen. Am Tisch mit seinem Nachfolger Herbert Hainer war der scheidende Präsident im angeregten Gespräch mit dem Vizepräsidenten Walter Mennekes zu beobachten. Während tausende Mitglieder am Freitagabend in die Halle strömten, rückte für den 67 Jahre alten Hoeneß das Ende seines Wirkens in erster Reihe näher.

Rummenigge über Hoeneß: "Uli ist die Mutter aller Manager"

Karl-Heinz Rummenigge hat einst einen schönen Satz über Uli Hoeneß mit ein paar eingängigen Vergleichen gesagt: "Uli ist der Vater Teresa vom Tegernsee, der Nelson Mandela von der Säbener Straße und die Mutter aller Manager." Oder anders, mit den Worten Franz Beckenbauers, formuliert: "Er ist, glaub' ich, schon als Manager auf die Welt gekommen."

206 Spieler für 1,1 Milliarden Euro wie die "Bild" ausrechnete, hat der FC Bayern seit Hoeneß' Amtsantritt als Manager 1979 geholt. Eine kleine Auswahl der besten Hoeneß-Transfers:

Oliver Kahn
Im Jahr 1994 wechselte Kahn als "Deutschlands Torhüter des Jahres" vom Karlsruher SC zum FC Bayern München. 1996 holte er den Uefa-Cup mit den Bayern, 2001 die Champions League. Acht deutsche Meisterschaften und sechs DFB-Pokalsiege gab's obendrauf. Insgesamt bestritt Kahn 557 Bundesligaspiele, davon 429 für den FC Bayern.

Viele Tränen vor dem ersten Wort. Uli Hoeneß vor seiner Abschiedsrede.
Viele Tränen vor dem ersten Wort. Uli Hoeneß vor seiner Abschiedsrede.

© AFP

Stefan Effenberg
Der Tiger zeigte in München zweimal seine Krallen. Zwischen 1990 und 1992 gehörte er jener Bayern-Mannschaft an, die in der Saison 1991/92 mit Tabellenplatz zehn die schlechteste Saison unter Hoeneß' Ägide zu verantworten hatte. Von 1998 bis 2002 lief es besser. "Effe" wurde Kapitän, gewann drei Meisterschaften in Serie und 2001 die Champions League. 160 Bundesliga-Spiele absolvierte er für die Münchner.

Lothar Matthäus
1984 holte Hoeneß den damals 23-jährigen Lothar Matthäus von Borussia Mönchengladbach nach München. Vier Jahre blieb der Rekordnationalspieler bei den Bayern, ehe er zu Inter Mailand weiterzog. 1992 heuerte er wieder in München an und blieb bis 2000. Insgesamt holte er mit dem FC Bayern siebenmal die Meisterschaft und zweimal den DFB-Pokal. In der Bundesliga lief Matthäus 302 Mal für die Münchner auf.

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Roland Wohlfarth
Den Stürmer lotste Hoeneß 1984 vom MSV Duisburg nach München, er sollte sich als Volltreffer erweisen. In 254 Ligaspielen für die Bayern traf Wohlfarth stattliche 119 Mal. Die Tore lohnten sich, fünfmal wurde der Angreifer mit den Rot-Weißen Deutscher Meister.

Mehmet Scholl
1992 vom Karlsruher SC verpflichtet, avancierte Scholl zu einem der dribbelstärksten Mittelfeldspieler, die der FC Bayern je hatte. 334 Mal lief er für die Bayern in 15 Bundesliga-Jahren auf und erzielte in dieser Zeit 87 Tore. Seine Titelsammlung: Acht Meisterschaften, fünf DFB-Pokalsiege, Uefa-Cup und Champions League.

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Neben vielen weiteren Hochkarätern wie Søren Lerby, Giovane Elber, Franck Ribéry oder Arjen Robben verpflichteten die Bayern in der Hoeneß-Ära auch ein paar Spieler, die ihnen wenig bis kaum weiterhalfen. Eine unvollständige Liste der sogenannten Flops:

Jean-Pierre Papin
Der Stürmer wechselte 1994 vom AC Mailand nach München und kostete damals stolze 5,5 Millionen Mark. Allerdings war Jean-Pierre Papin bei seinem Wechsel schon Anfang 30 und längst nicht mehr so frisch, wie in seiner Hochphase bei Olympique Marseille. In zwei Jahren brachte er es in München auf lediglich 27 Ligaspiele und drei Törchen.

Bernardo
1991 verpflichteten die Münchner Bernardo vom FC Sao Paulo, 2 Millionen D-Mark flossen nach Brasilien, verbunden mit der Hoffnung, der Mittelfeldspieler würde seine in Sao Paulo gezeigte Klasse auch bei den Bayern einbringen. Es kam anders. Nach vier Bundesliga-Spielen und nur drei Monaten kehrte der brasilianische Nationalspieler wieder in sein Heimatland zurück.

Mazinho
Mit Bernardo wechselte 1991 auch Mazinho an die Säbener Straße, der es dort länger als sein Landsmann aushalten sollte. Immerhin bis 1994 beschäftigten die Bayern den Stürmer, der dies mit den gegnerischen Abwehrreihen allerdings nur sparsam tat. Bis Ende 1994 kam er auf 49 Spiele und lediglich elf Tore.

Tobias Rau
Der Nationalspieler empfahl sich mit guten Leistungen in Wolfsburg für den FC Bayern, musste aber schnell feststellen, dass in München noch bessere Leistungen nötig waren. Die brachte Rau allerdings nicht, weshalb für ihn nach zwei Jahren schon wieder Schluss beim Rekordmeister war. Kam lediglich auf 13 Ligaspiele, was nur die Bielefelder Arminen goutierten, die ihn im Anschluss auf die Alm holten.

Kein Glücksgriff. Jean-Pierre Papin (r.), hier bei einem Benefizspiel mit dem AC Mailand.
Kein Glücksgriff. Jean-Pierre Papin (r.), hier bei einem Benefizspiel mit dem AC Mailand.

© dpa

José Ernesto Sosa
Als hoffnungsvolles Talent gepriesen, wagte Sosa 2007 vom argentinischen Klub Estudiantes de La Plata den Sprung zum FC Bayern. Sosa sollte dort ein anderes Wunderkind ersetzen, einen gewissen Sebastian Deisler. Doch in München fand Sosa nie zu seiner Form, kam in drei Jahren auf lediglich 35 Bundesliga-Einsätze und zwei Tore. (Tsp)

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