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Abschied der bittersten Art. Birgit Prinz wurde nicht eingewechselt und lief sich nicht mal warm.

© dpa

Abschied einer Rekordspielerin: Birgit Prinz: Randfigur im Trauermarsch

Unerwartet endet die Nationalmannschaftskarriere von Rekordspielerin Birgit Prinz – auf der Ersatzbank. Nun droht dem DFB die nächste Diskussion um ein Abschiedsspiel.

Nachdem Theo Zwanziger jede einzelne Nationalspielerin tröstend in den Arm genommen hatte, wollte der Präsident des Deutschen Fußball-Bunds (DFB) auch noch ein paar verbale Streicheleinheiten loswerden. Angesprochen auf ein mögliches Abschiedsspiel für die scheidende Rekordnationalspielerin Birgit Prinz sagte Zwanziger: „Birgit Prinz ist so eine großartige, verdiente Nationalspielerin und deutsche Sportpersönlichkeit mit weit über 200 Länderspielen, dass ihr ein hohes Maß an Anerkennung zuteil werden muss.“ Aus Respekt vor Prinz wolle er jetzt nichts ankündigen, er halte aber „alles für möglich, was im Rahmen der Verantwortung des DFB ist“.

Birgit Prinz trottete derweil mit der deutschen Mannschaft auf einer Abschiedsrunde durch das Wolfsburger Stadion. Ganz hinten, die Stutzen herunter gerollt, den Kopf gesenkt. Sie, die eigentlich davon geträumt haben dürfte, mit der WM-Trophäe inmitten eines Konfettiregens in ihrer Heimatstadt Frankfurt aus dem Nationalteam zu scheiden, schlurfte nun als Randfigur in einem seltsamen Trauermarsch hinterher. Ein größerer Kontrast geht nicht, und das machte es auch für eine Sportlerin mit abgeschlossenem Psychologiestudium nicht leicht, die Fassung zu bewahren. Ihr erstes Statement: „Ich bin total frustriert.“ Die 33-Jährige gab sich gar nicht erst Mühe, die Fassung zu bewahren. Jeder durfte sehen, wie sehr es an der Rekordnationalspielerin nagte, ihre internationale Karriere nach 214 Länderspielen und 128 Toren auf der Ersatzbank beendet zu haben.

Indirekt sprach Prinz sogar von einem Vertrauensbruch mit Trainerin Silvia Neid. Prinz war im Viertelfinale eines WM-Turniers – ihren fünften Titelkämpfen dieser Art – nicht mal gut genug, eingewechselt zu werden, geschweige denn, sich warmlaufen zu dürfen. „Es gab keine Kommunikation. Ich war fit und ich war bereit. In meinen Augen war es der Plan, der Mannschaft zu helfen – es war aber kein Plan in den Augen der Trainerin.“

Eine Breitseite gegen Silvia Neid, die Prinz’ Albtraum hat Wirklichkeit werden lassen. Die Bundestrainerin räumte ein, ihr täte es leid, „aber so ist es, und das ist kein schöner Abgang. Aber das geht nicht nur Birgit so, es geht ja auch Ariane Hingst so, die ihre Karriere beendet.“ Gleichwohl ist gerade dieser Vergleich nicht statthaft, weil ihre Vereinskameradin mit dem Wissen zur WM gereist war, nur eine Nebenrolle zu spielen. Birgit Prinz aber sollte, so hatte es auch Silvia Neid zuvor oft genug betont, eine Hauptfigur werden. Über ihre weitere Fortsetzung der Karriere beim 1.FFC Frankfurt („Das ist nicht der richtige Abend für solche Gedanken“) wollte Prinz genauso wenig reden wie über die Möglichkeit des von Theo Zwanziger in Aussicht gestellten Abschiedsspiels. „Derzeit kann ich mir das nicht vorstellen.“ Prinz scheint im Inneren verletzt zu sein. So tief wie vielleicht auch Michael Ballack? Es hat den Anschein, als plage den Verband gerade ein geschlechterübergreifendes Problem, stilprägenden Führungsspielern einen würdevollen Austritt aus der Nationalmannschaft zu ermöglichen.

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