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Sport: Abschied? Es geht auch ohne Stil

Das Ende, eine ganz vertrackte Sache. Wie verabschiedet man sich?

Das Ende, eine ganz vertrackte Sache. Wie verabschiedet man sich? Wie kommt eine Lebensgeschichte zum richtigen Schluss? Welche Worte findet einer, um einer prekären Situation zu entkommen?

Humphrey Bogart konnte es. Ehe sich der Film „Casablanca“ elend hinschleppt, sagt er den wunderbaren Satz „Ich glaube, dies ist der Beginn einer wunderbaren Freundschaft“. So löst der Gentleman eine Sache. André Agassi ist so einer wie Bogart, ein Mann mit Stil. Beim letzten Tennismatch seiner Karriere saß Gattin Graf auf der Tribüne und weinte, Agassi flennte, das New Yorker Publikum tränte, der notorisch krüsselhaarige Agassi hatte sich mit einem Ganzkörperpeeling hübsch gemacht, er warf Handküsschen – perfekter, höchst emotionaler Abgang nach 20 Jahren. Michael Schumacher, ja, doch, hat seinen auch elegant gelöst, etwas deutsch allerdings: Ende angekündigt, Ende in Brasilien bestätigt, Servus.

Eine andere Möglichkeit ist die ironische Variante. In Billy Wilders „Manche mögen’s heiß“ liebt der Millionär Osgood Fielding III. einen Mann in Frauenkleidern, und als dieser sich in Not enttarnt und die Perücke lupft, fällt der klassische Spruch „Nobody is perfect“. Sehr souverän. Martina Navratilova ist so. Spielte und spielte und spielte, kokettierte mit ihren Gebrechen und Falten, hinkte immer mal wieder grinsend ans Netz, gewann in ihrem letzten Spiel 50-jährig bei den US-Open noch einen letzten Titel – das war’s. Hätte doch früher keiner prophezeit, dass diese Frau einmal so viel Witz entwickelt, so viel Charme.

Ganz unmöglich als Finale ist der Tod von Jack Nicholson in „Departed“. Ein Mafiaboss hat nachts nichts auf einem Industriegelände zu tun, er hat nicht erschossen in die Schaufel eines Baufahrzeugs zu fallen, er hat sich um diese Uhrzeit zigarrerauchend mit seinen Gespielinnen zu verlustieren. Wozu sonst hat er als alter, geiler Sack seine Millionen angehäuft? Axel Schulz ist Nicholson. Unwürdig, blöd, unnötig blutverschmiert auch er. Zur falschen Zeit am falschen Ort. Keine gute Idee.

Jürgen Klinsmann ist wieder anders. Auch kein toller Abschied, wirklich nicht, Klinsmann sagt Hallo und Tschüss per E-Mail oder per SMS. Das hat bestenfalls das Niveau einer Vorabendserie von RTL. Und der Hackl-Schorsch... Was, der Georg Hackl rodelt nicht mehr? Hat keiner so richtig mitgekriegt. Wenn der Monumentalschinken zu lange dauert und der Held stirbt oder nicht stirbt, schläft das Publikum irgendwann ein. Jan Ullrich hingegen – weg. Floyd Landis – weg. Der Sprinter und Olympiasieger Justin Gatlin – weg. Filmriss bei allen dreien. Auch egal.

Und Zinedine Zidane? Hätte Stanley Kubrick dieses Ende inszeniert, bitte, ja, ganz großes Kino, keine Frage. So aber bleibt nur das dumpfe Gefühl, im falschen Film gewesen zu sein.

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