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Bis bald, Berlin! Alexander Petersson in seinem letzten Spiel für die Füchse. Foto: Pollack

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Sport: Abschied im Rausch

Füchse Berlin schlagen Lemgo mit 36:24 und ziehen erneut in die Handball-Champions-League ein.

Berlin - Colja Löffler machte die 1000 voll. Nach feinem Rückhandpass von Iker Romero stieg der Linksaußen der Füchse Berlin hoch, er stand lange in der Luft, beobachtete den Keeper – und schloss mit einem hübschen Heber ab. 8930 Zuschauer in der Max–Schmeling-Halle bejubelten der Treffer zum zwischenzeitlichen 31:19 allerdings nicht nur wegen seiner Schönheit. Schließlich profitierten auch die Fans, also zumindest die durstigen unter ihnen, von diesem Tor. Eine Berliner Brauerei hatte für das letzte Heimspiel der Berliner Bundesliga-Handballer nämlich 33 Liter Freibier für jeden Füchse-Treffer ausgelobt. Mit Löfflers Heber in der 52. Minute war die vierstellige Marke also geknackt. 1000 Liter.

Dabei hatte die Party angesichts der Berliner Überlegenheit zu diesem Zeitpunkt längst begonnen, im Grunde schon mit dem Anpfiff zur zweiten Halbzeit. Da führte die Mannschaft von Trainer Dagur Sigurdsson bereits mit 19:8. Am Ende des Tages vermeldete die Anzeigetafel einen – gleichwohl souveränen wie verdienten – 36:24-Sieg gegen den TBV Lemgo. Damit sind die Füchse einen Spieltag vor dem Ende der Spielzeit 2011/12 nicht mehr vom dritten Platz zu verdrängen, der zur direkten Champions-League-Qualifikation berechtigt. „Trotz des schweren Wochenendes und der hohen Belastung beim Final Four in Köln war meine Mannschaft sehr konzentriert“, sagte Trainer Dagur Sigurdsson: „Wir haben unser Spiel durchgezogen. Ich bin sehr stolz auf das Team.“ Manager Bob Hanning pflichtete bei: „Vor der Saison habe ich nicht davon zu träumen gewagt, dass wir uns erneut für die Champions League qualifizieren. Die Mannschaft hat mich eines Besseren belehrt.“

Bei aller Begeisterung und Euphorie musste man jedoch konstatieren: Was der TBV Lemgo gestern in der ersten Halbzeit ablieferte, hätte wohl auch in keiner anderen Bundesliga-Halle zu einem Punktgewinn geführt. Trainer Dirk Beuchler sprach vom „schlechtesten Spiel in diesem Jahr, wir haben so viele technische Fehler gemacht“. Die Füchse präsentierten sich dagegen als homogene, eingespielte Mannschaft. Die ersten sieben Treffer markierten sieben verschiedene Spieler, in die Torschützenliste trugen sich bis auf das Torhüter-Duo Silvio Heinevetter/Petr Stochl alle zwölf Akteure ein, die Einsatzzeiten erhielten. Am häufigsten Mark Bult (12).

Eine Viertelstunde hielten die Gäste aus Westfalen, bei denen unter anderem Florian Kehrmann fehlte, mit (6:4/14.). Danach wurden sie von den Berlinern regelrecht überrannt. Über die Stationen 12:7, 18:8 und 23:11 näherte sich eine einseitige Begegnung ihrem Ende.

Dabei geriet das Geschehen auf dem Feld in der Schlussphase beinahe zur Nebensache: Heber hier, Kempa-Trick da, Rückhandpass dort, die Berliner spielten bisweilen für die Galerie, die Fans hatten ihren Spaß daran. Und doch schwang nach Spielschluss ein wenig Wehmut mit, als Alexander Petersson verabschiedet wurde. Der Isländer zählte in den vergangenen beiden Jahren zu den Leistungsträgern bei den Füchsen, in der neuen Spielzeit wird der Rückraumspieler das Trikot der Rhein-Neckar Löwen tragen. „Ich hatte eine tolle Zeit in Berlin“, sagte Petersson. Mit einem Sieg fällt bekanntlich jeder Abschied ein wenig leichter.

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