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Sport: Abschied mit Schmerzen

Von Stefan Hermanns Leverkusen. Der erste Abschied war noch fröhlich.

Von Stefan Hermanns

Leverkusen. Der erste Abschied war noch fröhlich. Als Michael Ballack vor dem Anpfiff auf dem Rasen der Leverkusener Bayarena stand, lachte er und winkte den Zuschauern zu. Der beste Spieler der abgelaufenen Bundesliga-Saison war noch einmal in das Stadion gekommen, das er künftig nur als Gast betreten wird – Ballack wechselt von Bayer Leverkusen zu Bayern München. Nach seinem umjubelten Abgang setzte sich Ballack auf die Tribüne, erholte sich vom verlorenen Champions-League-Finale und knutschte mit seiner Freundin. Unten auf dem Feld spielte sich derweil ein unterhaltsames Länderspiel zwischen Deutschland und Österreich ab. Die Mannschaft von Teamchef Rudi Völler bestand den letzten Test vor der Fußball-Weltmeisterschaft in Japan und Südkorea souverän und gewann 6:2 (3:1). Drei Tore von Miroslav Klose, zwei Treffer von Marco Bode, das erste Länderspieltor von Daniel Bierofka – das waren die guten Nachrichten des Spiels. Doch es gab auch eine negative: Sebastian Deisler musste verletzt das Feld verlassen. Ein trauriger Abschied.

Die Situation sah eigentlich harmlos aus. In der 19. Minute prallte Deisler bei einem normalen Zweikampf mit dem Österreicher Rolf Landerl zusammen. Doch Deisler sackte zusammen, griff sich an sein mehrfach operiertes rechtes Knie und schlug die Hände vors Gesicht. Mit einer Trage musste der 22-jährige Mittelfeldspieler aus dem Stadion getragen werden. Noch während des Spiels wurde er ins Marienhospital in Bergisch Gladbach gebracht, um sich einer Kernspintomographie zu unterziehen. Sein WM-Einsatz ist fraglich. In der Halbzeitpause konnte DFB-Sprecher Harald Stenger beruhigen: „Es scheint doch nicht so schlimm zu sein.“ Deisler verspüre kaum Schmerzen, sein Knie sei nicht geschwollen. Doch seelische Wunden bleiben. „Es ist nichts kaputt und nichts gerissen“, berichtete Völler nach dem Schlusspfiff, „aber Sebastian ist sehr geknickt.“

Angesichts der erleichternden Nachrichten der Mediziner konnte sich Völler am Ende noch über das Spiel freuen. Besonders Miroslav Klose erhielt ein Einzellob: „In dieser Verfassung ist er bei der WM schwer zu verdrängen.“ In der 15. Minute leitete Klose durch einen Doppelpass mit Deisler das erste Tor ein, das er schließlich mit einem straffen Schuss selbst erzielte. Völler sprang von der Trainerbank, ballte beide Fäuste und rief seinen Spielern zu: „Weiter so.“ Die 0:1- Niederlage gegen Wales war vergessen.

Von nun an strahlte die deutsche Mannschaft Selbstvertrauen aus, vor allem Jens Jeremies und Torsten Frings trieben das Spiel auf den Außenbahnen voran. Profiteur: Miroslav Klose. In der 29. Minute landete ein Pass des starken Dieter Hamann im Strafraum, Marco Bode köpfte ihn weiter, und Klose drückte den Ball über die Linie. Nur sieben Minuten später erhöhte Bode selbst mit einem Flugkopfball – 3:0. Die Fans feierten die Nationalelf mit La Ola.

Doch bei aller Euphorie wird ihnen nicht entgangen sein, dass es in der deutschen Mannschaft auch Schwachpunkte gab. Die Abwehr machte mehrmals einen ungeordneten Eindruck. Beim 3:1 durch den Österreicher René Aufhauser unterschätzte Christoph Metzelder einen langen Pass, beim Anschlusstor der Gäste kurz nach der Halbzeitpause kam Frings zu spät gegen den Wiener Stürmer Roman Wallner. Auch im Angriff versprang den Deutschen allzu häufig der Ball, Carsten Jancker machte zwar eine bemühte, aber oft unglückliche Figur.

Immerhin bekamen die Deutschen das Spiel locker wieder in den Griff. Klose schoss sein achtes Tor im zwölften Länderspiel, Bode schloss einen Alleingang erfolgreich ab, und der eingewechselte Daniel Bierofka konnte in seinem zweiten Länderspiel den Ball aus Nahdistanz zum 6:2 einschießen. Bierofka winkte nach dem Spiel den Zuschauern zu und lachte. Für ihn war es kein Abschied, sondern ein Ankommen. In der Nationalmannschaft. Aber auch in Leverkusen. In der nächsten Saison ist die Bayarena seine neue Heimstätte.

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