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küsse croatia

© dpa

Abschied nehmen: Kroatische Fans: Fiebern und trauern mit Berliner Jungs

Die Enttäuschung der kroatischen Fans ist gepaart mit Lokalpatriotismus: Zwei Spieler kommen aus Wedding, einer ist Herthaner.

Fünf Minuten nach der Niederlage hat sich das eben noch überfüllte Café King schon geleert. „Alle nach Hause, schlafen gehen!“, ruft einer nach dem Elfmeterschießen – und alle scheinen auf ihn zu hören. Draußen steht die Polizei und passt auf. Trauriges Ende eines Dramas, das den Kroaten nur eine einzige Jubelminute ließ: Noch während sie nach dem Treffer in der 119. Minute draußen die Bengalischen Feuer anzündeten, wurde von drinnen das Gegentor gemeldet.

Während der regulären Spielzeit haben ausgerechnet zwei vor dem Café vorbeiradelnde „Türkiye“-Rufer für den größten Lacher bei den rund 300 versammelten Kroaten gesorgt. Das Café in der Charlottenburger Rankestraße war der zentrale Treffpunkt der kroatischen Fans. Bis hinaus auf den Gehweg drängten sie sich. Der dunkle Fleck auf der kroatisch-berliner Fußballbeziehung hat dem Lokal nicht geschadet: Der 2005 aufgeflogene Wettskandal um manipulierte Fußballspiele, in dessen Zentrum der Berliner Schiedsrichter Robert Hoyzer und die kroatischen Brüder Sapina standen – deren Stammlokal das Café King war.

Dass es an diesem Freitagabend in Berlin Autokorsos geben würde, war gewiss. Denn eigentlich wissen auch die Berliner Kroaten zu feiern, und bei einem Erfolg hätten sie nicht nur ihrem Patriotismus, sondern auch ihrem Lokalpatriotismus Zucker gegeben: Mit den Brüdern Niko und Robert Kovac sind zwei Jungs aus dem Wedding Stammspieler in der kroatischen Nationalmannschaft; Kollege Josip Simunic wohnt auch schon seit 1999 in Berlin und spielt bei Hertha BSC.

Zuvor hatte ein anderer Kroate seine Landsleute ins Olympiastadion gelockt: Ante Covic. Er stieg mit Hertha 1997 in die erste Liga auf, „und da haben die Kroaten gesehen: Da ist einer von uns dabei, da gehen wir gerne hin. Später war natürlich Niko Kovac wichtig für die kroatische Community“. Der kam nach einem früheren Engagement zu Zweitligazeiten von 2003 bis 2006 zurück nach Berlin und spielte sich in die Herzen auch der deutschen Hertha-Fans – weshalb ihm viele auch für die EM die Daumen drückten.

Während Kovac jetzt in Salzburg unter Vertrag steht, ist Covic Amateur-Herthaner. Er wollte sich das Spiel im Urlaub in Split ansehen. Seine Landsleute aber – gut 11 000 leben hier – füllen bei Spielen ihrer Mannschaft die kroatischen Kneipen und Restaurants der Stadt.

Ante Covic hatte zuvor gesagt: „Meine Frau ist Deutsche. Deshalb hat mein zehnjähriger Sohn bei Deutschland gegen Kroatien ein Deutschland-Trikot an, meine Frau auch. Ich bin der Einzige im Kroatien-Trikot. Wir machen uns dann gegenseitig runter. Aus Spaß natürlich.“ Vorbei, der Spaß. (A.B./ist/how)

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