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Sport: Abschied und Ankunft

Bixente Lizarazu hatte nach sieben Jahren den FC Bayern verlassen – nun kehrt er zurück

Berlin - Der Gedanke ist vielen deutschen Fußballfans wohl fremd, aber die Wahrheit ist: Auch der FC Bayern München hat ein Herz. Der oft als arrogant und kalkulierend charakterisierte Fußball-Rekordmeister hat gerade eine langfristige Patenschaft für die Flutopfer in Asien übernommen, er veranstaltet regelmäßig Benefizspiele für wirtschaftlich schwache Klubs, und er bietet manch glücklosem Spieler eine dauerhafte Heimat. An Sebastian Deisler, der wegen Depressionen lange Zeit nicht einsatzfähig war, hielt der Verein ohne Abstriche fest, der oft verletzte Mehmet Scholl wurde als Integrationsfigur dauerhaft an das Team gebunden – und nun kommt ein weiteres schönes Beispiel hinzu. Bixente Lizarazu, der im Sommer vergangenen Jahres die Münchner verlassen hatte, kehrt überraschend in seine sportliche Heimat zurück. Der französische Nationalspieler, der vor seinem Weggang sieben Jahre lang in München gespielt hatte, erhielt am Mittwoch einen Vertrag bis zum Saisonende.

Der Verteidiger, der mit der französischen Nationalmannschaft schon Welt- und Europameister geworden war und im September 2004 seinen Rücktritt aus dem Team erklärt hatte, war im vergangenen halben Jahr bei Olympique Marseille nicht glücklich geworden. Trainer Philippe Troussier setzte den 35 Jahre alten Profi die meiste Zeit nur auf die Ersatzbank; in europäischen Wettbewerben kam er nicht zum Einsatz, da sich Marseille dafür nicht qualifiziert hatte. Für die Bayern hat das den Vorteil, dass er am 22. Februar im Achtelfinale der Champions League gegen den FC Arsenal spielberechtigt ist. Für Lizarazu hat der Wechsel den Vorteil, dass er bei seinem alten neuen Verein wohl gleich in die Stammelf rücken wird.

Dass der FC Bayern, den Lizarazu immer als „ganz großen Verein“ gepriesen hatte, im Sommer den Vertrag mit ihm nicht verlängern wollte, hatte keine sportlichen Gründe. Zwar erzielte der kleine Franzose, der 1997 von Atletico Bilbao nach München gekommen war, in 152 Bundesligaspielen nur sieben Tore, doch seine Aufgabe war sowieso eine andere. Lizarazu, der sich bei den Bayern oft mit einer Mischung aus Englisch und Deutsch mit seinen Mitspielern verständigte, formulierte es so: „You have to win Zweikampf.“ Da Lizarazu seine Maxime dank seiner Robustheit gut erfüllte, konnte die Verbindung nur an unsportlichen Faktoren scheitern: Geld und Stolz. Lizarazu, einer der Topverdiener des Klubs, wollte für eine Vertragsverlängerung nicht freiwillig auf Teile seines Gehalts verzichten, und so begründete Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge die Trennung fast schon etwas wehmütig: „Das war nur eine finanzielle Entscheidung. Wir hätten ihn eigentlich gern behalten.“ Auch der damalige Trainer Ottmar Hitzfeld war über den Schritt nicht glücklich, bei der offiziellen Verabschiedung gab es Tränen.

Nun scheint es offenbar kein finanzielles Problem mehr zu geben, und ganz nebenbei werden mit Lizarazus Wiederverpflichtung beim FC Bayern auch einige offene sportliche Fragen beantwortet. Schließlich hatte die linke Abwehrseite nach dem Weggang Lizarazus an Stabilität verloren. Rechtsfuß Hasan Salihamidzic wirkte oft unsouverän, und Tobias Rau erreichte wegen Verletzungen fast nie Normalform. Trainer Felix Magath sah Handlungsbedarf, und als Lizarazu kurz vor Weihnachten bei Bayern-Manager Uli Hoeneß anrief und ihm seine Situation in Marseille schilderte, lief beim Tabellenführer die spektakuläre Rückholaktion an. Nun kann die Rückkehr offenbar nicht schnell genug gehen. Am heutigen Donnerstag will Lizarazu von Paris aus ins Trainingslager der Münchner nach Dubai fliegen.

Einen weiteren Abschied mit Tränen soll es für Bixente Lizarazu nicht geben. Nach Saisonende will der Franzose seinen Platz Nationalspieler Philipp Lahm zur Verfügung stellen, der dann vom VfB Stuttgart zu den Bayern zurückkehrt. Lizarazu, der mit dem FC Bayern bereits den Weltpokal, die Champions League, vier Meisterschaften und zwei Pokaltitel gewonnen hat, will dann im allseitigen Einvernehmen seine Karriere beenden. Mit einem weiteren Titel – mindestens.

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