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Vom Kapitän zum Bankdrücker. Mattuschka beim Spiel gegen Düsseldorf.

© Imago

Abschied vom 1. FC Union Berlin?: Torsten Mattuschka: Wenn nicht bei Union, dann woanders

Torsten Mattuschka, der frühere Kapitän, ist unzufrieden mit seiner Rolle als Reservist beim 1. FC Union Berlin. Er will mindestens noch zwei Jahre spielen - notfalls bei einem anderen Verein.

In den vergangenen zwei Tagen hat Torsten Mattuschka getan, was Arbeitnehmer für gewöhnlich so tun in ihrer Freizeit. Er versuchte sich von seinem Job abzulenken und auf andere Gedanken zu kommen. Erfolgreich war er dabei nicht. Selbst im Familien- oder Freundeskreis wurde es ihm schwer gemacht, zu vergessen. Immer wieder zielten die Gespräche auf seine vertrackte Arbeitssituation.

Spätestens seit dem vergangenen Freitag ist Torsten Mattuschka kein Vollzeitbeschäftigter mehr. Beim Spiel seines 1. FC Union gegen Fortuna Düsseldorf wurde er von Trainer Norbert Düwel nicht eingesetzt. Schon eine Woche zuvor hatte es nur für eine Einwechslung Mitte der zweiten Halbzeit gereicht. Ein ganz neues Gefühl für ihn.

Der Berufsfußballer Torsten Mattuschka war bisher stets für seine außergewöhnlichen Leistungen im Arbeitsalltag bekannt. Er schoss Tore, spielte Pässe, die zu Toren führten, und bestimmte den Rhythmus im Spiel des Berliner Zweitligisten. All das mit einer Konstanz, die ihresgleichen sucht. Für die Fans ist er ein Held, sie tragen bei ihren Stadionbesuchen Torsten-Mattuschka-Shirts und singen das Torsten-Mattuschka-Lied. Es ist nicht übertrieben zu behaupten: Torsten Mattuschka ist der populärste Fußballer in der Geschichte des 1. FC Union.

Norbert Düwel plant die Zukunft - ohne Torsten Mattuschka

Trainer Norbert Düwel hat für solche Sentimentalitäten wenig übrig. Längst ist er damit beschäftigt, die Zukunft zu planen. Eine Zukunft, in der Mattuschka, weil bald 34 Jahre alt, keine Rolle mehr spielt. Düwel nahm Mattuschka zuerst die Kapitänsbinde weg, dann setzte er ihn auf die Bank. Der Spieler ertrug die Degradierungen so gut er konnte, sagt jetzt aber: „Wenn sich an meiner Situation nichts ändert, muss ich mir Gedanken machen.“

Als der 1. FC Union den Vertrag mit ihm im vergangenen Herbst bis Juni 2015 verlängerte, sah es so aus, als würde Mattuschka seine Karriere ganz sicher in Köpenick beenden. Zumal er noch eine Option für ein weiteres Jahr besitzt. Inzwischen kann er sich einen Abschied vorstellen. „Ich weiß natürlich, dass ich nicht mehr der Jüngste bin, aber noch fühle ich mich fit. Zwei Jahre möchte ich mindestens noch auf diesem Niveau spielen.“ Wenn nicht bei Union, dann woanders. „Wie gesagt, ich muss die Entscheidung des Trainers akzeptieren, momentan sieht er mich nicht unter den ersten Elf. Aber Fakt ist auch: In meinem Alter kann ich nicht mehr ewig warten. Ohne Spielpraxis wird es schwer für mich.“

Dass Düwel ihm in absehbarer Zeit wieder mehr Einsatzzeiten verschafft, ist nicht sehr wahrscheinlich. Im Mittelfeld hat der neue Trainer sich auf Mattuschkas Position für Baris Özbek und Talent Björn Jopek als Antreiber entschieden. Mattuschka setzte Düwel in der Vorbereitung meist als hängende Spitze ein, am ersten Spieltag in Karlsruhe präferierte er in dieser Rolle jedoch den lange verletzten Sören Brandy.

Sportliche Gründe für Mattuschkas Ausbootung anzuführen, ist diskussionswürdig. In der vergangenen Saison erzielte er zwölf Tore und gab zwölf Vorlagen, damit war er der beste Scorer in der Zweiten Liga. „Wenn ich mir die Statistik ansehe, kann ich so schlecht nicht gewesen sein“, sagt Mattuschka.

Torsten Mattuschka: "Ich kam letzte Saison auch auf elf Kilometer Laufleistung."

Düwel, der seine Mannschaft gern athletischen und schnellen Fußball spielen lassen möchte, ließ zuletzt latent anklingen, dass er Mattuschkas Laufleistung für verbesserungswürdig hält. Dazu Mattuschka: „Ich hatte in der letzten Saison auch Spiele, in denen ich auf elf Kilometer pro Spiel kam.“ Ob Mattuschka diesen Wert noch mal im Trikot des 1. FC Union erreichen kann, ist fraglicher denn je.

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