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Sport: Abschied von den Alten

Der Deutsche Skiverband setzt auf die Jugend

Einen Monat hat sich Thomas Pfüller gut eingeprägt. Der November 2007 ist jener Monat, ab dem für den Sportdirektor des Deutschen Skiverbandes (DSV) die sorglose Zeit ein Ende haben wird. Zumindest, was das Finanzielle betrifft. Dann läuft jener Vertrag mit dem Fernsehsender RTL aus, der dem Verband in fünf Jahren 70 Millionen Euro brachte und ihn unabhängig von den Fördermitteln des Deutschen Sportbundes machte. „Wir wissen nicht, was nach 2007 sein wird“, sagt Pfüller.

Beim Deutschen Skiverband wirkt sich der finanziell unsichere Status der Zukunft bereits auf die aktuelle Wintersaison aus. „Wir müssen unseren Strukturplan bis 2010 neu ausrichten“, sagt Pfüller, „wir müssen den Spitzenbereich verschlanken.“ Er will das noch reichlich vorhandene Geld fortan vor allem in die Nachwuchsarbeit stecken. „Wir müssen jetzt vorsorgen, damit wir 2007/2008 möglichst das beste Juniorenteam der Welt haben“, sagt der Sportdirektor, „und zwar in jeder Disziplin.“ Dann hätte der Skiverband auch in Zukunft potenzielle Sieger in seinen Reihen. Und damit wiederum eine bessere Position, wenn die nächsten Fernsehverträge verhandelt werden.

„Der Juniorenbereich ist entscheidend, darauf müssen wir hintrainieren“, sagt Pfüller. Er glaubt, dass im Skisport nur derjenige als Erwachsener in die Weltspitze vorstößt, der auch im Juniorenalter vorne war. Deshalb will der Verband Kinder und Jugendliche in vier bis fünf Stützpunkten fördern. Um für die Zukunft gerüstet zu sein, soll in der Gegenwart die Basis verbreitert werden, doch dafür müssen Sportstätten und Trainer bereit gestellt werden. Das kostet.

Dieses Geld wird aus dem Spitzensportbereich umgeschichtet. Für ältere Athleten bedeutet das, dass es immer schwieriger wird, im Spitzenkader zu bleiben. „Von Leuten, die mit 23 oder 24 Jahren den Anschluss an die Weltspitze nicht geschafft haben, müssen wir uns langsam trennen“, sagt Pfüller, „in den nächsten zwei bis drei Jahren wird die Elle immer strenger angelegt.“ Der Verband wird manchem Athleten nahe legen aufzuhören. Auch bei der Vergabe der Sportförderstellen in der Bundeswehr oder im Bundesgrenzschutz wird der Verband strenger handeln als früher und diese Stellen nur noch an Sportler mit großen sportlichen Perspektiven vergeben.

Interessanterweise schlägt der Skiverband die härtere Gangart in einem Moment an, in dem es ihm gut geht. Zum einen gibt es den lukrativen Vertrag mit RTL, zum anderen sind deutsche Athleten im Biathlon, Langlauf, in der Nordischen Kombination und, was die Damen betrifft, im alpinen Skifahren Weltspitze. Lediglich das Skispringen, das in den letzten Jahren eine deutsche Domäne war, bereitet Sorgen.

Es spricht für den umtriebigen Sportdirektor des DSV, dass er sich von den aktuellen Erfolgen nicht blenden lässt und in die Zukunft investiert. Seit dieser Saison existiert in Bad Reichenhall ein Technologiezentrum zur Materialverbesserung. Vor kurzem genehmigte Innenminister Otto Schily den Bau eines Schneetunnels in Oberhof, der 21 Millionen Euro kosten wird. Dort können Langläufer, Biathleten und Nordische Kombinierer auch im Sommer trainieren. All diese Investitionen in die Zukunft lassen Pfüller dem November 2007 inzwischen etwas gelassener entgegensehen.

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