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Hertha BSC trennt sich von Manager Dieter Hoeneß

© dpa

Abschied von Hertha: Dieter Hoeneß: Tränen wischt er weg

Gespräche, Rundmail, Abschiedsrede: Was Dieter Hoeneß am ersten seiner letzten Arbeitstage bei Hertha BSC tat.

Berlin - Am Montag saß Dieter Hoeneß in seinem Büro. Er sprach mit Mitarbeitern der Vereinszentrale, bediente das Telefon. Der scheidende Vorsitzende der Geschäftsführung von Hertha BSC versuchte den ersten Tag nach seinem Sturz so normal wie möglich zu absolvieren. Dazu gehörte, dass der 56-Jährige mit ruhiger Stimme ausrichten ließ: „Es geht mir gut.“ Weitergehend wollte er sich auf Anfrage des Tagesspiegels nicht äußern.

Menschen, die ihn gut kennen, berichten von Erleichterung auch bei Hoeneß – aber auch von weggewischten Tränen. Der monatelange Machtkampf, den er nun verloren hat, soll Herthas einst mächtigsten Mann zermürbt haben. Gegenüber Vertrauten beklagte er, Opfer einer Kampagne zu sein. Dass er als Urheber vor allem Präsident Werner Gegenbauer vermutet, hat er schon viele Gesprächspartner wissen lassen. Freunde sind beide nicht mehr, seitdem ihm Gegenbauer vorgeworfen hat, bei der Darstellung des Vereins „Dieter-Hoeneß-Festspiele“ zu veranstalten. Beide reden kaum mehr miteinander. Aber sie duzen sich noch.

Die Beschneidung seiner Macht hat dem sich allmächtig gebenden Manager zugesetzt. Nachdem er angekündigt hatte, sein Amt im Sommer 2010 zur Verfügung zu stellen, und niemand sich an seinem weiteren Verbleib interessiert zeigte, verfiel seine Macht. Ohne Zustimmung des erfolgreichen und damit unantastbaren Trainers Lucien Favre konnte Hoeneß keine Transfers mehr tätigen, hereinreden ließ sich dieser Hertha-Coach in sportliche Fragen nicht. Nachdem auch das Zerwürfnis zwischen Hoeneß und Favre irreparabel war, drängte das Präsidium auf die Ablösung des Managers. Über einen letzten Kompromissvorschlag wurde am vergangenen Freitag verhandelt. Demnach sollte Hoeneß in seiner letzten Saison als eine Art herausgehobener Ratgeber fungieren – für den dann schon mächtigeren Michael Preetz. „Er wollte eine veränderte Aufgabenstellung in der Geschäftsführung aber nicht akzeptieren“, berichtet Aufsichtsratschef Bernd Schiphorst. In mehreren Telefonaten mit der Hertha-Führungsspitze soll Hoeneß gesagt haben: Entweder es geht so weiter wie bisher oder gar nicht mehr.

Nun geht es eben gar nicht mehr weiter.

Hoeneß hat schon mehrmals erzählt, was er tun will, wenn es für ihn bei Hertha nichts mehr zu tun gibt: „Ich werde eine Auszeit nehmen und mich körperlich und geistig erholen.“ Jetzt, so heißt es aus seiner Umgebung, werde die Auszeit vorgezogen. Vielleicht gehe er in ein Wellnesshotel – oder in ein Kloster, wie Hoeneß auch schon mal gewitzelt haben soll.

Der Vertrag läuft am 30. Juni 2009 aus. Bis dahin will Hoeneß einen kleinen Urlaub nehmen und seinen Schreibtisch räumen. Gestern berief er per Rundmail eine Mitarbeiterversammlung ein, zu der am Nachmittag gut 60 Hertha-Angestellte kamen. Hoeneß hielt eine 20-minütige Abschiedsrede, in der er seinem Nachfolger Preetz Erfolg wünschte: „Viel Glück, Michael!“ Nach Teilnehmerangaben unterbrach er seinen emotionalen Vortrag mehrfach mit einem Schluchzen. „So wie heute haben Sie mich noch nie gesehen“, sagte Dieter Hoeneß. Dann ging er.

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