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Der Frust muss raus. Uwe Neuhaus steht mit Union nur auf Platz 15.

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Abstiegssorgen: Union Berlin: Zu flach und zu schmal

Verletzungen, Auswärtsfluch und Machtgelüste: Warum der 1. FC Union so schlecht dasteht. Eine Analyse vor dem Spiel heute in Bielefeld.

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Der Kader

Union bleibt sich personell treu. Wenn die Köpenicker heute bei Arminia Bielefeld antreten (18 Uhr, live bei Sky), werden voraussichtlich nur Spieler von Beginn an auflaufen, die auch schon in der zurückliegenden Spielzeit dabei waren. Die Neuen schafften es bislang nicht, sich am angestammten Personal vorbeizukämpfen (Polenz, Savran, Höttecke) oder fehlen verletzungsbedingt (Madouni, Kolk). Der Kader des 1. FC Union ist – anders als beispielsweise der des Stadtkonkurrenten Hertha BSC – nicht tief und in der Breite nicht hochwertig genug, um viele Verletzungen kompensieren zu können. Und Verletzte haben die Köpenicker genug. Björn Brunnemann und Kenan Sahin trainieren seit dieser Woche zwar wieder mit dem Team, sind aber noch nicht richtig fit. Auf die wichtigen Mittelfeldspieler Santi Kolk und Michael Parensen muss der Klub ebenso verzichten wie auf Abwehrchef Ahmed Madouni. Will Union sich aus den Niederungen der Zweiten Liga entfernen, wird der Klub sich in der Winterpause nach weiterem Personal umschauen müssen.

Der Angriff

Am wenigsten konnte bislang Unions Offensive Zweitliga-Qualitäten nachweisen. Es ist bezeichnend, dass der verletzte Kolk mit drei Treffern der beste Torschütze seines Teams ist. Erst zweimal schafften es die Köpenicker in dieser Saison, mehr als ein Tor zu schießen: In Aachen (2:2) und gegen Duisburg (2:0). Nur die in der Tabelle hinter Union platzierten Teams schossen insgesamt weniger Tore als die neun der Berliner. „Wir müssen mehr aus unseren Torchancen machen“, sagt Kapitän Torsten Mattuschka. Vor allem Stürmer John Jairo Mosquera vergab zu viele seiner zahlreichen Möglichkeiten.

Das System

Trainer Uwe Neuhaus konnte noch immer keine Stammelf finden. Nur am ersten und zweiten Spieltag lief zwei Mal hintereinander dieselbe Formation auf. Verletzte, Sperren und Neuhaus’ Experimentierfreude führten zu verschiedensten Kombinationen. Inzwischen lässt Unions Coach sein Team offensiver agieren als zu Saisonbeginn. Vom System mit zwei Sechsern und einem echten Angreifer ist er abgerückt; jetzt ist das Verhältnis umgekehrt. Die Stabilität fehlt dennoch.

Die Auswärtsbilanz

25. Oktober 2009. Dieses Datum kennt mittlerweile jeder Unioner. Es war das bis dato letzte Mal, dass der Klub auswärts siegte. Auch deswegen stecken die Köpenicker mit sechs Punkten auf dem 15. Tabellenplatz fest. Inzwischen verlieren sie auswärts sogar, wenn sie deutlich überlegen sind. „So etwas habe ich in meiner ganzen Karriere noch nicht erlebt“, sagt Mattuschka über die jüngste Niederlage in Augsburg, bei der Torhüter Jan Glinker einen Ball aus 50 Metern ins Tor segeln ließ. „Uns passieren zu viele individuelle Fehler, die dann prompt bestraft werden“, sagt Mattuschka. Auswärts öfter als An der Alten Försterei.

Der Trainer

Nach Präsident Dirk Zingler ist Uwe Neuhaus zum mächtigsten Mann im Verein aufgestiegen. Unions Trainer sagt selbst: „Der Einzige, der zu entscheiden hat, wer, wann, wo, wie und was kontrolliert, schreibt oder fotografiert, bin ich.“ Von dem gleichberechtigten Verhältnis zu Teammanager Christian Beeck ist nichts mehr zu hören. Neuhaus hat angeordnet, zwei Mal wöchentlich unter Ausschluss der Öffentlichkeit zu trainieren – und will seine Spieler am liebstem abschotten. Seine Position erarbeitete sich der 50-Jährige durch sportliche Erfolge wie den Aufstieg. Im Gegensatz zu seinem Bielefelder Kollegen Christian Ziege, der seinen Job nur behält, wenn er in den nächsten drei Spielen sechs Punkte holt, wurde Neuhaus trotz der miserablen Bilanz im Jahr 2010 (insgesamt nur fünf Siege) kürzlich vom Präsidenten im Amt bestätigt.

Die Finanzen

Seit jeher ein leidiges Thema im Klub. In der Saison 2010/2011 hantiert Union mit etwa zwölf Millionen Euro – zum Vergleich: Hertha operiert mit fast dreimal so viel. Große Sprünge sind mit den Mitteln der Köpenicker nicht möglich, doch seit der Fastpleite vor sechs Jahren geht Vorsicht vor Größenwahn. Selbst der Verbleib in Liga zwei, soll nicht um jeden Preis erkauft werden. Präsident Zingler sagt: „Ein gesunder nachhaltiger Haushalt ist mir wichtiger.“

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