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Sport: Abwehrspieler in eigener Sache

Friedhard Teuffel über die Konsequenzen von Doping-Gerüchten

In Wien soll einer der beiden sportlichen Höhepunkte des Jahres stattfinden, das Endspiel der Fußball-Europameisterschaft. Doch gerade ist Wien etwas anderes geworden: ein Symbol für das Misstrauen im Sport. 30 Athleten sollen dort bei einem Unternehmen Blutdoping betrieben haben. Sollen. Es kursieren Namen. Sportler und Verbände wehren sich, und das Ganze kann sich noch eine Weile so hinziehen.

Niemand scheint etwas Genaues zu wissen, wer von wem und ob überhaupt in Wien gedopt wurde. Aus einer halben wird in dennoch in der Wahrnehmung schnell die ganze Wahrheit. Viele Athleten müssen jetzt den Preis dafür zahlen, dass vor allem ihre Berufskollegen aus dem Radsport Doping als Selbstverständlichkeit angesehen haben. Der Dopingalltag im Radsport darf jedoch nicht als Rechtfertigung dafür dienen, Athleten leichtfertiger zu verdächtigen als vorher.

Dass Sportler möglicherweise zu Unrecht belastet werden, ist tragisch. Sie müssen von heute auf morgen zum Abwehrspieler in eigener Sache werden. Oft lassen die Beweise gegen sie lange auf sich warten. Manchmal kommen auch gar keine.

Doping-Gerüchte sind inzwischen fester Bestandteil des Sports geworden. Denn es ist alles denkbar, weil schon eine Menge Kriminelles aufgedeckt wurde. Zur Empörung über solche Gerüchte haben viele Sportverbände jedoch kein Recht mehr. Sie haben erst angefangen, zur Doping-Aufklärung beizutragen, als das Misstrauen schon längst zur Krankheit des Sports geworden war.

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