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Sport: AC Mailand: Ciao Europa, addio Zaccheroni

Dem K. o.

Dem K. o. in der Champions League folgte die lange erwartete Personalentscheidung. Alberto Zaccheroni ist nicht mehr Trainer des AC Mailand: Nur zwölf Stunden nach dem 1:1 gegen Deportivo La Coruña trennte sich der italienische Klub von seinem 48 Jahre alten Fußball-Lehrer. Neuer Trainer des krisengeschüttelten Traditionsklub aus der Lombardei wird der 69 Jahre alte ehemalige Nationaltrainer Cesare Maldini, Vater von Milans Kapitän Paolo. Cesare Maldini hatte nach der Weltmeisterschaft 1998 in Frankreich seinen Rücktritt erklärt.

Maldinis Engagement ist nur als Übergangslösung gedacht. Für die Saison 2001/2002 ist als neuer Cheftrainer Fatih Terim im Gerspräch. Der Türke hatte die Nationalmannschaft seines Landes zur Europameisterschaft 2000 geführt, in der vergangenen Woche war er beim kriselnden AC Florenz zurückgetreten. Der Wechsel beim AC Mailand könnte eine neue Chance für den deutschen Nationalspieler Oliver Bierhoff sein, der unter Zaccheroni in den letzten Wochen auf die Ersatzbank oder sogar auf die Tribüne verbannt wurde.

"Vielleicht ändert sich mit dem neuen Trainer die unbefriedigende Situation für mich, und ich gehöre künftig wieder zur Stamm-Mannschaft. Denn ich will spielen, will nicht auf der Ersatzbank versauern", sagte der 32 Jahre alte Torjäger dem Sport-Informations-Dienst (sid).

Bierhoff bezeichnet die Lage beim fünfmaligen Europapokalsieger der Landesmeister nach eigener Aussage als "dramatisch". "Wir haben es nicht verdient, weiterzukommen, dafür haben wir zu schlecht gespielt. Aber wir haben nicht nur heute gegen La Coruña schlecht gespielt, sondern seit drei Monaten läuft nicht viel zusammen. Wir konnten nur zwei der letzten 18 Pflichtspiele gewinnen. Das sagt alles über unsere Verfassung. Und das ist sehr, sehr bitter", meinte der Stürmer, der zuletzt in den italienischen Medien hart kritisiert worden war.

Der 53-malige deutsche Nationalspieler (30 Tore), der gegen La Coruña in der 61. Minute eingewechselt wurde und den Elfmeter zum 1:1 herausholte, will mit Milan nun noch retten, was noch zu retten ist, nachdem sein Traum vom Triumph in der Champions League ausgeträumt ist und die Meisterschaft angesichts von 24 Punkten Rückstand (!) auf Tabellenführer AS Rom ebenfalls außer Reichweite ist. Bierhoff: "Wir haben als derzeitiger Tabellenachter sechs Punkte Rückstand auf den vierten Rang, der zur Teilnahme an der Champions League im kommenden Wettbewerb berechtigt. Ein Fünkchen Hoffnung ist also noch da." Trotz seiner schweren Zeit in Mailand will der Torjäger seinen bis 2002 befristeten Vertrag erfüllen und dementierte alle Spekulationen über einen möglichen Vereinswechsel: "Ich habe nichts aus der Türkei, England oder Deutschland gehört. Jede weitere Diskussion ist unnötig. Fakt ist für mich: Ich will und muss spielen. Denn ich möchte bei der Weltmeisterschaft 2002 in Japan und Südkorea mit der deutschen Nationalmannschaft dabei sein."

Nach dem bitteren Scheitern in der Champions League will sich Vereinschef Silvio Berlusconi wieder mehr um die Mannschaft kümmern. "Ich habe mich bislang zurückgehalten und die Arbeit des Trainerstabes respektiert. Allerdings habe ich in aller Stille gelitten", erklärte Berlusconi. Der Spitzenpolitiker, der bei den Parlamentswahlen am 13. Mai Favorit auf den Posten des Regierungschefs in Italien gilt, hatte allerdings zuvor Kritik an der Zaccheroni-Taktik geübt. Berlusconi: "Die Ergebnisse haben gezeigt, dass ich richtig lag. Das sollte jetzt jeder eingesehen haben."

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