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Der Anfang vom Ende. Didier Drogba köpfte 2012 den späten Ausgleich und verwandelte später auch den entscheidenden Elfmeter.

© Thomas Eisenhuth/dpa

Acht Jahre nach dem "Finale dahoam": Der FC Bayern spielt gegen die Vergangenheit

Der FC Bayern will beim FC Chelsea den Grundstein für eine lange Champions-League-Saison legen. Das Finale von 2012 haben die Münchner noch nicht vergessen.

Sogar Uli Hoeneß ist in London als Edelfan dabei. Allein das dokumentiert die immense Bedeutung, die das historisch aufgeladene Champions-League-Duell mit dem FC Chelsea für den FC Bayern besitzt. 100 Tage nach dem Rückzug aus dem Präsidentenamt begleitet Hoeneß seine Bayern erstmals wieder auswärts. „Wir haben ja etwas gut zu machen“, sagte Hoeneß am Montag in Erinnerung an das bittere „Finale dahoam“ 2012.

An der Stamford Bridge wird er auf der Tribüne mitfiebern. „Es wird ein schwieriges Spiel“, glaubt der 68-Jährige, der sich seit seinem Rückzug im November 2019 öffentlich rar macht. Hoeneß setzt größtes Vertrauen in Hansi Flick und das Team um Torjäger Robert Lewandowski. Die Zielsetzung für Dienstagabend (21 Uhr/live auf Sky) formulierte derweil Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge – und die endet nicht beim Achtelfinale. „Wir haben große Ansprüche international“, sagte Rummenigge. Gerade nach dem frühen Achtelfinal-K.o. gegen den FC Liverpool im letzten Jahr „werden wir versuchen, dass die Reise weitergeht“.

FC Bayern nach Rekord-Gruppenphase Favorit

Trotz der bitteren Chelsea-Vergangenheit ist das Wiedersehen mit den Blues vor allem ein Wegweiser in die Münchner Zukunft. Wo steht der FC Bayern in Europa? Wie groß muss die Transferoffensive im Sommer ausfallen? Und liefert Flick auch in der Champions League? Für den Trainer werden die K.o.-Spiele gegen Chelsea zum Eignungstest auf höchster Ebene, maßgeblich auch für seine Weiterbeschäftigung.

„Mit der Arbeit, die er geleistet hat, kann man bis dato total zufrieden sein“, lobte Rummenigge. Beim Abschlusstraining am Montag, das die Bayern noch in München bestritten, sangen die Spieler ihrem Trainer zum 55. Geburtstag ein Ständchen. 14 Siege in 17 Pflichtspielen kann Flick vorweisen, die Spielweise sei wieder Bayern-like, wie Rummenigge schwärmte.

„Der Trainer wird sich auch in London taktisch etwas einfallen lassen. Er hat immer ein gutes Rezept gefunden“, sagte Rummenigge und empfiehlt eine mutige Herangehensweise: „Ein Tor zu machen, ist immer hilfreich. Vor einem Jahr gegen Liverpool haben wir mit dem 0:0 kein optimales Ergebnis erzielt.“ Es folgte das Aus im Rückspiel.

Schmerzhafte Erinnerungen. 2012 verlor der FC Bayern das Finale der Champions League in München gegen den FC Chelsea dramatisch.
Schmerzhafte Erinnerungen. 2012 verlor der FC Bayern das Finale der Champions League in München gegen den FC Chelsea dramatisch.

© Peter Kneffel/dpa

Gegen Chelsea sind die Bayern Favorit. Mit sechs Siegen und 24:5 Toren legten sie eine Rekord-Gruppenphase hin. „Chelsea hat auch gesehen, wie wir durch die Gruppe gekommen sind. Wir haben auch Tottenham als englische Mannschaft zweimal geschlagen. London liegt uns. Wir wollen auch auswärts gewinnen“, sagte Kapitän Manuel Neuer.

An der Stamford Bridge siegte aber noch nie eine deutsche Mannschaft. „Ich habe da gespielt. Es herrscht eine heiße Atmosphäre“, sagte Sportdirektor Hasan Salihamidzic. Er war 2005 beim 2:4 dabei, das den Münchner Viertelfinal-K.o. einleitete. „Wir wollen nach vorne spielen, das Spiel kontrollieren und wenn es geht, das eine oder andere Tor machen“, kündigte Salihamidzic an.

Anders als beim mühseligen 3:2 gegen den SC Paderborn kann Flick wieder seine aktuelle Topformation aufbieten, also auch Jérôme Boateng und Benjamin Pavard in der Abwehr. Der zuletzt angeschlagene Leon Goretzka trat die Reise nach London ebenfalls an. Und dann gibt es ja noch Robert Lewandowski.

FC Chelsea ohne Kanté und Pulisic

38 Tore stehen für den Polen nach 33 Saisonspielen zu Buche, zehn davon in der Champions League. In den K.o.-Runden hat Lewandowski aber seit fast 600 Minuten nicht mehr getroffen. „Über Robert zu diskutieren, wäre unangebracht“, sagte Rummenigge zu dieser Statistik: „Er ist absolute Weltklasse.“ Rummenigge hofft zudem, dass Philippe Coutinho auf großer Bühne als Joker zünden könnte: „Er vermittelt den Eindruck, als wenn er gehemmt ist. Ich weiß nicht, woran das liegt. Wir müssen hoffen, dass er jetzt in den entscheidenden Spielen ein wichtiger Faktor wird.“

Chelsea wiederum verfügt nicht mehr über ein Schreckgespenst wie Didier Drogba, Bayerns Alptraum von 2012. Die Blues glauben aber nach ihrer gelungenen Generalprobe gegen Tottenham an sich. „Dieses Spiel war vielleicht ein Wendepunkt für uns“, sagte Frankreichs Weltmeister Olivier Giroud, der sich als Torschütze fürs Bayern-Spiel empfahl. Trainer Frank Lampard, 2012 bei Chelseas Finalsieg noch Kapitän der Blues, muss Ausfälle wie den des Strategen N'golo Kanté oder des Ex-Dortmunders Christian Pulisic verkraften. Neuer rechnet dennoch mit einem engen Spiel: „Es wird keinen Durchmarsch geben.“ (dpa/Tsp)

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