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Wiederholungstäter. Der Niederländer Dylan Groenewegen gewinnt auch die achte Etappe.

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Update

Achte Etappe der Tour de France: Schon wieder Groenewegen: Greipel knapp geschlagen

Ein junger Niederländer feierten den zweiten Sieg in Folge. Die Deutschen gehen leer aus, Tony Martin verletzt sich sogar bei einem Massensturz.

Marcel Kittel fluchte nach der erneut verpassten Chance auf einen Etappensieg und trommelte wild an die Tür des Mannschaftbusses. Auch für Altmeister André Greipel lief die achte Etappe der 105. Tour de France am Samstag in Amiens nicht nach Wunsch. Nach dem zweiten Etappensieg durch den Niederländer Dylan Gronewegen verlor der deutsche Exmeister aus Hürth seinen zweiten Platz durch einen Jury-Spruch, genau wie der Kolumbianer Fernando Gaviria seinen dritten.

Beide Sprinter hatten sich nach 181 Kilometer ein heißes Finale geliefert - ein zu heißes nach dem Geschmack der Kommissäre. Beide Fahrer verloren ihre Plätze im Tagesklassement und wurden auf die Plätze 92 und 93 zurückgestuft, nachdem sie mit Haken und Ösen gefightet hatten. Olympiasieger Greg Van Avermaet verteidigte am französischen Nationalfeiertag sein Gelbes Trikot und wird sich damit am Sonntag auf die Reise nach Roubaix machen. Der Belgier gewann dort 2017 den Frühjahrs-Klassiker Paris-Roubaix.

Olympiasieger verteidigt Gelbes Trikot

Greipel, der 2015 in Amiens die Tour-Etappe gewonnen hatte, klagte nach dem chaotischen Finale: „Ich bin durch Gaviria klar um den Sieg gebracht worden. Er ist mir zweimal in die Linie gefahren und hat mit dem Kopf gestoßen“. Aber das war wahrscheinlich nur die halbe Wahrheit. Gaviria, bei dieser Tour schon zweimal erfolgreich, hatte sich an Greipel vorbeimogeln wollen und stieß dabei auch mit dem Kopf. Aber auch der bullige Rostocker setzte seinen Körper ein. Der nach dem Juryspruch auf Rang drei gekletterte John Degenkolb verteidigte Greipels Version.

Marcel Kittel, im Vorjahr fünfmaliger Etappensieger, war im Finale wieder nicht zu sehen und fuhr auf Rang 15. Er verlor seine beiden Anfahrer Tony Martin und Rick Zabel durch einen Massensturz knapp 17 Kilometer vor dem Ziel. Beide schafften den Anschluss nicht mehr. Jetzt hätte Kittel theoretisch nur noch im Finale am 29. Juli auf den Champs Élysées Chancen auf seinen ersten diesjährigen Etappenerfolg. Bei Martin bestand der Verdacht auf einen Rippenbruch, er wurde zur Untersuchung gefahren.

Co-Teamchef Torsten Schmidt kritisierte Kittel nach dem Rennen hart: „Radrennen ist jetzt nicht so kompliziert - da muss man halt reinhalten. Er hat es in der Vergangenheit gezeigt, dass er es kann - aber hier hat es noch nicht richtig funktioniert. Es ist nicht das, was jeder erwartet hat. Er ist primär die Person, um die es geht. Ich hoffe, er fährt weiter bis Paris“.

Fehlender Teamspirit bremst Kittel aus

In Kittels Katusha-Alpecin-Team der beiden herrschte schon vor dem Start ein Reizklima. Im Mittelpunkt der Diskussionen standen die Mannschaftsleitung und der Topsprinter, der seinen hohen Ansprüchen hinterherfährt. Die in der „L'Équipe“ zitierte Äußerung von Teamchef Dimitri Konyschew sorgte für große Unruhe. Der Ex-Profi aus Russland polterte: „Marcel verdient bei uns viel Geld und denkt nur an sich. Bei der Teambesprechung vor dem Teamzeitfahren in Cholet spielte er mit seinem Handy und demonstrierte sein Desinteresse“.

Kittel-Manager Jörg Werner, der sich am Ruhetag am Montag um ein klärendes Gespräch bemühen will, war in seinen Äußerungen wenig diplomatisch. Er nannte Teile der Mannschafts-Führung „Old School“, mahnte den fehlenden Teamspirit an und sprach von einer Teilung zwischen der vierköpfigen (deutschen) Sprinter-Fraktion um Kittel und den übrigen vier Fahrern, die sich um den für das Gesamtklassement vorgesehenen Ilnur Zakarin kümmern sollen.
Der weiter an der Spitze liegende Van Avermaet sagte zu seinem Matchplan des Sonntags: „Es ist unser großes Ziel Richie Porte in Paris aufs Podium zu bringen. Morgen kümmern sich sechs Männer um ihn, der übrig gebliebene um mich“, sagte der Belgier vor der Roubaix-Etappe. Der diesjährige Sieger des Frühjahrs-Klassikers in Nordfrankreich, Peter Sagan, wies Parallelen zum Rennen im April von sich: „Das wird ein völlig anderes Rennen. Es ist kein Klassiker. Viele müssen auf dem Kopfsteinpflaster auf ihre Teamchefs aufpassen - alles kann passieren“, sagte der Träger des Grünen Trikots. (dpa)

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