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Konkurrenz auf dem Platz. Zehn Spieler im deutschen EM-Kader tragen Schuhe mit Nike-Logo, zwölf Spieler zeigen sich mit Adidas-Streifen.

© dpa

Adidas, Nike und Co. bei der EM: Des Fußballers bestes Stück: sein Schuh

Fußballstars gelten als Trendsetter. Wenn sie mit neuen Schuhen auf dem Platz stehen, ist das für die Ausrüster Gold wert. Doch was ist gerade angesagt? Und: Wer trägt was?

Der Streit hätte Joachim Löw beinahe sein Debüt als Bundestrainer verhagelt. Müssen deutsche Spieler die Schuhe des offiziellen Ausrüsters Adidas tragen? Oder dürfen sie mit dem Schuhwerk ihres persönlichen Ausrüsters auflaufen? Jahrelang schwelt der Konflikt um diese Frage – und ausrechnet vor Löws erstem Spiel als Bundestrainer, einem Freundschaftsspiel gegen Schweden im Jahr 2006, eskaliert er beinahe. Einige Spieler drohen angeblich mit Boykott, nachdem sich die gesamte Mannschaft gegen ein Schuhmonopol ausgesprochen hat. Darunter Jens Lehmann und Miroslav Klose. Am Ende gibt es einen Kompromiss: Das Spiel gegen Schweden findet noch mit den drei Streifen am Fuß statt, danach wird das Monopol aufgehoben.

Heute leuchten die Füße der Fußballstars in allen Farben von knallgelb über giftgrün bis hin zu silbrig. Im Gegensatz zur Uniformität der Trikots sind die Schuhe eine Sache der Individualität. Und nicht nur das. „Die Fußballschuhe sind mittlerweile auch ein Statussymbol. Die Spieler sehen sich mehr und mehr als Trendsetter und stellen sich auf den Social Media-Accounts entsprechend dar“, sagt etwa Marco Müller, Fußballschuh-Chefentwickler bei Adidas.

Adidas und Nike halten sich die Waage

Weil das so ist, ist es für die großen Sportartikelhersteller Gold wert, wenn die Fußballstars bei der EM mit ihren Modellen auf dem Rasen stehen. Zeigen sich die Profi-Fußballer beim Turnier mit der neuen Kollektion am Fuß, schnellen die Verkaufszahlen in die Höhe. Adidas etwa rechnet für 2016 mit einem Rekordumsatz von 2,5 Milliarden Euro im Bereich Fußball. Für Fußballschuhe verzeichnete der Hersteller aus Herzogenaurach zuletzt nach eigenen Angaben einen Zugewinn an Marktanteilen in Westeuropa.

„Meine Kraft liegt in Jesus“ steht auf dem Schuh des Österreichers David Alaba (o.l.).
„Meine Kraft liegt in Jesus“ steht auf dem Schuh des Österreichers David Alaba (o.l.).

© imago/GEPA pictures

Trotzdem macht der US-amerikanische Konkurrent Nike dem Unternehmen auf seinem Heimatmarkt Europa zu schaffen. Das zeigt sich auch auf dem Platz. Seit dem Schuhstreit 2006 hat Nike immer mehr Nationalspieler für sich gewinnen können. Mittlerweile halten sich Nike und Adidas im EM-Kader ungefähr die Waage: Zwölf Spieler stehen mit Schuhen aus Herzogenaurach auf dem Platz – darunter Thomas Müller, Manuel Neuer und Bastian Schweinsteiger – und zehn mit Nike-Modellen, etwa Shkodran Mustafi und Mario Götze. Einzig und allein Jonathan Tah tanzt aus der Reihe: Er trägt ein Modell der US-amerikanischen Marke Under Armor.

Sockenschuh mit Chrom-Beschichtung

Für den Sportartikelhersteller Puma sah es in diesem Jahr schlecht aus – Marco Reus, der mit den Schuhen des Ausrüsters für Borussia Dortmund auf dem Platz steht, war nicht fit genug für die EM. Und die Schweizer Nati, die Puma ausrüstet, posierte auf einem Foto mit Nike-Schuhen.

Die Hersteller lassen sich einiges einfallen, um jedes Jahr wieder Innovationen auf dem Platz zu zeigen. 2014 brachte Nike den „Magistra Obra“ auf den Markt – eine Art Sockenschuh, der bis über die Knöchel geht und das Sprunggelenk stabilisieren soll. Mario Götze trug solche Schuhe bei seinem Siegtor im Finalspiel der WM in Brasilien. Der linke Schuh, mit dem Götze den Treffer erzielte, steht mittlerweile im Deutschen Fußball-Museum – ein anonymer Bieter hatte ihn für zwei Millionen Euro bei einer Wohltätigkeitsgala ersteigert und anschließend dem Museum zur Verfügung gestellt. Beste Werbung für Nike, auch wenn nicht alle Spieler von der Technologie überzeugt sind. Jerome Boateng und Sami Khedira etwa lassen lieber Luft an ihre Knöchel.

Den Treter von Xherdan Shaqiri (o.r.) ziert das Schweizer Kreuz, die Kosovo- und die Albanien-Flagge.
Den Treter von Xherdan Shaqiri (o.r.) ziert das Schweizer Kreuz, die Kosovo- und die Albanien-Flagge.

© imago/Ulmer/Teamfoto

Konkurrent Adidas hat mittlerweile ebenfalls sockenartige Modelle im Programm. Den ACE Purecontrol, der ganz ohne Schnürsenkel auskommt, tragen zum Beispiel Mesut Özil und Julian Draxler – beide in Silber mit neongelbem Akzent. Dieses Design ist übrigens eine weitere Produktneuerung, die Adidas in diesem Jahr auf dem Markt gebracht hat. Die silbernen Schuhe sind mit einer Chrom-Schicht überzogen, die glänzen soll wie der Turnier-Pokal. Auch Thomas Müller trägt so einen „Silberpfeil“ mit roten Akzenten.

Paul Pogba will schillernde Schuhe

Sowohl Nike als auch Adidas verwenden zudem bei einigen Modellen ein von einer Maschine gestricktes Obermaterial, das ebenfalls ein sockenartiges Tragegefühl vermitteln und für bessere Ballkontrolle sorgen soll. Die Namen sind auffällig ähnlich– „flyknit“ heißt die Technologie bei Nike, „Primeknit“ bei Adidas.

Einer, der sich von all diesen Neuerungen nicht beeindrucken lässt, ist Toni Kroos. Der Mittelfeldspieler trägt noch immer seine einfachen, blau-weißen Adipure 11pro von Adidas, mit denen er 2014 Weltmeister geworden ist. Ohne knallige Farben, Chrombeschichtung, Sockengefühl.

Das war wohl auch das, was Firmengründer Adi Dassler einst vorschwebte. Er gilt als Erfinder des Schraubstollenschuhs. Damit hatte er die deutsche Elf ausgerüstet, die Ungarn am 1954 im WM-Endspiel sensationell mit 3:2 schlug. Heute ist man bei Adidas in ständigem Kontakt mit den Spielern. „Ihr Feedback fließt von Anfang an ein in die Entwicklung neuer Konzepte und Technologien“, sagt Fußballschuh-Chefentwickler Müller. So stehe der Waliser Gareth Bale, der ebenfalls mit Adidas-Schuhen aufläuft, auf besonders stabiles Material, das ihm helfe, seine Beschleunigung und Geschwindigkeit auf den Platz zu bringen. Der Franzose Paul Pogba wiederum sei eine schillernde Figur, die viel Wert auf die optische Erscheinung seiner Schuhe lege. „Die Chrome-Schuhe spiegeln den Look seiner Lieblingskleidungsstücke wieder“, sagt Müller.

Glücksbringer. Der Schweizer Granit Xhaka (u.l.) trägt bunte Schuhe der Marke Under Armor.
Glücksbringer. Der Schweizer Granit Xhaka (u.l.) trägt bunte Schuhe der Marke Under Armor.

© imago/GEPA pictures

So manchem Fußballer ist aber auch das noch nicht individuell genug. Sie lassen ihre Schuhe zusätzlich besticken oder beschreiben sie mit wasserfestem Stift. So hatten sich in der Vergangenheit sowohl Özil als auch Mats Hummels die Namen ihrer Freundinnen aufsticken lassen. Vielleicht bringt’s ja Glück.

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