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Sport: Adler Mannheim: Berauschend war in München nur der Schaumwein

Sein letztes Hemd hatte Dave Tomlinson längst von sich gegeben. Nun wurde es ernst.

Sein letztes Hemd hatte Dave Tomlinson längst von sich gegeben. Nun wurde es ernst. Mit nacktem Oberkörper drehte der Kanadier seine Runden auf dem Münchner Eis, um schließlich auch noch seine Hose kurz abzustreifen und den Zuschauern den nackten Hintern zu präsentieren. Quittiert von begeisterten Namensrufen des kanadischen Stürmers der Mannheimer Adler. Jene berauschte Aktion war keine Schmähung des Publikums, sondern lediglich ein Gruß an die Fans der Mannheimer. Denn die Adler sind seit Freitagnacht neuer Deutscher Eishockeymeister.

Die Mannheimer waren auf den Triumph bestens vorbereitet. T-Shirts mit der Aufschrift "Die Adler Mannheim - Deutscher Meister 2001" waren flugs verteilt, und auch Zigarren und Schaumwein waren reichlich vorhanden. Nach der kurzen und berauschenden Siegesfeier nach einem wenig aufregenden Spiel gab es keinen mehr, der noch trocken war. Am lautesten war der Jubel, als Kapitän Stephane Richer mitsamt dem Silberpokal das Tor erklomm und die Trophäe den Fans entgegenreckte. Gespenstisch daran war, daß kaum sechzig Meter entfernt ein immer noch gut gefüllter Block mit Fans der München Barons das Ganze mit trotzigem Schweigen beobachtete. Genau hier und genau vor einem Jahr waren sie es, die feierten, als sie gegen die Kölner Haie im vierten Spiel den dritten Sieg schafften. Diesmal war es nicht ihre Party, nun befanden sie sich in einer Art Schockstarre.

Die hatte begonnen, als nach 181 Sekunden der Verlängerung der Puck im Tor der Münchner lag. Nur wenige Meter vom Fanblock der Barons entfernt. Der Mannheimer Mike Stevens hatte irgendwie in Richtung Tor gezielt, nicht mal scharf geschossen, aber getroffen. Es war das Tor, das die Adler zum Meister machte und damit die lähmende Anspannung löste. In den vier Spielen dieser Finalserie hatten sich beide Teams beharkt, verbissen um jeden Zentimeter gekämpft, und auch dieses letzte Spiel war ein Abbild der Serie, stand es doch auch nach sechzig Minuten noch 1:1. Nach 15 Sekunden hatte Jason Herter die Münchner in Führung gebracht, Stephane Richer hatte im zweiten Drittel ausgeglichen (27.). Das sollte es an Toren gewesen sein. Es folgte eine Verlängerung, in der keiner von seiner konsequenten Verteidigung abrückte. "Vielleicht waren wir am Ende etwas spritziger", sagte Mannheims Manager Marcus Kuhl. Spritziger am Ende einer Finalserie, von der manch einer sprach, sie war eine der schlechtesten seit Jahren. Aber immerhin war es spannend bis zum Schluss.

Detlef Dresslein

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