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Nicht besonders begeistert: Usain Bolt hält nicht viel von den Commonwealth Games.

© dpa

Ärger in Glasgow: Usain Bolt übt Kritik an den Commonwealth Games

Bei den so genannten "freundlichen" Commonwealth Games in Glasgow sorgt Sprinter-Legende Usain Bolt für Ärger. Laut der britischen Tageszeitung "Times" soll er die Veranstalter beleidigt haben.

Die Welt ist schon komisch geworden, wenn sich Usain Bolt verpflichtet fühlt, von einer Netball-Partie begeistert zu sein. Als die Netballerinnen aus Jamaika ein wichtiges Spiel bei den Commonwealth-Games bestritten, saß der Superstar der Leichtathletik ganz brav auf der Tribüne. Als Bolt nach dem Spiel die Halle verließ, rief er den Journalisten noch ein Wort zu: „Awesome“ sei der Wettbewerb gewesen, irre gut also.

Bolt, die jamaikanische Sprinter-Legende, brauchte schließlich dringend einen positiven Auftritt in der Öffentlichkeit. In den letzten Tagen ist er in Glasgow zur Hassfigur geworden, nachdem er offenbar über die Spiele hergezogen war.

Laut der Tageszeitung „Times“ soll Bolt im Gespräch mit einer ihrer Autorinnen die Veranstaltung in Glasgow als „ein bisschen Scheiße“ beschrieben haben. Die Vorwürfe dementierte Bolt kategorisch. Am Donnerstag twitterte er: „Liebe Journalisten, Sie sollten nicht Tatsachen erschaffen, um eine gute Schlagzeile schreiben zu können.“ Die „Times“ antwortete darauf, indem sie ein Protokoll des Interviews veröffentlichte. Die Organisatoren stehen offenbar auf Bolts Seite. „Wir glauben ihm. Wir sind zufrieden mit seiner Reaktion“, sagte Mike Hooper, Geschäftsführer der Games.

Für Hooper und seinen Kollegen ist der Streit zwischen Bolt und der „Times“ aus zweierlei Gründen problematisch. Zum einen sind sie abhängig von Bolt, der ein bisschen Glanz in die sonst oft übersehenen Commonwealth Games bringt. Sein erster richtiger Auftritt am Donnerstagabend wurde als Highlight der Spiele angekündigt, zumal andere Stars wie Großbritanniens Mo Farah auf ihre Teilnahme verzichtet haben. Sein Gesicht ist aus dem Grund auch überall in Glasgow zu sehen. Im Stadtzentrum kann man sogar während der Spiele gegen ein Hologramm von Bolt sprinten. In der schottischen Stadt ist sein Image jetzt allerdings beschädigt worden. Manche planen sogar schon, Bolt bei seinen Auftritten den Rücken zuzukehren.

Das sportliche Niveau der Commonwealth Games ist eher überschaubar

So kommt man auch zur zweiten Problematik der Organisatoren. Keiner sieht die Commonwealth Games auf einem Niveau mit anderen Wettbewerben. Stattdessen vermarkten sie sich als „die freundlichen Spiele“. Für Zuschauer, Sportler und Journalisten geht es darum, unbekannte Talente neben Stars zu sehen, den Sport zu feiern und ein bisschen Spaß in der ungewöhnlichen Glasgower Sonne zu haben. Bislang hat Bolt seine Rolle dabei gut gespielt. Er hat Autogramme gegeben und sich mit Prinz Harry und Prinz William ausgetauscht.

Nach Bolts Kommentaren ist der Spaß verschwunden. Die freundlichen Spiele wirken ein bisschen unfreundlicher. Ein Journalist der „Daily Mail“ behauptet sogar, von Bolts Betreuern physisch angegangen worden zu sein, als er beim Sprinter wegen der „Times“-Geschichte nachgefragt hatte. „Sie haben mir die Akkreditierung vom Hals gerissen und mich aus der Halle rausgeworfen“, schrieb er, „so viel zu den freundlichen Spielen.“

Wenn dieser Vorwurf stimmt, sollte es die Zufriedenheit der Organisatoren mit Bolt in Frage stellen. Aber sie äußern sich nicht dazu. Nur logisch, denn je schneller dieser Skandal verschwindet, desto besser für das freundliche Image der Commonwealth Games.

Deswegen ist Glasgow sauer auf Usain Bolt. Nicht, weil er eine zwar negative, aber harmlose Meinung zu dem Wettbewerb abgegeben haben soll. Keiner würde von Bolt erwarten, dass er die Games als wichtig wahrnimmt. Man erwartet aber schon, dass er für zwei Wochen in seiner Rolle als nahezu einziger Superstarbotschafter dieser Veranstaltung höflich bleibt. Den höflichen Briten ist es egal, was Bolt von den Games denkt. Dass er seine Meinung so respektlos ausgedrückt haben soll, ist aber kaum zu verzeihen. Vor allem ist es gegen den Geist der „freundlichen Spiele“.

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