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Sport: Ärger um eine Banane

Scharapowa muss sich nach US-Open-Sieg erklären

Als Maria Scharapowa auf die Knie sank, nachdem Justine Henin-Hardenne den letzten Ball des Matches ins Netz gehauen hatte, zusammenfiel auf dem Center Court des Arthur-Ashe-Stadions, die Hände vor das Gesicht schlug in fassungsloser Freude, da ahnte sie nicht, dass jetzt der einfachere Teil des Arbeitstages beendet war. Scharapowa rappelte sich auf, hüpfte am Netz herum, schrie ihre Erleichterung über ihren zweiten GrandSlam-Titel in die Nacht. Dann machte sie sich auf, ihren Vater Juri auf den Rängen zu suchen, ging verloren und musste geführt werden, ehe sie endlich den kleinen Mann mit Stoppelbart und Tränen in den Augen umarmen konnte.

Mit der über den Kopf gestreckten Trophäe begann sie später wieder ihren Hüpftanz. Da löste sich der Silberdeckel, fiel ihr auf den Kopf und krachte auf den Boden. „In dem Augenblick dachte ich mir: Das ist wieder typisch Maria“, sagte Scharapowa später im Bauch des Stadions.

Doch auch dort ging es nicht so unbeschwert zu, wie man sich das vorstellen sollte, wenn eine 19-Jährige gerade die Bestätigung ihres Wimbledon-Sieges feiert. Dieser hatte ihr vor zwei Jahren schnellen Ruhm und Reichtum eingebracht. Ihre Vorstellung auf dem Tennisplatz war es nicht, die Fragen provozierte, die war von fast makelloser Reinheit an diesem Abend vor 23 000 Zuschauern. 6:4, 6:4 in einer Stunde und 30 Minuten, mit langen, kraftvollen Schlägen ließ sie Henin-Hardenne laufen, die mit einem Sieg die Spitzenposition der Weltrangliste hätte übernehmen können. In allen vier Grand-Slam-Endspielen des Jahres hat die Belgierin gestanden, doch Scharapowas mutigem Angriffsspiel, ihren sicheren Aufschlägen, ihren Netzattacken hatte sie wenig entgegenzusetzen.

Fragwürdig war Scharapowas Verhalten in den Spielpausen, bei den Seitenwechseln. Da wurde sie wieder einmal dabei erwischt, wie sie ihrem Vater und dem daneben sitzenden Coach Michael Joyce Zeichen gab. Eine Banane spielte eine Rolle, vier Finger auch. Nun verbieten die Regeln jedoch Coaching – und wenn es tatsächlich nur die Aufforderung sein sollte, ans Essen und ans Trinken zu denken, wie Scharapowa zu anderen Gelegenheiten behauptet hatte. Dieses Mal jedoch wollte sie Fragen nach den Szenen, die der TV-Sender CBS während der Werbepausen live ins Pressezentrum übertragen hatte, am liebsten abwürgen. „Lasst uns diese Sitzung positiv halten“, flehte sie, bevor sie sich setzte.

Als die Fragen jedoch nicht verstummten, platzte es schließlich aus ihr heraus: „Am Ende des Tages denke ich, mein Leben dreht sich nicht um eine Banane, nicht darum, was ich trage und nicht darum, welche Freunde ich habe. Meine Karriere dreht sich darum, Tennisspiele zu gewinnen und im Augenblick sitze ich hier als US-Open-Champion und das letzte, worüber sich die Leute Sorgen machen sollten, ist eine Banane.“ Lieber um Kirschen. Das sei ihr Titel nämlich, sagte Scharapowa noch, „eine weitere Kirsche auf dem Kuchen“. Und viele sollen folgen. Gelegenheiten, sich zu orientieren und zu lernen, dass man Bananen essen muss und Trophäen Deckel haben, die herunterfallen können. Oder sie bleibt einfach noch ein bisschen der etwas tolpatschige Teenager mit den dicken Werbeverträgen und der gewaltigen Vorhand.

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