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© dpa

Afrika Cup: Irgendwas zwischen Sport und Krieg

Im Halbfinale des Afrika Cups treffen Algerien und Ägypten auf einander – ein Spiel mit einer gewalttätigen Vorgeschichte.

Ägypten zündelt, Algerien macht mobil. "Eine Luftbrücke für Benguela“, titelte am Dienstag die Zeitung "L’Expression“. "Der Staat transportiert die Fans“ war in roten Lettern auf der ersten Seite von "La Tribune“ zu lesen. Wieder einmal hat Algeriens Führung Sondermaschinen für seine Fußballfans gechartert. Donnerstag früh starten sie nach Angola, wo am Abend die Nationalmannschaft im Ombaka-Stadium von Benguela erneut auf ihren Erzrivalen Ägypten trifft. Am Sonntag und Montag waren beide Teams ins Halbfinale des Afrika-Cups eingezogen – die Ägypter schlugen Kamerun 3:1 nach Verlängerung, die Algerier hatten zuvor die Elfenbeinküste ebenfalls nach Verlängerung 3:2 besiegt. Das andere Halbfinale bestreiten der deutsche WM-Gegner Ghana und Nigeria.

Doch alles schaut gebannt auf das ewige Duell der beiden arabischen Fußballnationen. Nach den drei turbulenten WM-Qualifikationsspielen 2009, die zu hässlichen Ausschreitungen der Fans und erbitterten Raufereien der Diplomaten geführt hatten, erfährt es diese Woche eine dramatische Fortsetzung.

Als erster goss der ägyptische Spieler Mohamed Zidan von Borussia Dortmund neues Öl ins Feuer. "In dem Spiel geht es um Leben und Tod. Für beide Mannschaften ist es wie ein Krieg“, sagte der 28 Jahre alte Profi. Dagegen gab sich der algerische Mittelfeldspieler Hameur Bouazza, der für den englischen Zweitligisten FC Blackpool spielt, geradezu wohltuend gedämpft: "Es ist eine große Chance, erneut gegen Ägypten zu spielen“, erklärte der 24-Jährige. "Denn das gibt uns die Gelegenheit zu beweisen, dass wir sie beim letzten Mal nicht aus Glück, sondern zu Recht geschlagen haben – und zwar durch harte Arbeit und gutes Spiel.“

Das letzte Mal, das war am 19. November 2009 und ebenfalls auf neutralem Boden – in der sudanesischen Hauptstadt Khartum. Algerien gewann damals das Entscheidungsspiel 1:0 und sicherte sich die Teilnahme an der WM in Südafrika. Schon bei den regulären Begegnungen zuvor in Algier und Kairo war es zu schweren Ausschreitungen gekommen. In Algier randalierten Fans die ganze Nacht vor dem Hotel der Ägypter, so dass diese kein Auge zutun konnten. Beim Rückspiel in Kairo bewarfen Hooligans den algerischen Mannschaftsbus auf dem Weg vom Flughafen zum Hotel mit Steinen – drei Spieler wurden verletzt. Tags darauf brannten Büros ägyptischer Firmen in Algier. Ägypten zog empört seinen Botschafter ab, der bis heute nicht zurück auf seinem Posten ist. Als dann nach dem Schlusspfiff in Khartum algerische Fans zwei dutzend Ägypter verletzten, randalierten in der Nacht rund 2000 Fußballanhänger vor der algerischen Botschaft in Kairo.

Algeriens Trainer Rabah Saadane jedenfalls will das alles nicht noch einmal erleben. "Es darf nur Sport sein und nichts anderes“, sagte er. Sein ägyptischer Trainerkollege Hassan Shehata dagegen hüllt sich bisher in Schweigen. Seine Spieler möchten mit einem Sieg über Algerien ins Finale einziehen und den Afrika-Cup zum dritten Mal in Folge an den Nil holen. Für Algerien und seine Fußballer geht es vor allem um den guten Ruf. "Wir wollen beweisen“, schreibt der Kommentator der Zeitung „L’Expression“, "dass wir den Sieg damals nicht gestohlen haben und zu Recht bei der WM in Südafrika dabei sind.“

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