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Sport: Ailton

Das letzte Heimspiel des Brasilianers für Werder

Der Tag des Abschieds beginnt für Ailton um vier Minuten vor drei. An der Seite von Valerien Ismael betritt der brasilianische Stürmer des SV Werder Bremen das Spielfeld des Weserstadions zum Aufwärmen. Am Ende wird es die Meisterschale geben. Es ist Ailtons letztes Spiel in Bremen, danach wird er bei Schalke 04 spielen, in Gelsenkirchen, in einer Stadt, die nach allem, was Ailton gehört hat, „ein Desaster“ ist.

Ailton will unbedingt ein Tor schießen. Noch einmal mit den Fans feiern, das hat er sich vorgenommen. Nach zwei Minuten läuft der Stürmer das erste Mal auf das Tor von Leverkusens Hans-Jörg Butt zu – in diesem für ihn typischen Stil mit den kurzen, schnellen Schritten. Doch der Linienrichter hebt die Fahne. Ailton war wieder einmal zu schnell, ist ins Abseits gelaufen. Das ist sein Spiel. Er läuft parallel zur gegnerischen Abwehrreihe, versucht den richtigen Moment zum Sprint aufs Tor abzupassen.

Ailton ist engagiert an diesem Tag, bietet sich immer wieder an, läuft viel. Doch die Kollegen sind unkonzentriert. 0:3 steht es zur Halbzeit. Ailton zieht sein Trikot vom Leib und stapft in die Kabine. Dort wechselt er seine Schuhe. Die goldenen, die er in der ersten Halbzeit trug, hat er ausgezogen. In der zweiten Halbzeit trägt er blaue. Fünf Minuten sind in der zweiten Hälfte gespielt, als sich das auszahlt. Ailton tritt eine Ecke. Der Ball fliegt auf den Kopf von Mladen Krstajic. Der trifft ins Tor und läuft als Erstes zur Eckfahne, zu Ailton. Der Kroate nimmt seinen Kollegen in den Arm. Ailton kann wieder lachen.

Es vergehen nur drei Minuten, da spielt Markus Daun den Ball quer im Strafraum, Ailton ist schneller als seine Gegner und spitzelt den Ball an Torwart Butt vorbei zu seinem 28. Saisontor, dem 88. für Werder insgesamt. Es steht 2:3, die Fans singen das lang gezogene „Aaa-ilton“. Der winkt in alle Himmelsrichtungen, verteilt Handküsse. Die Welt des Ailton Goncalves da Silva ist wieder in Ordnung. Dass es am Ende 2:6 steht? Egal. Bei der anschließenden Feier ist Ailton wieder der lauteste Bremer.

Steffen Hudemann

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