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Rangelkiez. In der Arena am Ostbahnhof gab es zuletzt einige Handgemenge. Gegen Oldenburg reizte Akeem Vargas sein Gegenüber Dru Joyce zu einem Ellbogenschlag.

© Imago

Akeem Vargas: Das wird man doch mal sagen dürfen

Alba Berlin steht in der Kritik, Gegner mit Worten und Taten zu provozieren – allen voran Akeem Vargas.

Akeem Vargas blickte an sich herunter und musste selber lachen. Alba Berlins Basketballprofi war gefragt worden, ob die Wahl seines T-Shirts Absicht gewesen sei. Auf der Brust des 23-Jährigen prangte das klassische Foto von Muhammad Ali, wie der größte Boxer aller Zeiten seinem ohnmächtigen Gegner Sonny Liston einen Wortschwall zum Ringboden hinterherschickt. Auch Vargas hatte am Freitagabend einen bereits gedemütigten Gegner verbal gepiesackt – dass er nach dem 89:65-Sieg gegen Oldenburg auch noch Alis Konterfei durch die Arena am Ostbahnhof trug, war aber keine bewusste Entscheidung. „Nur Zufall“, sagte Akeem Vargas grinsend.

Muhammad Ali gilt als der Erfinder des Trashtalks, also der Taktik, den Gegner mit Worten zu reizen und aus dem Konzept zu bringen. Auch Akeem Vargas scheint gut darin zu sein, bei seinen Gegenspielern die richtigen Knöpfe zu drücken: Nachdem er gegen Dru Joyce einen Dreier getroffen und dem Oldenburger Spielmacher ein paar Worte ins Gesicht gesagt hatte, revanchierte sich Joyce per Ellbogenschlag und wurde disqualifiziert.

Hinterher beschwerte sich Oldenburgs Coach Sebastian Machowski, Vargas sei mit der Provokation davongekommen, Joyce hingegen sei bestraft worden, obwohl er nur reagiert habe. „Ich bin mir keiner Schuld bewusst. Ich beleidige niemanden“, sagte Vargas trocken. „Der Wurf war drin. Dann kann man auch mal sagen: ‚Der Wurf war drin.‘“ Was er Joyce tatsächlich mitgeteilt hatte, wird wohl unter den beiden Basketballern bleiben. Fest steht aber: Alba scheint gegnerische Teams momentan völlig aus der Fassung zu bringen.

Vor einer Woche waren zwei Braunschweiger Profis nach einer Rangelei des Feldes verwiesen worden, an Silvester wurde Hagens Trainer Ingo Freyer wegen wütender Proteste auf die Tribüne geschickt. „Wir verteidigen sehr gut, aggressiv und hartnäckig – das nervt die Leute“, sagt Albas Geschäftsführer Marco Baldi. Machowski hingegen sprach von gezielten Provokationen: „Ich habe gesehen, was für Aktionen ein Spieler wie Akeem Vargas schon in den beiden Spielen zuvor gestartet hat, heute war es wieder so. Ich bin gespannt, ob seitens der Schiedsrichter oder der Liga da mal anders darauf reagiert wird.“

Der Braunschweiger Aaron Doornekamp hatte sich laut der „Berliner Morgenpost“ beschwert, Vargas habe ihm in die Genitalien gegriffen. Die Verantwortlichen bei Alba bleiben angesichts der Vorwürfe gelassen. „Die Schiedsrichter haben sowohl gegen Braunschweig als auch gegen Oldenburg alles hundertprozentig richtig gemacht“, sagte Baldi, der auch die Erregung über den Trashtalk nicht nachvollziehen konnte: „Das ist das Normalste, was es gibt.“ Für Machowskis Appell an die Liga, Vargas im Auge zu behalten, hatte Albas Manager nur ein Schulterzucken übrig: „Wenn man mit 25 Punkten verliert, sollte man den Ball flach halten, vor der eigenen Tür kehren und nicht über die Schiedsrichter oder andere Themen sprechen.“

Ob unfair oder nicht: Es ist nicht zu übersehen, wie dominant Alba in den vergangenen Spielen aufgetreten ist. Die Mannschaft von Sasa Obradovic spielt zuletzt deutlich schneller als zuvor, zu einer herausragenden Verteidigung ist eine in dieser Saison noch nicht gesehene Offensivstärke gekommen.

Angesichts dieser Form sollten die Berliner am heutigen Sonntag (16 Uhr) beim Tabellenvorletzten Tübingen den sechsten Bundesliga-Sieg in Folge einfahren. Akeem Vargas jedenfalls hat nicht vor, seine Spielweise zu ändern: „Ich versuche immer, hart und gut zu verteidigen. Wenn meine Gegenspieler damit nicht klar kommen, ist das deren Sache.“

Solange er und seine Mitspieler mit so viel Leidenschaft, Aggressivität und Selbstvertrauen wie zuletzt spielen, werden wohl noch einige Gegner mit hilfloser Wut reagieren.

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