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Sport: Aktion Abschied

Der Umzug hat begonnen: Die Eisbären werben schon um neue Fans für die Arena am Ostbahnhof

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Berlin - Detlef Kornett lächelt. Der Europachef der Anschutz-Gruppe ist in Plauderlaune. Er erzählt von den enormen Baufortschritten, den das zurzeit größte Projekt seiner Entertainment-Firma macht. „Von außen sieht die O2-World ja schon fast fertig aus“, sagt Kornett. Aber im Innern, da gäbe es an der Arena am Berliner Ostbahnhof noch viel zu tun. Und dann, im Nebensatz verpackt, hat Kornett plötzlich etwas Wichtiges zu sagen: „...wir haben übrigens die Color-Line-Arena in Hamburg gekauft.“

Was Anschutz da so nebenbei so von der finnischen Rautakirja-Gruppe erworben hat, steht der entstehenden Berliner Arena im Ostbahnhof kaum in etwas nach. Die Hamburger Halle fasst 13 000 Zuschauer beim Eishockey – und das Team zur Halle hat Anschutz mit den Freezers schon. So wird es dann kommende Saison eine Novität in der Deutschen Eishockey-Liga (DEL) geben: Anschutz gehören zwei Großarenen und zwei Teams, neben den Freezers auch die Eisbären. Während es nun in Hamburg darum geht, einen in Schieflage geratenen Klub wieder populär zu machen – der Zuschauerschnitt der Freezers sank zuletzt erheblich –, haben sie bei den Eisbären nun damit begonnen, sich auf den Umzug aus dem Sportforum Hohenschönhausen in die neue Arena vorzubereiten.

„Wenn man für eine so große Halle plant, ist es wichtig, die Massen schon vor dem Umzug zu erreichen“, sagt Eisbären-Manager Peter-John Lee. Und so proben die Berliner jetzt im kleinen Wellblechpalast verschiedenste Maßnahmen, um dann in einem Jahr die Ränge in der 14 200 Zuschauer fassenden Arena am Ostbahnhof zu füllen. Gleich 25 Aktionen, mit denen neue Zuschauer zu den Heimspielen der Eisbären gelockt werden sollen, laufen momentan parallel. In den letzten Jahren waren es gerade mal drei bis vier pro Saison. Die Eisbären, in der öffentlichen Wahrnehmung immer noch eher ein Ostberliner Verein, versuchen in Berlin anzukommen. So tingelt etwa der Kotrainer des Oberligateams Steffen Ziesche mit Spielern seines Teams durch Grundschulen, um bereits die Jüngsten für das Eishockey zu begeistern. „Die Aktion kommt in ganz Berlin gut an“, sagt Sprecher Daniel Goldstein. Zudem gibt es Aktionen bei einem amerikanischen Backwarenanbieter, massive Plakatwerbungen und 14-tägig 880 000 Werbeblättchen bei einer Supermarktkette, über die Kunden zwei Tickets zum Preis von einem erhalten können. Der Fokus liegt aber nicht nur innerhalb Berlins, auch überregionale Eishockeyfans sollen angesprochen werden, sagt Geschäftsführer Billy Flynn. „Unser Ziel ist es, bis zur Arena-Eröffnung im September 2008 eine Datenbank mit über 40 000 Kundennamen aufzubauen.“ Erste Erfolge der Marketingmaßnahmen lassen sich schon erkennen. In dieser Saison waren bis auf das Spiel am Dienstag gegen Augsburg alle Partien im Wellblechpalast ausverkauft. „Ich bin im 14. Jahr bei den Eisbären“, sagt Flynn, „und im September oder Oktober war die Halle noch nie so voll.“

Der Run auf den Wellblechpalast hat aber auch mit Nostalgie zu tun, glaubt Lee. „Es ist ein Abschied“ – von der angestammten Halle, in der schon Vorgängerklub SC Dynamo über das Eis kurvte. Selbst Anhänger gegnerischer Mannschaften wollen laut Lee die „einzigartige Atmosphäre“ der veralteten Stätte mit dem starken Widerhall noch ein letztes Mal erleben. So bestellten beispielsweise Fans der Krefeld Pinguine – heutiger Gegner Eisbären (19.30 Uhr, Sportforum) – für das wohl letzte Spiel ihrer Mannschaft im Wellblechpalast im Januar bereits jetzt einen Sonderzug.

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