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2012, ich kann dich nicht mehr sehen. Alba Berlins Trainer Sasa Obradovic wendet sich nach vier Niederlagen in den letzten vier Spielen des Jahres mit Grausen ab. 

© König

Alba Berlin: Alba: Schlechter Rutsch

Fast traditionell zum Jahreswechsel steckt Alba in einer Krise – derzeit ist bei den Berliner Basketballern der Kopf müder als die Beine.

Es gibt ein paar Dinge, auf die kann man sich zu Silvester verlassen. Draußen knallen die Böller, im Fernsehen läuft Skispringen und Alba Berlin hat eine Krise. Auch aktuell, wie schon in den beiden Vorjahren. 2011/12 verlor man die letzten drei Spiele vor dem Jahreswechsel, 2010/11 wankten die Berliner Basketballer nach der 52:103-Abreibung in Bamberg ins neue Jahr.

2013 hat Alba einen Silvesterkater von vier Pflichtspielniederlagen in Folge. Der Klub rutsche nicht gut ins neue Jahr, sondern in eine kleine Krise. „Das ist für jedes Team ein gefährlicher Zeitpunkt“, sagt Geschäftführer Marco Baldi, „der Spielplan ist dann sehr intensiv, die ersten Verletzungen und Probleme kommen auf.“ Alba hat all das. Vor allem die 65:90-Pleite in Bayreuth war ein Tiefschlag. „Das war ein Desaster“, sagt Baldi, „dafür gibt es keine Erklärungen“. Und natürlich gibt es sie doch: wegen der Euroleague spielten die Berliner zuletzt im Zwei-Tages-Rhythmus, die Verletzungen häuften sich und die Neuzugänge sind noch nicht richtig integriert. Baldi kennt all die Gründe, aber ist bemüht, den Spielern keine Ausflüchte zu liefern.

„Uns hat ausgezeichnet, dass wir keine Ausreden gesucht haben“, sagt Baldi. Die Spieler gaben sich zu Saisonbeginn, ja noch bis vor zwei Wochen, als Bamberg geschlagen wurde, als Gaspedaldurchdrücker, die kaum nachlassen. Das neu zusammengestellte Team wirkte, als hätte es seit Jahren zusammengespielt. Nun aber scheint es fast so, als stünden die Profis zum ersten Mal miteinander auf dem Feld.

„Wenn wir nur ein paar Prozent nachlassen, dann sind wir nicht einmal ein Mittelklasseteam, dann bricht alles zusammen“, sagt Baldi. So wie in Bayreuth, als die Spieler sich in ihr Schicksal fügten. „Wer glaubt, dass er müde ist, der wird müde“, sagt Baldi, der auch registriert hat, dass der Einsatz in der Euroleague zuletzt höher war als in der Bundesliga. „Gegen Madrid ist keiner müde.“

Dafür mussten sich die Spieler intern einiges anhören. Sasa Obradovic ist ein Trainer, der die lauten Töne mag, vorsichtig ausgedrückt. Doch in der ersten richtigen Krise der Saison muss der Serbe zeigen, dass er auch Psychologe und Krisenmanager sein kann. Denn Albas Problem liegt derzeit doch eher in den Köpfen als in den Beinen.

Das war in Bayreuth etwa bei Dashaun Wood zu sehen. Der US-Amerikaner war vor zwei Jahren noch MVP der Liga und scheute keinen Weg zum Korb. Am Sonntag ging er nicht nur defensiv jeder Verantwortung aus dem Weg, der Spielmacher konnte auch vorne gar nicht schnell genug den Ball loswerden und sich vor Anspielen verstecken. „Das ist Verlagerung von Verantwortung“, sagt Baldi. „Aber es ist nicht nur Wood, viele Spieler sind nicht auf dem Stand.“ Neuzugang Je’Kel Foster ist immer noch nicht richtig angekommen in Berlin. Ohnehin ist der Ersatz für Vule Avdalovic ein ganz anderer Typ, kein Erst-passen-dann-werfen-Spieler. Alba muss dringend eine neue Balance im Team finden, vor allem im Training, wenn nun der Spielplan im Januar ein wenig entspannter wird. „Es gibt nur einen Weg: arbeiten, an die Grenzen gehen, auch im Training“, sagt Baldi. Dennoch sei er sehr ruhig. Obwohl am Freitag das europäische Spitzenteam ZSKA Moskau in Albas Krise zu Gast ist. „Wir haben sehr früh einen Charakter entwickelt, das ist unsere Basis, auf die wir zurückfinden können“, sagt Baldi. Die fehlte in den vergangenen Jahren. Die einzige Konstante war die Krise zum Jahreswechsel.

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