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Dashaun Wood (r.) wird bei Alba Berlin zukünftig nicht mehr auflaufen. Ein qualitativ gleichwertiger Ersatz ist bisher nicht verpflichtet worden.

© dpa

Alba Berlin: Berlin wird Bonn

Die Berliner Basketballer von Alba werden in Zukunft vermehrt auf kostengünstige deutsche Perspektivspieler setzen - um zu sparen.

Es ist noch gar nicht so lange her, da verstärkten sich die Basketballer von Alba Berlin mit den besten Spielern der Bundesliga. Wie Dashaun Wood. Oder mit erfahrenen deutschen Nationalspielern wie Steffen Hamann oder Yassin Idbihi. In diesem Sommer aber ist alles anders. Der bisher einzige Zugang auf der Ausländerposition heißt Reggie Reddink und ist zehntbester Werfer der Liga beim Tabellenzehnten Tübingen. Und der erfahrenste deutsche Zugang heißt Alex King, wurde in der Alba-Pressemitteilung als Nationalspieler vorgestellt – mit exakt null Länderspielen.

Es ist eine Perspektivmannschaft, die sich Alba Berlin in diesen Wochen zusammenstellt. Jung und hungrig sind die deutschen Spieler, „mit Entwicklungspotenzial“, sagten die Berliner Verantwortlichen. Und mit einer weiteren nicht unwichtigen Eigenschaft: Sie sind preiswert. Teurere Kandidaten wie der deutsche Nationalspieler Yassin Idbihi, Nihad Djedovic oder Deon Thompson werden offenbar nicht mehr zurückkommen, Albas Etat ist begrenzt. Die Berliner formieren ein Team, mit dem vieles möglich ist: In einem guten Jahr vorne mitzuspielen – oder in einem schlechten um den Einzug in die Play-offs zu kämpfen.

Damit übernimmt Alba Berlin das Bonner oder Oldenburger Prinzip: Deutsche Spieler aus der zweiten Reihe mit besseren, aber nicht hochklassigen Ausländern zu kombinieren. Die finanzkräftigeren Basketballer des FC Bayern und Serienmeister Bamberg hingegen sind im Kampf um die Besten enteilt.

Die neue Hackordnung im deutschen Basketball manifestierte sich auch in der Euroleague. Meister Bamberg, Wildcard-Teilnehmer Bayern München sowie der Finalist Oldenburg als Qualifikant dürfen in der wichtigsten europäischen Liga mitspielen. Für Alba Berlin bleibt der zweitklassige Eurocup. In der „Süddeutschen Zeitung“ begründet das Euroleague-Chef Jordi Bartomeu: „Der FC Bayern war in der vorigen Saison sportlich einfach besser.“ Und dass Alba im Ranking vor den Bayern stehe, liege nicht an den Bundesliga-Platzierungen, sondern an den vielen Wildcards von der Euroleague an die Berliner. Darin zeigt sich, was der Pokalerfolg und die vier Siege der Berliner in der Euroleague-Zwischenrunde wert sind im Vergleich mit dem schmerzhaften Viertelfinal-Aus gegen Bayern: Nichts.

Gegenwärtig zeichnet sich ab, dass Alba – abgesehen von Heiko Schaffartzik – erneut alle Spieler austauschen wird. Was auch nicht gerade als Zufriedenheit mit der abgelaufenen Spielzeit zu werten ist. Spannend ist, wie Sponsoren und Fans den Paradigmenwechsel zum Entwicklungsteam aufnehmen werden. „Alba ist schon seit ein paar Jahren nicht mehr in der Favoritenrolle sondern in der Verfolgerrolle“, sagt Sven Müller vom Fanklub „Albatross“. Der Alba-Fan zeigt angesichts der Finanzlage Verständnis, er hat sich auch an die jährlichen Umbrüche bei seinem Klub gewöhnt. „Das gehört zum Profigeschäft dazu“, sagt er. Trotzdem fände er es gut, wenn wenigstens Idbihi oder Djedovic bleiben würden. Es wird wohl anders kommen.

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