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Sport: Alba Berlin: Bonn macht nur Ehrenkörbe

Gut vier Minuten waren noch zu absolvieren im ersten Finalspiel um die Deutsche Basketballmeisterschaft. Henrik Rödl, der Spielführer von Alba Berlin, kämpfte am Mittelkreis mit seinem Gegner Jan Sprünken um den Ball und geriet ins Straucheln, sodass der Bonner Richtung Korb enteilen konnte.

Gut vier Minuten waren noch zu absolvieren im ersten Finalspiel um die Deutsche Basketballmeisterschaft. Henrik Rödl, der Spielführer von Alba Berlin, kämpfte am Mittelkreis mit seinem Gegner Jan Sprünken um den Ball und geriet ins Straucheln, sodass der Bonner Richtung Korb enteilen konnte. Rödl jagte hinterher, konnte Sprünken zwar nicht mehr am Wurf hindern - aber ihn doch so stören, dass der Ball vorbeiflog. Es wäre das 63:101 aus Sicht der Gäste gewesen. Mit letzem Einsatz hatte Rödl verhindert, dass Albas Vorsprung von 40 auf 38 Punkte schrumpfte.

So bissig, wie Albas Kapitän beim 108:72-Sieg auftrat, so präsentierte sich das ganze Team. Hochkonzentriert, fit, giftig in der Verteidigung und mit einer hervorragenden Trefferquote von 63 Prozent bei den Feldwürfen (in der ersten Halbzeit gar 77 Prozent). Nur in den letzten fünf Minuten gönnten die Berliner den Gästen ein 14:7 - doch so wie man im Fußball vom Ehrentreffer spricht, müsste man hier wohl von Ehrenkörben sprechen. Mehr war es nicht.

Im Viertelfinale hatte sich Alba gegen Frankfurt eine Niederlage geleistet, im dritten Halbfinalspiel gegen Gießen in der ersten Halbzeit nicht viel zustande gebracht. In der ganzen Saison nahmen sich die Berliner immer wieder Auszeiten und kamen nur durch Energieleistungen in der Schlussphase noch zum Erfolg - in der Bundesliga. In der Suproleague rächten sich diese Schwächephasen, Alba verlor. Am Sonnabend in der Schmeling-Halle bewies das Team, dass es durchaus von der ersten bis zur letzten Minute gut spielen kann. Gegen Bonn hätten winzige Unkonzentriertheiten die Niederlage bedeuten können - also blieben die Unkonzentriertheiten aus. Alba funktionierte nicht, Alba brillierte. Selbst der ehemalige Trainer Svetislav Pesic, als sehr anspruchsvoll bekannt, sagte: "Ich habe lange kein Team gesehen, dass so gut war."

Nichts war davon zu sehen, dass Dejan Koturovic, Jörg Lütcke und Teoman Öztürk noch vor einer Woche mit Schmerzen vom Feld gehumpelt waren. Albas Trainer Emir Mutapcic hatte alles Krankheitsvokabular aus seinem Wortschatz verbannt. Er ignorierte die Fußverletzungen des Trios in der wichtigsten Woche der Saison, wenn er sprach. Vor allem Lütcke (19 Punkte/vier Dreier) spielte, als würden sie wirklich nicht existieren. Als Tommy Thorwarth den bis dahin starken Marko Pesic wegen einer Rückenverletzung ins Krankenhaus fahren musste, da sprangen eben andere ein: Lütcke, Stefano Garris, Sven Schultze und Stipo Papic. Sie werden es am Donnerstag in Bonn wieder tun müssen. Pesic wird dort vermutlich fehlen: "Es sieht nicht gut aus. Ich habe einen Pferdekuss gekriegt, dann eine blöde Drehung gemacht. Ein Wirbel drückt auf einen Nerv."

Wenn Alba so weiter spielt, ist kaum vorstellbar, dass am kommenden Sonnabend, nach dem dritten Spiel, keine Meisterfeier stattfindet. Doch die Verantwortlichen warnen vor verfrühter Euphorie. "36 Punkte, so groß ist der Unterschied normalerweise nicht", sagt Mutapcic. "Die Bonner haben irgendwann gemerkt, dass es nicht ihr Tag ist und zurückgeschaltet", sagt Albas Vizepräsident Marco Baldi. Sie wollten ihre Kräfte schonen, um die Ereignisse von der Finalrunde 1997 zu wiederholen: Damals gewann Alba das zweite Spiel in Bonn 109:78. Die dritte Partie in Berlin endete 78:77 - für Bonn.

Helen Ruwald

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