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Sport: Alba Berlin: Der Wunschkandidat - Emir Mutapcic erste Wahl als Nachfolger von Svetislav Pesic

Emir Mutapcic reagierte genau so überrascht wie die meisten, als klar war, dass Svetislav Pesic nach sieben Jahren als Cheftrainer den Deutschen Basketball-Meister Alba Berlin verlässt. "Ich habe keine Ahnung gehabt, dass er aufhört", sagte der 40-jährige Bosnier, "wir haben doch gemeinsam schon so viel vorbereitet für die nächste Saison.

Emir Mutapcic reagierte genau so überrascht wie die meisten, als klar war, dass Svetislav Pesic nach sieben Jahren als Cheftrainer den Deutschen Basketball-Meister Alba Berlin verlässt. "Ich habe keine Ahnung gehabt, dass er aufhört", sagte der 40-jährige Bosnier, "wir haben doch gemeinsam schon so viel vorbereitet für die nächste Saison." Nur die Art und Weise, wie er mit der personellen Veränderung konfrontiert wurde, unterschied sich von der aller anderen. Denn die unerwartete Information war verbunden mit der nicht minder überraschenden Anschlussfrage, ob er nicht Pesics Nachfolger werden wolle. Der bisherige Assistent musste nicht lange nachdenken, denn "ich habe immer gesagt, dass es mein Wunsch ist, einmal Alba zu trainieren. Solche Chance bekommt man nicht oft im Leben". Also sagte Emir Mutapcic freudig "ja".

Es ist ein logischer Aufstieg, eine konsequente Beförderung, wenn man das Gesamtkonzept Alba Berlins betrachtet. 1991 kam Mutapcic zu Alba, spielte zwei Jahre für den Verein und wechselte danach als Spielertrainer zum Kooperationspartner TuS Lichterfelde. Als Spieler wie als Trainer schaffte er den Aufstieg mit den Lichterfeldern. Momentan sieht es allerdings so aus, als sollte in diesem Jahr wie schon 1995 dem Jubel die Ernüchterung folgen, weil sich die Erste Bundesliga für den Verein nicht finanzieren lässt. Mutapcic hat den Aufstieg nun in jedem Fall geschafft, sogar den Durchmarsch in die Europaliga. Angst davor verspürt er keine, eher ein Kribbeln: "Mich erwarten viele neue Sachen."

Vermutungen, Mutapcic sei nur ein Lückenfüller oder ein Wackelkandidat, weist Albas Vizepräsident Marco Baldi zurück: "Das war in allen Köpfen: Wenn der Tag kommt, an dem Pesic aufhört, ist Mutapcic erste Wahl. Er ist eine absolut integre Persönlichkeit." Der frühere Nationalspieler Jugoslawiens, der 1984 die olympische Bronzemedaille gewann und 1983 als Spieler unter dem Trainer Svetislav Pesic mit Bosna Sarajevo Jugoslawischer Meister wurde, ist in die Rolle hineingewachsen. "Er wird gleich zurechtkommen, er kann alles fortsetzen, was Alba ausmacht", glaubt Baldi. Dazu kommt, dass der Wunschkandidat der Berliner für die Spieler ein Vorbild ist, trotz seines Eifers ein Ruhepol, zu dem die Jüngeren schon immer ein besonderes Vertrauensverhältnis hatten. Er lebt wie Pesic mit seinem Fleiß vor, was er von den Spielern erwartet. Mannschaftskapitän Henrik Rödl hat oft betont, dass Emir Mutapcic zu seinen Vorbildern als Spieler und Mensch gehört.

Gemeinsam mit Burkhardt Prigge, der Assistenztrainer bleibt, und Baldi wird er nun die Mannschaft für die neue Saison zusammenstellen. "Mein Wunsch ist es, Wendell Alexis zu halten", sagt Mutapcic, "überhaupt die Leistungsträger: Henrik Rödl natürlich, der ja noch einen Vertrag hat, und Patrick Femerling. Wir müssen zuerst mit den Leistungsträgern klarkommen." Vor allem aber "wollen wir unser Konzept weiterführen. Der deutsche Basketball, nicht nur Alba, hat diesem Konzept viele gute Spieler zu verdanken. Wir haben keine Panik. Wir haben immer Lösungen". Nicht zuletzt durch die Aufbauarbeit beim TuS Lichterfelde, für die in den vergangenen Jahren Emir Mutapcic hauptverantwortlich war.

"Dieser Wechsel ist natürlich ein großer Einschnitt", sagt Nationalspieler Jörg Lütcke, der noch ein Jahr bei Alba unter Vertrag steht. "Es hat mich schon getroffen. Pesic hat hier eine Menge bewegt." Andererseits freue er sich auf die Zusammenarbeit mit Mutapcic und Prigge. "Mutapcics Rolle wird sich jetzt aber ändern", erwartet er, "er kann nicht mehr nur nett sein. Aber bei TuSLi hat er schon gezeigt, dass er auch anders kann."

Auch Pesic ist überzeugt, dass Alba eine gute Lösung für seine Nachfolge gefunden hat. "Hundertprozentig, die werden jetzt noch motivierter sein, um sich zu beweisen. Mucki und Burkhardt sind Freunde, die sich respektieren und bereit sind, Verantwortung zu übernehmen. Und sie passen besser zusammen als Burkhardt und ich. Für Burkhardt war es nicht immer leicht mit mir." Dass er bei Alba Berlin nur eine Auszeit genommen hat, stellte der 50-Jährige gestern nochmals klar: "Mein Wunsch ist, dass ich einmal als Cheftrainer zurückkomme nach Berlin."

Dietmar Wenck

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