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Alba Berlin: Selbstvertrauen kann man nicht kaufen - Spieler schon

Albas Basketballer reagieren auf die fünfte Niederlage in Folge und die Verunsicherung im Team mit der Verpflichtung von Aufbauspieler Taylor Rochestie.

Berlin - Als Muli Katzurin neulich mal eine Stunde frei von seinem Job als Trainer bei Alba Berlin hatte, machte er sich auf den Weg in die Stadt. Er wollte seinen Basketballern etwas mitbringen und suchte nach einem Geschäft, in dem sie Selbstvertrauen verkaufen. Er suchte lang, aber vergeblich.

Diese erfundene Anekdote, die ein deprimierter Katzurin nach der 81:95 (37:62)-Niederlage gegen BC Sevilla leicht zynisch zum Besten gab, verdeutlicht die ganze Misere bei Alba Berlin. Nach mittlerweile fünf Niederlagen in Serie ist das Zutrauen in die eigenen Fähigkeiten bei den Spielern vergriffen und Selbstvertrauen ist eben etwas, das man nicht in Geschäften kaufen kann. „Es ist etwas, was von den Spielern selbst kommen muss“, sagte Katzurin, „ich versuche, positiv zu bleiben, die Spieler wissen, dass sie Fehler machen, da bringt es nichts, wenn ich noch draufhaue.“

Der Mangel an Selbstvertrauen führt derzeit auch dazu, dass Alba nach „hervorragenden Trainingseinheiten, in denen die Spieler gezeigt haben, dass sie alles verstehen, ins Spiel gehen, als hätten wir gar nichts vorbereitet“. So sah es in der ersten Halbzeit auch aus, als Alba Sevilla 62 allzu einfache Punkte gestattete und sich bei 25 Punkten Rückstand zur Pause ein Debakel anbahnte.

Geschäftsführer Marco Baldi sprach von einer „kollektiven Lähmung. Wenn man verunsichert ist und jeder die Verantwortung weiter schiebt, dann passiert so eine Halbzeit.“ Gott sei Dank sei im zweiten Durchgang noch eine Reaktion gekommen, aber am Ende sei es einfach zu wenig gewesen.

Wohl auch zu wenig, um im Eurocup noch weiterzukommen. Alba braucht nach der dritten Niederlage im vierten Gruppenspiel am Dienstag kommender Woche unbedingt einen Sieg gegen Treviso, das am Dienstag Athen 82:72 schlug, und danach einen weiteren Sieg in Athen, während Treviso nicht in Sevilla gewinnen darf. Alles recht wackelige Rechnungen, deswegen sagt Baldi: „Das Viertelfinale ist mir im Moment ehrlich gesagt egal. Es geht jetzt nur darum, wieder in Tritt zu kommen.“

Wohl nur ein Sieg würde helfen, die Serie zu beenden und den Spielern neues Zutrauen zu sich selbst zu verleihen. Doch angesichts der Krise ist ein Erfolg selbst am Samstag gegen den Bundesligavorletzten Bayreuth (20 Uhr, Großarena am Ostbahnhof) keineswegs sicher.

„Wir müssen uns aus dieser Situation herausarbeiten, mit einer positiven Grundeinstellung“, forderte Kapitän Patrick Femerling, „wir dürfen uns nicht hinunterziehen lassen, sonst kommen wir aus der Spirale nicht mehr heraus.“ Julius Jenkins will fehlendes Selbstbewusstsein nicht als Ausrede gelten lassen, „wir sind Profis, wenn wir das machen, können wir gleich aufhören“. Ans Aufhören denkt Jenkins noch nicht, auch wenn er sagt „dass dies die schlechteste Saison ist, seit ich bei Alba bin“.

Um Alba aus der Krise zu helfen, gab Jenkins zuletzt sogar vermehrt den Point Guard. „Der Coach sieht mich gerne als Spielmacher und ich mag es, meine Mitspieler einzusetzen.“ Dass Jenkins in den vergangenen Matches häufiger den Spielaufbau übernahm, war aber gleichzeitig auch ein Misstrauensvotum gegen die etatmäßigen Spielmacher Marko Marinovic und Heiko Schaffartzik.

Ein weiterer Vertrauensentzug folgte am Mittwoch, als Alba die Verpflichtung von Taylor Rochestie bekannt gab, dem mittlerweile sechsten Point Guard in den vergangenen sieben Monaten.

Dem US-Amerikaner ist die Bundesliga vertraut, seit er 2009/10 bei Göttingen spielte, zum Newcomer des Jahres gewählt wurde und die Eurochallenge gewann. Aus Göttingen kennt er auch die schnelle Spielweise, die Katzurin bei Alba sehen möchte. Da sein Vertrag bei Galatasaray Istanbul im Februar aufgelöst wurde, war Rochestie auf dem Markt. Bei Alba erhält der 25-Jährige einen Vertrag bis Saisonende. Neue Spieler kann man, im Gegensatz zum Selbstvertrauen, eben immer noch kaufen.

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