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Nicht so schnell. Justin Cobbs (r.) versucht an Albas Jordan Taylor vorbeizugehen.

© dpa

Basketball Eurocup: Alba Berlin und Bayern München trennen sich 82:82

Im Achtelfinal-Hinspiel des Eurocups zwischen Pokalsieger Alba Berlin und dem FC Bayern München gibt es ein im Basketball äußerst ungewöhnliches Ergebnis.

Nicht nur Jordan Taylor war ziemlich verwirrt, als die Schlusssirene ertönte. Bayern München hatte gerade den letzten Wurf des Spiels vergeben, es stand 82:82 (47:41) – und nun? „Ich war bereit, weiterzuspielen und in die Verlängerung zu gehen“, sagte Alba Berlins Aufbauspieler. Da das Achtelfinale im Eurocup aber mit Hin- und Rückspiel ausgetragen wird, war das Spiel mit einem Remis beendet – also mit einem Ergebnis, das im Basketball normalerweise nicht vorkommt. Die Zuschauer in der Arena am Ostbahnhof verließen nur zögerlich ihre Plätze, die Spieler standen eher ratlos auf dem Feld herum. 

„Ich habe noch nie in meinem Leben unentschieden gespielt“, sagte Taylor. „Aber das ist wohl der europäische Stil.“ Nach 40 intensiven Minuten hat sich also keines der beiden Teams einen Vorteil verschaffen können, die Entscheidung muss im Rückspiel am kommenden Dienstag in München fallen. Dort wird es bei einem Unentschieden aber eine Verlängerung geben, eine Auswärtskorb-Regel gibt es nicht: Wer gewinnt, erreicht das Viertelfinale. Quasi als Aufwärmprogramm treffen Bayern und Alba schon zwei Tage zuvor in München auch noch in der Bundesliga aufeinander. „Es fühlt sich wie eine Play-off-Serie an“, sagte Jordan Taylor. „Wir haben unseren Heimvorteil heute verloren und müssen neue Wege finden, um sie zu attackieren.“ 

Drei Tage vor dem Mittwoch hatten sich Alba und Bayern bereits ein packendes Pokalfinale geliefert, durch den 67:65-Sieg entführten die Berliner die Trophäe aus München. Für das zweite Spiel der Vierer-Serie hatte Bayern-Trainer Svetislav Pesic angekündigt, keine größeren taktischen Änderungen vornehmen zu wollen. Aber natürlich versuchte der 66-Jährige, seinen langjährigen Schüler und Alba-Trainer Sasa Obradovic doch zu überraschen. Früh im ersten Viertel schickte Pesic den erst 20-jährigen Daniel Mayr aufs Feld – die Maßnahme ging allerdings nach hinten los. Albas Routinier Kresimir Loncar ließ Mayr jedes der rund 15 Profijahre spüren, die er ihm voraushat. Innerhalb kürzester Zeit schenkte Loncar dem 13 Jahre jüngeren Mayr neun Punkte ein, Alba zog davon. Die Berliner waren zunächst das aktivere, konzentriertere und entschlossenere Team, fast schien es, als steckte den Bayern eine rauschende Pokalparty in den Knochen. 

8855 Zuschauer bekamen ein enges und hart umkämpftes Spiel zu sehen

Pesic holte Mayr vom Feld, brüllte seine Spieler in einer Auszeit fürchterlich zusammen und lieferte sich ein Wortgefecht mit dem Berliner Akeem Vargas, für das beide mit einem Technischen Foul bestraft worden. Kurz darauf mussten beide Teams, die sich jetzt ein hitziges Spiel lieferten, eine Pause einlegen, es gab technische Probleme mit dem Videowürfel in der Arena am Ostbahnhof. Als es weiterging, war Obradovic mit seiner eigenen Überraschung an der Reihe: Alba stellte auf Zonenverteidigung um, dieser Kniff funktionierte besser als Pesics Mayr-Experiment. Die gerade erstarkten Münchner verloren ihren Rhythmus, zur Halbzeit war Alba mit sechs Punkten vorn. Elmedin Kikanovic hatte zu diesem Zeitpunkt bereits 16 Punkte erzielt, am Ende kam der Center auf 24 Zähler. Für  die Bayern traf Dusko Savanovic (15) am besten. 

Die Münchner kamen mit viel Energie und einer 7:0-Serie aus der Kabine, die 8855 Zuschauer bekamen nun ein enges und hart umkämpftes Spiel zu sehen. Die Gäste trafen jetzt besser aus der Distanz, zu Beginn des Schlussviertels schien Alba die Kraft zu verlassen. Obradovics Team geriet mit sieben Punkten in Rückstand, aber wie schon im Pokalfinale waren es Taylor (18 Punkte) und Kikanovic, die ihre Mannschaft wieder heranbrachten. Die letzten Chance auf den Sieg hatten aber die Münchner, Alex Renfroe verwarf – und ließ knapp 9000 Menschen einigermaßen ratlos zurück.

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