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Foto: Kai-Uwe Heinrich

© Kai-Uwe Heinrich tsp

Sport: Alba fehlt ein Entscheider – auch gegen Hagen?

Berlins Basketballer verlieren zu oft in der Endphase

Berlin - Bevor es im Training daran geht, an letzten taktischen Details für Spiel zwei gegen Hagen zu arbeiten, versammelt Luka Pavicevic seine Spieler noch einmal am Mittelkreis um sich. „Guten Morgen“, wünscht Albas Trainer, bevor er zur Generalkritik ansetzt. „Die halbe Saison ist um, und wir haben schon sechs Spiele verloren“, sagt der Serbe, ruhig, aber bestimmt. „Das sind fünf zu viel.“ Denn bis auf das 52:103-Desaster in Bamberg, „die Niederlage, die uns immer noch schmerzt, die uns antreibt“, seien alle anderen Pleiten vermeidbar gewesen. Speziell in der Schlussphase habe Alba mögliche Siege vergeben. „Ein Extramaß an Wachsamkeit“ fordert Pavicevic daher von seinen Spielern in Zukunft. Dann legen er und seine Basketballer die Hände aufeinander, zählen laut „Eins, zwei, drei – Alba!“ und gehen auseinander, ans Werk.

Am heutigen Sonntag gegen Phoenix Hagen (17 Uhr, Großarena am Ostbahnhof) kann sich Pavicevic der Wachheit seiner Spieler gewiss sein. Dafür ist die 86:92-Niederlage vom Mittwoch noch zu frisch. „Wir haben etwas gutzumachen“, sagt auch Kapitän Patrick Femerling, „in Hagen haben wir uns nicht so verkauft, dass wir ruhig schlafen könnten.“

Doch solch eine erhöhte Aufmerksamkeit fehlte bei den bisherigen Niederlagen, als sich das Team nach Siegen zuvor in der Liga oder Eurocup zu sicher fühlte. „Einige Spieler waren zu Saisonbeginn weder bei Alba noch in der Bundesliga angekommen“, kritisiert Pavicevic seine Akteure ungewohnt hart. „Man kann sich nie ausruhen, weder auf einer Siegesserie noch darauf, auf dem Papier stärker zu sein als der Gegner.“ Mittlerweile sei dies nicht mehr der Fall, dennoch besteht Pavicevic auf seiner Lieblingsvokabel: „alertness“, Wachsamkeit. „Wir besitzen diese Qualität offenbar nicht von Natur aus, also müssen wir darauf achten, wach zu sein, besonders in den letzten fünf Minuten.“

Was Pavicevic meint, ist die „Crunch Time“. So nennt man im Basketball die Schlussminuten, die oft über Sieg und Niederlage entscheiden. Bei Alba brachte sie oft ungünstige Entscheidungen. Gegen Tübingen führten die Berliner bis kurz vor Schluss, gegen Hagen, Quakenbrück, Braunschweig und Ulm war der Punktestand lange ausgeglichen, bevor die Gegner das Spiel in der Endphase für sich entschieden.

In der Crunch Time helfen gute Nerven, vor allem aber ein Crunch-Time-Spieler – der Mann, den man sucht, wenn es kurz vor Spielende eng wird, den Mann, der Spiele entscheidet. Bei Alba fehlt solch ein Entscheider ein wenig. „Wir haben genug Spieler, die am Ende ihren eigenen Wurf kreieren können“, sagt Femerling zwar. Doch die Topscorer Julius Jenkins, Derrick Allen und Tadija Dragicevic sind bisweilen unsichtbar, wenn es am Ende um die Entscheidung geht.

„Jeder Basketballer liebt die Crunch Time, wenn es um alles geht“, sagt Pavicevic, räumt dann aber ein: „Die einen kommen besser damit zurecht, die anderen weniger.“ Es gebe eben keinen Computer, in den man bei der Spielersuche eintippen könne: Crunch-Time-Spieler. Aber ohnehin gehe es nicht um den einzelnen Entscheider, auch nicht um Neuzugang Heiko Schaffartzik, der bisher praktisch nicht gespielt hat und langsam aufgebaut werden soll. Nein, bei Alba gehe es generell ums Crunch-Time-Spiel. „Mal kann es am Ende ein Rebound, mal ein Freiwurf, mal ein Ballverlust sein, der ein Spiel entscheidet, das weiß man vorher nie.“ Daher helfe nur eines: wachsam sein.

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