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Alba: Gelungene Vorstellung

Im ersten Saisonheimspiel verzückt Albas neues Basketballteam seine Fans mit einem 92:54 gegen Gießen. Der Sieg steht für das neue Selbstvertrauen der Korbjäger.

Berlin - Die Fans hatten ihre Hoffnungen auf gelbe Plakate geschrieben, in englischer Sprache, damit die vielen neuen Basketballprofis von Alba Berlin es auch verstehen würden. Defense, devotion, passion, power und emotion erwarten sich die Anhänger – eine starke Verteidigung, Hingabe, Leidenschaft, Energie und Emotionen also. Bis auf das zweite Viertel hielten sich die Spieler gestern an die Vorgaben aus dem Fanblock. Im ersten, durchaus unterhaltsamen Bundesligaheimspiel der Saison besiegten sie die nach der Pause völlig überforderten Gießen 46ers vor 6181 Zuschauern in der Max-Schmeling-Halle mit 92:54 (42:37). Bester Spieler war Dijon Thompson mit 22 Punkten und neun Rebounds. „Die Mannschaft hat sich den Fans auf die richtige Weise gezeigt“, sagte Trainer Luka Pavicevic sehr nüchtern. „Wir hatten die Pflicht zu zeigen, dass wir das bessere Team sind. Aber wir sind noch längst nicht gut genug.“

Schon vor Spielbeginn wurde deutlich, dass sich unter dem neuen Trainer einiges geändert hat. Der Serbe Pavicevic kam erst lange nach dem Team in die Halle, die Assistenz- und Athletiktrainer übernahmen das neuerdings gemeinschaftliche Aufwärmprogramm, bei dem auch mal ein Profi in der Mitte steht wie beim Schulsport und die anderen alles nachmachen.

Der Auftaktsieg bei den Artland Dragons Quakenbrück, an denen Alba im Play-off-Viertelfinale der vergangenen Saison gescheitert war, hatten den Berlinern Selbstbewusstsein verliehen. Sie führten gestern Abend schnell 13:8, konnten den Vorsprung aber zunächst nicht halten. Die Gießener, mit einer Heimniederlage gegen Aufsteiger Göttingen gestartet, waren nicht gewillt, sich in die nächste drohende Niederlage zu fügen.

Mit dem deutschen Nationalspieler Johannes Herber, der für den jungen Spielmacher Bobby Brown aufs Feld kam, kam mehr Schwung ins Spiel. Er sowie die starken Julius Jenkins und Dijon Thompson stellten mit einer 10:0-Serie Albas 23:12-Führung nach dem ersten Viertel sicher. Im zweiten Durchgang ließen die Gastgeber Gießen allerdings wieder auf drei Zähler herankommen. Pavicevic dürfte vor allem missfallen haben, dass dem Gegner einige leichte Körbe gelangen, bei denen sein Team nicht energisch genug eingriff. Mit drei Dreipunktewürfen in Folge verhinderte Julius Jenkins zumindest den Ausgleich. Zur Pause führte Alba zwar mit der deutlich besseren Wurfquote (66 zu 48 Prozent), hatte allerdings keinen einzigen Freiwurf zugesprochen bekommen und lag im Reboundduell mit 11:16 in Rückstand. Im zweiten Viertel machte Gießen 25 Punkte – fast die Hälfte der Gesamtpunktzahl.

Top war dagegen schon zur Pause der Wert von Dijon Thompson: 13 Punkte, null Fehlwürfe. Diese Statistik sollte sich in der zweiten Halbzeit, in der Alba deutlich dominierte und immer weiter davonzog noch verbessern: In 30 Minuten Spielzeit traf er neun Mal in den Korb (darunter drei Dreier) – und warf nicht ein einziges Mal daneben. Der US-Amerikaner zeigte gestern, dass er das Zeug hat, Albas neuer Star und Publikumsliebling zu werden. Neben ihm bekamen die Fans auch ein neues Spielsystem zu sehen: Es gibt weniger Einzelaktionen als in der vergangenen Saison und dafür mehr Passspiel.

Während die Spieler auf dem Feld Lust auf die neue Basketballsaison und das neue Alba-Team machten, dürfte es nicht nur für die Gießener, sondern auch für einen Berliner ein eher frustrierender Abend gewesen sein: Aufbauspieler Nicolai Simon, der in der Vorsaison unter Trainer Henrik Rödl regelmäßig gespielt hatte und als eines der größten deutschen Talente gilt, saß bis kurz vor Schluss nur auf der Bank. Erst beim Stand von 86:52 knapp drei Minuten vor dem Ende ließ Pavicevic ihn aufs Feld. Zuvor setzte er ganz auf das Spielmacher-Duo Brown/Jenkins, das schon gut harmonierte.

Die Fans jedenfalls waren begeistert vom neuen Berliner Team. Sie verabschiedeten die Mannschaft mit Standing Ovations.

Helen Ruwald

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